Ein Fall für Nummer 28
Gogo und der Detektivclub
Wenn sie den geheimen Gang unter dem Donnerschloss nicht entdeckt hätten, wären sie niemals in diesen Schlamassel geraten.
Und schuld an allem war Bummbrett.
Angefangen hatte es damit, dass Gogo am Montagnachmittag die Idee mit dem Detektivclub hatte. Gogo und Nadeshda hockten auf
den Treppenstufen vom Eingang von Nadeshdas Haus. Sie schauten die Brunnenstraße hoch und runter. Keine Menschenseele weit
und breit. Das griechische Lokal gegenüber, das Gogos Eltern gehörte, hatte noch geschlossen. Nicht einmal ein Hund drehte
irgendwo seine Runde. Und selbst Gogos kleine Schwester Poli-Kala war ausnahmsweise einmal nicht in der Nähe.
Nadeshda fühlte sich ganz kribbelig. In zwei Tagen hatte sie Geburtstag. Einen Tag später begannen die Sommerferien und nächste
Woche würde sie mit Gogound seiner Familie zu seinen Großeltern nach Griechenland fahren. Aber jetzt? Irgendetwas musste sie jetzt tun. Sie konnte
hochgehen und schon mal ihren Koffer packen. Nein, entschied Nadeshda, dafür war das Wetter einfach zu schön.
Sie stieß ihren Freund an. »Was kann man denn mal machen?«
Gogo überlegte kurz. »Wir könnten einen Detektivclub gründen«, schlug er vor.
»Einen Detektivclub gründen? Ja, und dann?«, fragte Nadeshda überrascht.
»Na, dann lösen wir superspannende Fälle«, erklärte Gogo, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt.
In diesem Moment wurde hinter ihnen die Haustür geöffnet. Nadeshdas neuer Nachbar, der gemütliche Otto Honig, trat aus dem
Haus. Der kleine rundliche Mann schien es sehr eilig zu haben. Unruhig schaute er sich nach allen Seiten um. Dann beugte er
sich zu Nadeshda und flüsterte ihr mit gedämpfter Stimme zu: »Ich bin mal eine Zeit lang weg. Mach dir keine Sorgen.«
Mit großen Schritten eilte er davon. Nadeshda winkte ihm flüchtig hinterher.
Sie hatte gar nicht richtig gehört, was Otto gesagt hatte. Denn im Moment interessierte sie sich nur für die spannenden Fälle,
die Gogo ihr gerade aufzählte: »Handtaschenraub, Kaugummiautomatenaufbruch ...«
Plötzlich unterbrach Nadeshda Gogos Aufzählung. Ein Gedanke war ihr durch den Kopf geschossen: Otto hatte gesagt, er wäre
eine Zeit lang weg. Was meinte er damit? Wie lang war für ihn eine Zeit lang? Vielleicht meinte er damit eine halbe Stunde?
Was aber, wenn er damit einen längeren Zeitraum meinte?! Sie sprang auf und rief ihm hinterher: »O-t-t-o!«
Otto, der bereits an der Straßenecke angelangt war, blieb stehen und wandte sich um.
»Otto, wann kommst du denn wieder? Vergiss bloß nicht meinen Geburtstag!«, rief Nadeshda. Denn weil ihre Mutter gestöhnt hatte,
dass sie absolut keine Idee hätte, wie sie den Geburtstag gestalten könnte, hatte Otto versprochen, sich für Nadeshdas Geburtstagsfeier
etwas Supertolles einfallen zu lassen. Außerdem hatte sie ihn als Ehrengast eingeladen.
»Ja, ja, geht klar!«, rief Otto ihr über die Schulter zu.
Nadeshda war beruhigt. Wenn Otto das sagte, dann konnte man sich darauf verlassen. Da war sie sich hundertprozentig sicher.
»Aber wann kommst du denn wieder?«, wollte sie ihm noch hinterherrufen. Aber da war Otto Honig schon um die Ecke gebogen.
»Was geht klar mit deinem Geburtstag?«, fragte Gogo neugierig.
»Überraschung!!!«, sagte Nadeshda nur und grinste geheimnisvoll. »Wenn du mit Poli-Kala übermorgen kommst, dann wirst du es
schon sehen.« Sie setzte sich wieder zu ihm auf die Treppenstufen. »Los, was gibt esnoch für superspannende Fälle außer Handtaschenraub und Kaugummiautomatenaufbruch?«
Gogo zählte weiter auf: »Na, zum Beispiel: Ladendiebstahl, Taschengelderpressung, Fahrradklau ...«
»Und du meinst, wenn wir einen Detektivclub gründen, könnten wir solche Fälle lösen?«, fragte Nadeshda ungläubig.
»Na logo!«, antwortete Gogo lässig.
»Aber wir haben gar keinen Fall«, gab sie zu bedenken.
»Stimmt«, sagte Gogo. »Das ist ein Problem.« Er dachte nach. »Das Beste wäre, wir hätten ein Detektivbüro. Dann wüssten alle
Leute, dass wir Detektive sind, und sie würden zu uns kommen und uns mit Fällen beauftragen.«
Während sie noch darüber nachgrübelten, wie sie zu einem Detektivbüro kommen könnten, hielt ein Kleintransporter vor dem Haus.
Ein langer Mann sprang heraus.
Als er die Kinder im Hauseingang sitzen sah, rief er ihnen mit freundlicher Märchenonkelstimme zu: »Na, ihr zwei, ist das
hier die Nummer 28?«
Nadeshda und Gogo
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