2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Arbeitsmarkt einen Vorteil haben. Wenn Sie sich also um Ihre finanzielle Zukunft sorgen und Ihre Kinder bereit sind, Sie im Alter zu unterstützen, sollten Sie sie möglichst dazu überreden, Mandarin zu lernen. Sie werden dann in ihrem Job von den sich schnell global ausweitenden Wirtschaftsaktivitäten der Chinesen profitieren.
    Entsprechend tun Menschen, die nur Chinesisch sprechen, gut daran Englisch zu lernen, um besser mit der Mehrheit der Weltbevölkerung kommunizieren zu können, die sich nie die Mühe machen wird, Mandarin zu lernen. Eine gute Kommunikation erleichtert den Aufbau von Beziehungen ( guanxi auf Chinesisch) noch mehr als gutes Essen.
    12. Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, jedes Wachstum sei gut
    Neben der materiellen Befriedigung möchte ich Ihnen auch in weniger greifbarer Hinsicht noch einige Hinweise dafür geben, wie Sie sich in einer Welt besser zurechtfinden, in der in den nächsten Jahrzehnten viele falsche Entscheidungen getroffen werden.
    Wahrscheinlich geht es Ihnen ähnlich wie mir und den meisten anderen Menschen: Sie sind glücklich, wenn etwas, an das Sie glauben, wahr wird. Und wie die meisten sind wahrscheinlich auch Sie fest davon überzeugt, dass Wachstum immer gut ist. Sie müssen gar nicht darüber nachdenken, dass Wachstum grundsätzlich ein Vorteil ist, besser als Stagnation und ganz sicher besser als kein Wachstum. Aufgrund dieser impliziten Annahme fühlen Sie sich automatisch wohl, wenn etwas wächst, wenn Sie in der Zeitung lesen, dass das BIP und die Beschäftigung gestiegen sind und der Handel expandiert, und Sie fühlen sich unbehaglich, wenn Sie erfahren, dass die Bevölkerungszahl in Japan sinkt, die Verkaufszahlen für Käse zurückgehen und im vergangenen Jahr sieben Prozent weniger Autos neu zugelassen wurden. Wie für die meisten fühlt es sich auch für Sie einfach falsch an, wenn etwas weniger wird. Der Slogan »Wachstum ist Leben«, den die Vertreter des Wachstumsparadigma proklamierten, beschreibt dieses Gefühl.
    Aber in diesem Fall könnte Ihr Bauchgefühl Sie in die Irre führen. Wenn Sie in den nächsten 40 Jahren glücklich bleiben wollen, sollten Sie Ihre Einstellung zu Wachstum neu überdenken. In den kommenden Jahrzehnten wird es von vielem weniger geben. Manchmal wird diese Verringerung ein größeres Problem lösen und daher ein Grund zur Freude sein, nicht zur Sorge. In manchen Fällen wird weiteres Wachstum zu katastrophalen Folgen führen und sicher nicht zu einer Lösung. Sie sollten sich, und Ihrem Bauch, den Unterschied zwischen gutem und schlechtem Wachstum beibringen und auch, dass sowohl Wachstum als auch Abnahme, wenn sie positive Folgen haben, ein Grund zum Feiern sind.
    Dass wir Wachstum automatisch für gut halten, erklärt sich aus unserer jüngsten Geschichte und aus den tagtäglichen Werbebotschaften für Wachstum, mit denen wir über alle Medienkanäle bombardiert werden. Außerdem hat Wirtschaftswachstum im vergangenen halben Jahrhundert viele Probleme beseitigt: Die Einkommen stiegen, Armut wurde verringert, viele neue Arbeitsplätze entstanden und es konnten mehr öffentliche Dienste angeboten werden. Gleichzeitig entstanden durch die Umstrukturierungen, die Wirtschaftswachstum zwingend mit sich bringt, viele Probleme für zahlreiche Arbeiter, die überflüssig wurden und wegziehen oder umschulen mussten.
    Aber in der Zukunft wird Wachstum nicht unbedingt gut sein. Man wird dabei kritischer sein müssen und interessanterweise hat bereits ein Umdenken eingesetzt. Viele sehen eine weitere Erhöhung der Treibhausgasemissionen mit Skepsis und freuten sich über die Nachricht im Jahr 2010, dass die Emissionen in der Europäischen Union zwischen 2008 und 2009 um sieben Prozent gesunken waren. Es ist gut möglich, dass Sie selbst bald zur Gruppe derjenigen gehören, die einen Rückgang des Energieverbrauchs feiern, weil Sie verstanden haben, dass es wichtiger ist, den Lebensstandard zu erhöhen als den Jahresverbrauch an Energie. Durch bessere Isolierungen von Häuserwänden kann der Lebensstandard in einem Land erhöht werden, weil das für angenehme Temperaturen im Inneren der Häuser sorgt, ganz ohne höheren Stromverbrauch. Für die meisten von uns hat eine kontrollierte Reduzierung des landesweiten Energieverbrauchs Vorteile, weil wir dann eben nicht mit ungemütlichen Temperaturen in unseren Häusern leben müssen. Nur für die winzige Minderheit nicht, die in der Strombranche arbeitet. Aber in einer perfekten Welt