2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

dieser Anteil in den alten OECD-Ländern wie auch in jenen, die sich in den 2010er-und 2020er-Jahren industrialisieren werden, gleich hoch sein. China wird die Wende zum Solarzeitalter mit sehr großen, zentralisierten, staatseigenen, staatlich betriebenen und mit chinesischer Technik gebauten Anlagen anführen. In den Vereinigten Staaten werden sich Mikronetze im Privatbesitz über die öffentlich betriebene Infrastruktur intelligenter Stromnetze miteinander verbinden. 2052 wird allen klar sein, dass die alte Behauptung der Energiekonzerne, »erneuerbare Energien werden nie mehr als einen kleinen Prozentsatz zur Versorgung beitragen, weil die Sonne schließlich nicht nachts scheint«, ein vorsätzlicher Schwindel war. In der Tat reichen erneuerbare Energien aus; die Photovoltaik allein kann den gesamten Planeten mit Strom versorgen und zwar nicht nur heute, sondern auch 2052, wenn der Gesamtverbrauch seinen Höhepunkt bereits erreicht haben wird. Zunehmende Energieeffizienz und rückläufige Bevölkerungszahlen werden nachhaltige Zuwächse des Pro-Kopf-Energieverbrauchs und damit des materiellen Lebensstandards ermöglichen.
    Die Infrastruktur von Photovoltaikanlagen wird flächendeckend sein. Kommunen werden auf geschlossenen Mülldeponien und anderen im Gemeinbesitz befindlichen Flächen solare »Gemeindegärten« einrichten, die einzelnen Bewohner werden in diesen Gärten oder auf Dächern alle über genügend Photovoltaik zur Selbstversorgung verfügen; ihre Solaranlage wird zur Wohnung gehören, die ein neuer Käufer miterwirbt wie etwa eine Garage. In Gebäude integrierte Photovoltaikanlagen, insbesondere photovoltaische Vorhangfassaden an städtischen Hochhäusern, werden aus den meisten Geschäftsgebäuden Nettoenergiequellen machen.
    Die Entwicklung in der Photovoltaik zwischen 2012 und 2052 wird in der Tat bemerkenswert sein, auch wenn die Weltbevölkerung mit großen umweltbedingten Einschränkungen wie Frischwasserknappheit und globalem Klimawandel zu kämpfen haben wird. Wenn die Welt den Blick auf die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts richtet, wird zumindest ein weit verbreitetes Vertrauen darüber vorherrschen, dass das Sonnenlicht die stabilste und verlässlichste Energiequelle darstellt – die Quelle mit der positivsten Wirkung auf unsere sozialen Strukturen und den geringsten damit verbundenen Abfallströmen.
    William W. Behrens (Amerikaner, geboren 1949) war einer der Autoren von Die Grenzen des Wachstums und schrieb zur selben Zeit an seiner Doktorarbeit am MIT. Danach unterrichtete er zunächst am Dartmouth College (USA), bevor er in die Praxis wechselte und begann, nachhaltige Gemeinschaften zu schaffen. Seine Firma ReVision Energy LLC baut Solarausrüstung in Neuengland.
    Ich teile den Optimismus des Ausblicks »Strahlende solare Zukunft«, wiederhole jedoch, dass der Fortschritt wesentlich rascher erfolgt wäre, wenn sich die Vereinigten Staaten eindeutig für Solarstrom entschieden hätten – so wie sie einmal entschieden haben, in zehn Jahren einen Menschen zum Mond zu bringen.
China
    Meine Prognose für China veranschaulicht Abbildung 10–2 .
    Überraschend für viele Bewohner der westlichen Welt wird die chinesische Bevölkerung ihren Höchststand bereits in den 2020er-Jahren erreichen – aber es wird ein flaches und langes Maximum sein. Auf diese Weise wird das Land einen frühen und immens großen Vorteil aus seiner unpopulären Ein-Kind-Politik der letzten Generation ziehen. Die zusätzliche Belastung durch mehrere 100 Millionen Menschen wird China erspart bleiben und das Land wird in der Lage sein, die frei gewordenen Ressourcen zu nutzen, um für die 1,4 Milliarden Menschen, die in den 2020er-Jahren dort leben werden, eine bessere Existenz zu schaffen.
    Allerdings wird die rapide Verlangsamung des Bevölkerungswachstums in China nicht problemlos vonstattengehen. Die potenzielle Erwerbsbevölkerung wird sich bis 2052 drastisch um 30 Prozent verringern und die Unterhaltslast (die Zahl von Chinesen pro Erwerbstätigem) wird von 1,4 auf 1,7 steigen – und die ähnlich große Verringerung dieser Last über die vergangenen 40 Jahre umkehren. Dieser Anstieg der Unterhaltslast um 20 Prozent in 40 Jahren wird ein halbes Prozent des jährlichen Wachstums beim Pro-Kopf-Verbrauch aufzehren.
    Das wird für die chinesische Wirtschaft jedoch keinen großen Unterschied machen, da sie weiterhin Wachstumsraten verzeichnen wird, von denen die restliche Welt nur träumen kann. China steht am