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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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    Die Aufregung im Jahr 2011 und die Finanzkrise von 2008 entwickelten sich aus dem geradezu religiösen Glauben des Westens an den freien Markt, einem Glauben, der die globalen Finanzmärkte seit 30 Jahren beherrscht. Der hartnäckig aufrechterhaltene Glaube, dass Märkte, Technik und Finanzwesen in Verbindung mit Demokratie jedermann jede erdenkliche Freiheit bieten und alle Probleme auf der Welt lösen können, muss nun, gelinde gesagt, neu überdacht werden.
    Gleichzeitig wurden die beispiellosen Ausschreitungen und Plünderungen in mehreren englischen Städten im Sommer 2011 allen möglichen Ursachen zugeschrieben, vom Zusammenbruch der bürgerlichen Werte bis zu Schwächen im Bereich der Polizei, Anspruchsdenken und ungezügeltem Konsumismus. 2011 glaubten selbst Sozialhilfeempfänger ein Recht auf weit überteuerte, von billigen Arbeitskräften in Asien hergestellte Nike-Schuhe zu haben. Keiner der Randalierer riskierte sein Leben, weil er etwas zum Essen brauchte; denn hungrig war keiner. Die Ausschreitungen im Vereinigten Königreich unterschieden sich deshalb grundsätzlich von den Unruhen im Mittleren Osten, wo die Menschen auf den Straßen im Wesentlichen bessere Lebensbedingungen forderten, mit fairem Zugang zu den lebensnotwendigen Dingen, den es für sie nur dann geben kann, wenn die Ressourcen gerechter aufgeteilt werden. Die Menschen erhoben keinen Anspruch auf irgendwelche utopischen Vorstellungen von westlicher Demokratie. Wie viele ihrer Brüder und Schwestern in den Entwicklungsländern kommen sie immer mehr zu der Überzeugung, dass das konsumgetriebene Wirtschaftsmodell, das eher Privilegien und Ansprüche zementiert als dass es den Einsatz für die Gemeinschaft fördert, für sie kein Vorbild sein kann.
    Während dies alles geschieht, schaut Asien mit mehr als 60 Prozent der Weltbevölkerung zu und überlegt, was das alles für diese so besonders bunt gemischte Region bedeuten könnte. Zweifellos hat das verantwortungslose Treiben der globalen Märkte auch die regionalen Aktienmärkten durcheinandergebracht. Die Behauptung aber, die Leistung der Aktienmärkte bilde die reale wirtschaftliche Gesundheit eines Landes ab und habe Auswirkungen auf das Wohlergehen der Bevölkerung im Allgemeinen, die gehört zu den großen Lügen unserer Zeit. In Wirklichkeit berührt der Aktienmarkt die große Mehrheit der Menschen in Asien so gut wie nicht, nicht einmal die Angehörigen der Mittelschicht.
    Konkrete negative Auswirkungen auf die Mehrheit der Menschen, die weder Aktien noch Schätze ihr Eigen nennen, treten allerdings dann auf, wenn viele Regierungen in Asien mit ihren politischen Strategien den Mythos verfestigen, sie alle könnten leben und konsumieren wie die Leute im Westen. Wenn es je einen idealen Zeitpunkt gab, der Propaganda einer den Amerikanischen Traum preisenden Disneyland-Weltsicht eine grundsätzliche Absage zu erteilen, dann ist das jetzt. Innerhalb der Grenzen unseres Planeten gibt es einfach keine Kapazität mehr für noch zwei oder drei Amerikas. Bis zum heutigen Tag werden sechs Milliarden Menschen zu dem falschen Glauben verleitet, es gebe keine natürlichen Begrenzungen und sie könnten alles haben, dem menschlichen Erfindergeist werde schon etwas einfallen. In Wahrheit geht das einfach nicht und die politischen Führer und die Unternehmer, die am meisten von der Aufrechterhaltung des Status Quo profitieren, müssen endlich aufhören, die Wahrheit zu leugnen.
    Wenn die Asiaten in den nächsten 40 Jahren weiterhin den Lebensstandard heutiger Amerikaner oder auch der etwas sparsameren Europäer anstreben und wenn sie auf diesem Weg auch noch erfolgreich sind, werden die für die Aufrechterhaltung menschlichen Lebens notwendigen natürlichen Systeme höchstwahrscheinlich zusammenbrechen. Die globale Tragfähigkeit reicht dafür nicht aus. Es ist noch nicht klar, ob es die Asiaten oder die Amerikaner/Europäer sein werden, die ihre Gewohnheiten am stärksten werden verändern müssen; unabhängig davon lebt dann aber nach wie vor eine Mehrheit unter ärmlichen Bedingungen. Eine Minderheit, vielleicht zwei Milliarden, wird es schaffen (was der Rest der Menschheit teuer bezahlen muss), ihren Lebensstil zu erhalten und sich gegen die zunehmende Strangulierung der Lebensbedingungen auf dem Planeten abzusichern. Erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wird deutlich werden, was die Auswirkungen tatsächlich sind. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit stehen die

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