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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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im Sommer zu heiß und zu trocken und andere werden ihren Platz einnehmen, zum Beispiel im Baltikum und in Skandinavien. Nachhaltigkeit wird man mit Überlebensfähigkeit gleichsetzen.
    Soziale Verantwortung der Unternehmen, verantwortliche Kapitalanlagen, freiwillige Ökoeffizienz, Emissionshandel und romantisierender Umweltschutz werden für die gewaltige Klimaherausforderung keine Lösung bringen, genauso wenig wie der Globale Pakt der Vereinten Nationen (UN Global Compact), die Agenda 21 und die Millenniums-Entwicklungsziele (UN Millennium Development Goals – MDG) für die Armut auf der Welt Lösungen bieten können. Freiwillige Selbstregulierung der Märkte ist ein gescheitertes Dogma der 1990er-und 2000er-Jahre. Nur ein Kraftakt unter der Führung der Regierungen, in der Größenordnung des Industrialisierungsschubs im Zweiten Weltkrieg und eines Marshall-Planes, kann es richten. Wir sollten uns nicht länger mit Heftpflasterlösungen etwas vormachen, wenn eine radikale Operation gefragt ist.
    Kapitulation bei Entscheidungsprozessen
    Politische Prioritätensetzung, Bereitschaft zur Führung und politischer Wille, das werden in der entwickelten Welt weiterhin die Problemfelder sein. Politiker und Parlamente werden sich nach wie vor eher auf die Seite der umweltverschmutzenden als auf die der grünen Industrien schlagen. Die Entwicklungsländer werden sich verständlicherweise auf das Wachstum ihrer Ökonomien konzentrieren, um ihren Bevölkerungen elementare Dienstleistungen im Bereich Wohnen, Verkehr und Gesundheitsfürsorge zu bieten, und auf dem Weg dorthin nicht sehr viel Wert auf die ökologisch besten Lösungen legen. Sie werden den gleichen kurzfristigen Finanzmarktzwängen wie die entwickelten Märkte unterliegen. Deshalb glaube ich, dass eine Klimakatastrophe im Lauf des 21. Jahrhunderts unvermeidlich ist. Sie wird alle Länder treffen, mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und unterschiedlicher Wirkung, je nachdem, wie natürliche und gesellschaftliche Bedingungen, Infrastruktur und Anpassungsressourcen beschaffen sind. Leider ändert die Gesellschaft ihre Richtung offenbar nur unter höchster Gefahr und dramatischen Bedingungen, während die Klimakatastrophe nur nach und nach ankommt, nicht als der große Knall, sondern eher als Summe einer großen Zahl kleiner Kalamitäten.
    Solange der Aktienmarkt am Steuer sitzt, wird die Menschheit kontinuierliches Wirtschaftswachstum anstreben. Den Regierungen wird keine andere Methode zur Schaffung von Arbeitsplätzen oder Erhöhung der Steuereinnahmen einfallen, sie werden deshalb mitmachen. Im Ergebnis werden wir im Jahr 2052 weniger Armut in den Entwicklungsländern und mehr Armut und Ungerechtigkeit in der entwickelten Welt haben sowie insgesamt mehr Umweltzerstörung.
    Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass ich unrecht habe. Wie der Romanautor und Humanist des 19. Jahrhunderts, Romain Rolland, sagte: »Der Pessimismus im Kopf schließt den Optimismus des Wollens nicht aus.«
    Carlos Joly (Argentinier, geboren 1947) lebt und arbeitet seit 25 Jahren in Europa. Er ist Investmentmanager, der im Lauf der Jahre mit verschiedenen Ansätzen zur Integration von Umweltfragen in das Portfoliomanagement Pionierarbeit geleistet hat. Zurzeit ist er Vorsitzender des Climate Change Scientific Advisory Committee of Natixis Asset Management in Frankreich.
    In meinen Augen beschreibt » Ausblick 2–1 : Die dunklen Jahrzehnte« eine Zukunft, die viele Kritiker der derzeitigen Welt so erwarten. Es ist dies eine Zukunft, in der die Menschheit in ihrer Reaktion auf die doppelte Herausforderung von Verteilungsungerechtigkeit und Klimawandel viel zu langsam ist und infolgedessen Jahrzehnte dysfunktionaler globaler Entwicklung erdulden muss. Interessanterweise ist dieser Ausblick von einer Persönlichkeit mit breiter Erfahrung in der Finanzwelt geschrieben worden und trotzdem gibt der Verfasser dem derzeitigen Umgang mit dem kapitalistischen System einen Großteil der Schuld.
    Ich halte die Analyse für absolut korrekt, der Ton ist mir aber etwas zu pessimistisch. Die in den »dunklen Jahrzehnten« beschriebenen Probleme werden letztendlich überall auftreten, während der nächsten 40 Jahre betreffen sie aber vor allem die reiche Welt. Diese Minderheit (ein Fünftel der Weltbevölkerung) wird einen Sturz aus ehemaliger Herrlichkeit erleben, aufgrund stagnierenden Produktivitätswachstums und steigender Spannung, die aus Ungerechtigkeit entsteht. Gleichzeitig wird aber die Mehrheit im

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