2050 - SEELENQUELL
Klaustrophobie!
Aber so lächerlich die Vorstellung auch sein mochte, so gefährlich wurde ihre Lage dadurch.
Wenn sie Seelenquell auffielen und der jemanden losschickte, nach dem Rechten zu sehen ...
Rhodan bezweifelte nicht, daß Seelenquell ihn gnadenlos töten würde, sollte er ihn hier an Bord der ZENTRIFUGE entdecken.
Der Terraner war zwar kein Dagor-Experte, doch im Verlauf einiger Jahrtausende bekam man dieses oder jenes schon mit. Gerade sein Freund Atlan hatte ihm den einen oder anderen Trick gezeigt.
Rhodan zögerte nicht. Er schob den neben ihm schwebenden jungen Monochrom-Mutanten behutsam ein Stück zur Seite, legte die Hand um Zheobitts Nacken und griff zu.
Der Ara erschlaffte umgehend.
*
Ihre Lage war sowieso prekär genug. Rhodan staunte noch immer, daß sein irrwitziger Plan Erfolg gehabt hatte.
Obwohl der Ara völlig desorientiert und sein Zustand schlicht mitleiderregend war, hatte er es geschafft, ihn zur ZENTRIFUGE zu schleppen und sich mit ihm in die Schlangen der dort wartenden Mutanten einzureihen. Und Rhodan und der Ara waren anstandslos mit allen anderen in das Schiff eingelassen worden.
Dort herrschte das nackte Chaos. Rhodan wußte nicht, was Seelenquell beabsichtigte. Er wußte nicht, wozu er die Mutanten benötigte oder einsetzen wollte. Er wußte nur, daß der unheimliche Fremde rücksichts- und skrupellos genug war, vierunddreißigtausend Menschen meine Zweihundert-Meter-Halbkugel zu zwingen.
Rhodan und der Ara gehörten zu den letzten, die das Schiff betreten hatten, und waren im Schleusenraum in der Nähe des Schotts gestapelt worden. Rhodan mochte sich gar nicht vorstellen, wie es tiefer im Schiffsinneren aussah.
Vierunddreißigtausend Menschen! Eingepfercht wie Vieh, nein, schlimmer noch: wie Güter, wie Container.
Zweifellos hatte Seelenquell die Besatzung der ZENTRIFUGE geistig unterworfen, wie er auch die Mutanten unterjocht hatte, und ihr Anweisungen erteilt. Sie hatte die Bordschwerkraft reduziert. Rhodans Einschätzung zufolge lag sie fast bei Null.
Der Resident konnte sich bildlich vorstellen, was daraufhin geschehen war. Die willenlosen Monochrom-Mutanten waren wie eine nicht enden wollende Flut an Bord gekommen, hatten sich in sämtliche Kabinen, Gänge, alle nutzbaren Hallen gezwängt, sich der Länge nach ausgestreckt, waren übereinandergeklettert, um den zur Verfügung stehenden Raum optimal zu nutzen. Dann hatte die Besatzung zumindest in den hohen Hallen und Räumen Prallfelder installiert, um zu verhindern, daß die unten liegenden Mutanten körperlichen Schaden nahmen.
Die Besatzungsmitglieder hatten das Schiff verdunkelt, und Morkhero Seelenquell hatte die Mutanten offensichtlich in einen narkoseähnlichen Tiefschlaf gezwungen, um ihre Körperfunktionen soweit wie möglich herabzusetzen. Er konnte die Todgeweihten zwar beeinflussen, aber gegen die Biologie kam auch er nicht an.
Kurz nachdem Rhodan und Zheobitt das Schiff betreten und wie die Mutanten vor und hinter ihnen ihre Position eingenommen hatten, war die ZENTRIFUGE gestartet, Rhodans Chronometer zufolge noch am 25. Dezember. Der Flug konnte nicht lange dauern. Es war unmöglich, vierunddreißigtausend Menschen hier an Bord zu versorgen; das Medoschiff war so vollgestopft, daß nur noch ein Teleporter sich von einem Ort zum anderen bewegen könnte. Und schon sehr bald würde sich das Problem ergeben, die Ausscheidungsprodukte der Insassen zu entsorgen. Obwohl die Umweltkontrollen mit voller Kraft arbeiteten, ließ die Luft sich immer schwerer atmen, wurde der Gestank von Schweiß, Urin und Fäkalien immer durchdringender.
Rhodan mußte kurz an Kommandounternehmen vergangener Zeiten denken, bei denen er oder andere sich beim Feind eingeschlichen hatten. Diesen Flug konnte man damit aber kaum vergleichen. Die ganze Aktion war nicht vorbereitet, sondern völlig spontan erfolgt. Rhodan hatte nicht die geringste Ahnung, wo der Flug enden und was ihn dort erwarten würde.
Und wenn Seelenquell ihn entdeckte? Aber wie sollte er das bei vierunddreißigtausend Geiseln?
Es gab noch eine Unwägbarkeit, die schnell zur Gefahr werden konnte.
Der mentale Druck des Para-Blocks war zwar schwächer geworden, hatte aber noch Bestand.
Er verhinderte nach wie vor, daß die Besatzungen der ENTDECKER-Raumschiffe im Erdorbit sich den Mutanten nähern konnten.
Wie würde Bully sich verhalten? Die Fernoptiken hatten ihm eine unübersichtliche Situation präsentiert. Er hatte jedoch mit Sicherheit
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