2050 - SEELENQUELL
die Gier. „Der Anzug wird dich unterstützen! Was hätte er davon, wenn du bei dem Versuch stirbst?"
Und irgendwo, ganz, ganz schwach, meldete sich auch die Stimme der Ethik. „Du bist moralisch nicht reif. Du bist nicht für den Anzug geschaffen, und der Anzug ist nicht für dich geschaffen. Denk daran, welches Schicksal dich erwartet, falls du scheiterst!"
Das gab den Ausschlag. Der junge Seelenquell hatte nicht vergessen, was geschehen war, als er den Anzug auf der ORDEO MYN zum ersten Mal angelegt hatte. Er mußte einsehen, daß sein Geist vorerst ohne den Sepzon-Gürtel nicht stark genug war, wirklich alle Möglichkeiten des Anzugs auszuschöpfen. Doch das war kein Grund, die Hoffnung aufzugeben. Er fand sich täglich besser im Umgang mit dem Anzug zurecht. Sein Geist veränderte sich in kleinen Schritten und paßte sich dem Anzug an. „Du bist längst nicht mehr der Seelenquell, der du einmal warst", flüsterte eine der zahlreichen Stimmen in seinem Kopf, eine, die er nicht auf Anhieb erkannte. „Der Prozeß deiner Geburt vollzieht sich permanent."
Morkhero wandte sich von den Stimmen ab und wieder seiner Umwelt zu. „Du mußt Geduld haben!" riet ihm die Vernunft. „Da du mit deinem primären Streben vorerst nicht weiterkommst, sondern längere Zeit benötigen wirst, mußt du dich anderen Zielen zuwenden."
„Die ganze Milchstraße soll einst dein Zuhause sein", wisperte die Hemmungslosigkeit, „also mußt du die Milchstraße beherrschen. Schicke deinen Geist aus und arbeite daran! Zu Anfang konntest du das Phantompotential nicht richtig nutzen. Doch je besser dein Geist sich dem Anzug und seinen Erfordernissen anpaßt, desto besser gelingt es dir, die Möglichkeiten des Anzugs abzurufen."
„So soll es sein", sprach der junge Seelenquell.
*
Aber auch der Anzug der Phantome schien nicht perfekt und allmächtig zu sein. Als Morkhero im Lauf der Jahre, die er sich auf Morbienne III verbarg, einmal versuchte, das Phantompotential gegen die Person einzusetzen, der der Anzug einen so starken und unerklärlichen Haß entgegenbrachte, sträubte er sich und verweigerte ihm schlicht und einfach den Dienst.
Der Anzug gab keinerlei Kommentar dazu ab. Morkhero konnte nur vermuten, daß er sich weigerte, gegen Rhodan vorzugehen, eben weil der Unsterbliche über die Aura eines Ritters der Tiefe verfügte. Vielleicht war er aus diesem Grund nicht für ihn erreichbar.
Dafür ging er gezielt gegen die Liga Freier Terraner vor, deren Schicksal eng mit dem Rhodans verknüpft war. Aber die ersten Versuche schlugen fehl. Rhodan entging den Anschlägen, die Morkheros Hände gegen ihn verübten, und dann stand Seelenquell sogar dem Erzfeind des Anzugs persönlich gegenüber und sah sich gezwungen, von Morbienne III zu fliehen.
Kurz darauf nahm er jedoch in relativer Nähe dieses Planeten eine starke psionische Ausstrahlung wahr, die ihn anlockte. Er identifizierte sie als die der Roten Santilligenz.
Innerhalb kürzester Zeit brachte er alle wichtigen Santanzer unter seine Kontrolle. Und dann versklavte er alle anwesenden Regierungsmitglieder der Bluesvölker, die sich auf dieser Welt zu einer Konferenz zusammenfanden.
Schneller, als der junge Seelenquell es für möglich gehalten hätte, hatte die Lage sich grundlegend geändert. Er hatte die komplette Eastside der Galaxis in seine Hand gebracht.
Und damit auch erneut den Planeten Morbienne III, den er nun von einer starken Kampfflotte der Gataser-Blues sichern ließ - für den Fall, daß er noch einmal das Fluut als Kraftquelle benötigen sollte. „Dieser Erfolg in der Eastside sollte dir Mut machen", flüsterte die Enthemmung. „Es ist nicht nötig, daß du nach Morbienne zurückkehrst. Deine Zeit ist jetzt gekommen. - Das Fluut in der ORDEO MYN wird ausreichen", fügte die Stimme hinzu, als sie Morkheros Zögern spürte. „Du bist mittlerweile stark genug!"
„Wozu stark genug?"
„Die Eastside gehört ohnehin schon dir, du besitzt jetzt eine Hausmacht. Die Zeit ist mehr als reif!"
„Wozu?" fragte Seelenquell erneut. „Weite deine Macht aus ... geh nach Arkon!"
*
Arkon ... Gos'Ranton - die Kristallwelt. Mittelpunkt eines der ältesten und größten Reiche der Galaxis. Ein Imperium, das in seiner Blüte einen unvergleichlichen Glanz ausstrahlte. Das sich nach einer Zeit des Niedergangs nun wieder zu alter Größe aufschwang.
Die Eastside und das arkonidische Kristallimperium stellten etwa zwei Drittel des militärischen Potentials
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