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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Rest der Welt die Früchte steigender Produktivität und steigender Einkommen ernten. Für einige Jahrzehnte wird dies das Gefühl von Fortschritt erzeugen und manche der zunehmend deutlicher werdenden Nachteile, zum Beispiel unwirtliche Wetterbedingungen, kompensieren. Die CO 2 -Konzentration in der Atmosphäre wird mit Sicherheit ansteigen, vor 2052 aber keinen sich selbst verstärkenden Klimawandel auslösen.
    Über die kommenden 40 Jahre wird langsames und ineffizientes Reagieren auf die Herausforderungen die globale Entwicklung dominieren. Insgesamt gesehen wird die Reaktion der Menschheit genug Kraft entfalten, um einige der Probleme zu lösen, für andere Probleme aber nicht schnell genug erfolgen – wie das für das derzeitige kapitalistische System typisch ist. Nehmen wir zum Beispiel das Thema peak oil. Die peak oil -Bewegung sagt voraus, dass die globale Ölproduktion gemessen in physikalischen Einheiten pro Jahr demnächst den Höchststand erreichen wird (oder bereits erreicht hat) und dass demzufolge die jährlich für die Menschheit verfügbare Menge Öl für den Rest des Jahrhunderts abnehmen wird. Ich halte es für zutreffend, dass die Produktion von konventionellem Öl sehr nahe am Höchststand ist oder ihn schon überschritten hat. Man muss aber sehen, wie das kapitalistische System dieser Knappheit zu begegnen versucht: erstens, indem es verschiedene unkonventionelle Ölquellen erschließt (zum Beispiel Teersande, Ölschiefer und Biokraftstoff); und zweitens, indem es den Energieverbrauch in Richtung auf andere Quellen als Öl verschiebt wie Gas und erneuerbare Energien (Wind, Solar, Wasserkraft und Biomasse). Abbildung 2–1 9 zeigt das Ergebnis. Als die konventionelle Ölproduktion nach den 1970er-Jahren stagnierte, tauchten unterschiedliche Varianten unkonventioneller Ölförderung auf, um die Lücke zu füllen. Zunächst Öl aus flachen küstennahen Feldern, dann aus tieferer See und schließlich die eigentliche unkonventionelle Ölförderung. Wie zu erwarten war, hat das kapitalistische System auf die Knappheit von konventionellem Öl und auf den Anstieg der Ölpreise reagiert. Infolgedessen halten sich Höchstpreise meist nur begrenzte Zeit – etwa ein Jahrzehnt –, weil die Ölpreise am Ende wieder durch die Produktionskosten des neuesten Ersatzprodukts bestimmt werden.
    Als konkretes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit des kapitalistischen Systems darf man hier die Tatsache nennen, dass die Vereinigten Staaten es innerhalb der letzten rund zehn Jahre schafften, die Produktion von Biokraftstoff (meist auf Maisbasis) bis zur Deckung eines Zehntels des gesamten Transport-Kraftstoffs zu erhöhen und die Produktion von Schiefergas (überwiegend im eigenen Land gefördert) auf ein Viertel des gesamten Gasverbrauchs. Dabei gab es natürlich mehrere treibende Kräfte, doch zeigt dieses Beispiel, dass unter günstigen Bedingungen unkonventionelle Quellen die konventionellen relativ schnell ersetzen können.

    Abbildung 2–1: Globale Erdölproduktion, konventionell und unkonventionell, 1960 – 2010
    Datenbereich: 0 – 90 Millionen Barrel pro Tag (Quelle: J. Grantham 2011)
    Der Aufschwung beim unkonventionellen Öl schwächt den Niedergang beim Ölverbrauch zwar ab, schiebt ihn aber nicht für alle Zeiten auf. Die kapitalistische Reaktion auf peak oil kann also einige, aber nicht alle Probleme lösen. Für die Armen bleibt peak oil ein Problem, weil sie sich die höheren Ölpreise in der Übergangsphase kaum leisten können. Auch für diejenigen Industriezweige, die auf eine rasch wachsende Versorgung mit billigem Öl angewiesen sind, bleibt es ein Problem. Und was aus meiner Sicht am wichtigsten ist, diese sogenannte Lösung schafft ein neues Problem, nämlich die steigenden CO 2 -Emissionen pro Energieeinheit aus den unkonventionellen fossilen Brennstoffen.
    Trotzdem kann man sagen, dass die Reaktion des Kapitalismus das Problem für diejenigen löst, die den entsprechenden Preis zahlen können, um einen wachsenden Anteil des nur begrenzt verfügbaren Öls (und selbstverständlich auch anderer begrenzter Ressourcen) für sich zu reservieren.

    Abbildung 2–2: Durchschnittliche Kosten von Solarmodulen, 1975–2010
    Datenbereich: 1–100 KKP-Dollar pro Watt Peak Leistung (Quelle: PV News 1982–2003 und Bloomberg, New Energy Finance 2003–2010)
    Abbildung 2–2 10 illustriert eine weitere Erfolgsgeschichte aus dem Bereich technischer Entwicklung und Marktwirtschaft, nämlich den

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