2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Wohlergehen beiträgt, sondern nur verhindert, dass das Wohlergehen abnimmt, wenn weltweit die Einschränkungen wegen Ressourcenknappheit und Umweltverschmutzung akuter werden«. Es schien mir einfacher, diese Kategorie unter der Überschrift Investitionsausgaben einzubeziehen.
Auf welche Summe werden sich die neuen Kosten in der Zukunft belaufen? Um wie viel müssen sich die Investitionen erhöhen, will man den neuen Herausforderungen gerecht werden? Man kann hier unmöglich eine präzise Antwort geben; für eine Reihe verschiedener potenzieller Kosten kann ich aber die Größenordnungen abschätzen und diese dann aufaddieren.
Die Antwort, die ich auf diese Weise erhalte, heißt, dass geplante Ausgaben von rund ein bis sechs Prozent des globalen BIP uns bei der Lösung vieler aktueller Probleme ein gutes Stück weiterhelfen wie etwa bei der Halbierung der Treibhausgase oder beim Ersetzen des auf fossilen Brennstoffen basierenden Energiesystems durch ein erneuerbares, auf Solarkraft, Wind- und Wasserkraft basierendes System oder bei der Entwicklungshilfe für die ärmsten Länder. Ein Prozent ist vielleicht etwas niedrig geschätzt, während sechs Prozent wohl eher hoch angesetzt ist. Da Investitionen zurzeit etwa 25 Prozent des BIP darstellen, wird man den Investitionsanteil des BIP auf über 30 Prozent bringen müssen, um die uns bereits bekannten Probleme zu lösen. Wenn wir erzwungene Investitionen für die Milderung von Katastrophen oder die Entschärfung von Unruhen dazuzählen, könnte noch einmal der gleiche Betrag dazu kommen. Nach einer groben Schätzung könnte sich also die Investitionsrate um die Hälfte erhöhen, mit einer Steigerung auf 36 Prozent des BIP, was vergleichbar ist mit den Verteidigungsausgaben in den Vereinigten Staaten am Ende des Zweiten Weltkriegs und den freiwilligen Ersparnissen der Chinesen seit 2000. Dies würde zu einem hohen, aber nicht unerreichbar hohen Investitionsanteil führen. Und wir hätten immer noch zwei Drittel der globalen Produktionskapazität zur Verfügung, um den aktuellen Konsum aufrechtzuerhalten.
Abbildung 4–4 zeigt meine Prognose für den Investitionsanteil am BIP bis 2052. Die freiwilligen Investitionsausgaben werden von 2015 an sehr langsam steigen, in gleichem Maß wie die allgemeine Erkenntnis in der Öffentlichkeit, dass man sich um Energie, Klima und die Ressourcensituation kümmern muss. Immer wenn die Öffentlichkeit nach einer besonders schlimmen Katastrophe in Panik gerät, wird es einen sporadischen Schub geben. Die erzwungenen Investitionen werden einem ähnlichen Muster folgen, mit einer gewissen Verzögerung. Erzwungene Investitionen werden erst schrittweise, dann aber schneller ansteigen, wenn gegen Mitte des Jahrhunderts die Rate der Klimaschäden zunimmt. Noch einmal: In meiner Terminologie schließen die zusätzlichen Investitionen Ausgaben ein, die in den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen als Konsum verbucht werden, also etwa steigende Kosten für Treibstoff oder Bewässerung als Folge der neuen Herausforderungen.
Womit lassen sich meine groben Schätzungen der zukünftigen Investitionskosten untermauern? Welche Erfahrungen gibt es aus der Vergangenheit und welche Zahlen zu öffentlichen Haushalten sind verfügbar?
Am besten bekannt sind wohl die Zahlen aus den vielfältigen Versuchen, eine Lösung des globalen Klimaproblems kostenmäßig zu quantifizieren. Die Schätzung der Stern-Kommission aus dem Jahr 2006 wird wohl am häufigsten zitiert. Sie veranschlagt die Kosten bei einem Prozent des globalen BIP, wenn der kostengünstigste Weg eingeschlagen wird. 7 Diese Schätzung wurde später, im Jahr 2008, durch Lord Stern auf zwei Prozent des BIP angehoben. Gleichzeitig wurden die Kosten des Nichthandelns auf eine fünf- bis 20-prozentige Reduktion des BIP um das Jahr 2100 herum geschätzt. Der US-Ökonom William Nordhaus schätzte im Jahr 2007 die gesamten wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel auf zwischen null und zehn Prozent des BIP, bei Temperaturanstiegen zwischen 0 und 6 °C. Der Weltklimarat rechnet mit Schäden im Bereich von ein bis fünf Prozent des BIP bei einem Temperaturanstieg von 4 °C. 8
Um zu den Kosten des Klimaschutzes zurückzukehren, so ergab die berühmte McKinsey-Kostenkurve von 2006 eine Schätzung zwischen 0,8 und 1,4 Prozent des BIP im Jahr 2030; in der Zeitspanne, die die klimafreundlichen Technologien zum Ausreifen brauchen, wären die Kosten aber höher. Einige Jahre später übersetzte eine
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