2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Produktivität sind. Dieser Meinung bin ich auch.
Im Durchschnitt verbraucht die Menschheit 75 Prozent dessen, was sie innerhalb eines Jahres produziert, während 25 Prozent in Investitionen bestehen. In meinem Kontext spielt es übrigens keine Rolle, ob es sich um »privaten« Konsum handelt (wenn man zum Beispiel einen Fernseher oder einen Hamburger kauft oder mit dem eigenen Wagen in ein privat finanziertes Krankenhaus fährt und sich dort auf eigene Kosten behandeln lässt) oder »öffentlichen« (wenn man sich zum Beispiel eine Militärparade anschaut, Essensgutscheine erhält oder in einem steuerfinanzierten öffentlichen Krankenwagen in ein öffentlich finanziertes Krankenhaus gebracht wird). In diesem Buch werden beide, privater wie öffentlicher Konsum, als Konsum definiert, da beide zur Lebenszufriedenheit beitragen. Beide befriedigen unmittelbare Bedürfnisse oder Wünsche. Auch zwischen privaten und öffentlichen Investitionen wird kein Unterschied gemacht. Solange die Aktivität nicht Konsum ist und solange sie der Sicherung des Konsums auf lange Sicht dient, wird sie als Investition angesehen.
Gerne hätte ich Staatsausgaben für Bildung, Forschung und Verteidigung zu den Investitionen gezählt, zusammen mit den konventionelleren staatlichen Investitionen in Straßen, Krankenhäuser und andere Infrastruktur. In der Praxis macht das aber Schwierigkeiten, weil die verfügbaren Statistiken 6 alle Staatsausgaben als eine einzige Summe ausweisen. In diesem Buch habe ich mich dafür entschieden, diese Summe als Konsum zu behandeln. Dies führt zu einer systematischen Unterbewertung der Bemühungen, die die Gesellschaft zur Vorbereitung einer besseren Zukunft unternimmt, die Abweichung hält sich aber, wie sich weiter unten zeigen wird, in Grenzen.
Während also die Gesellschaften überall auf der Welt zunehmend mit Ressourcenerschöpfung, Umweltverschmutzung, Zerstörung der Ökosysteme und Klimaschäden konfrontiert sind, werden sie meiner Meinung nach auf diese Herausforderungen antworten, indem sie traditionelle Investitionen auf zweierlei Weise ergänzen. Zum einen wird es eine Zunahme bei proaktiven freiwilligen Investitionen geben, die im Voraus getätigt werden, um Ressourcenknappheit oder Umweltschäden in der Zukunft zu vermeiden. Zweitens wird es eine Zunahme an reaktiven erzwungenen Investitionen geben, die im Nachhinein getätigt werden, um durch ungelöste Ressourcen- und Umweltprobleme verursachte Schäden zu reparieren. Ein Beispiel für freiwillige Investitionen ist der Ersatz von billigem konventionellen Öl durch teurere erneuerbare Energie. Ein Beispiel für erzwungene Investitionen ist der Neubau von Häusern nach Hurrikan- oder Flutschäden. Meiner Meinung nach werden solche Investitionen mehr und mehr vom Staat übernommen und nicht nur dann getätigt, wenn der Markt Profitabilität signalisiert. Die Entwicklung in Richtung einer Verstärkung des staatlichen Einflusses wird sich langsam und schrittweise vollziehen, gebremst durch althergebrachte Vorstellungen.
Die große Frage lautet, ob die Summe erzwungener und freiwilliger Investitionen in den kommenden Jahrzehnten so schnell wachsen wird, dass der Konsum abnimmt. Werden sich die Investitionen, zu denen sich die Gesellschaft proaktiv entscheidet, sowie die Investitionen, zu denen sie reaktiv gezwungen ist, so stark erhöhen, dass der Konsum unter die gewohnten Bahnen gedrückt wird? Wird die Gesellschaft auf kurzfristiges Vergnügen verzichten müssen, um langfristige Nachhaltigkeit zu sichern? Es leuchtet ein, dass es weniger zu konsumieren gibt, wenn die Gesellschaft mehr investiert. Richtig ist aber auch, dass der Schock ein wenig abgemildert wird, wenn das BIP gleichzeitig rasch wächst. Wenn die Wirtschaft schnell wächst, wird die wesentliche Folge höherer Investitionen langsameres Wachstum beim Konsum sein.
Hier und im Folgenden beziehe ich die naheliegende Möglichkeit nicht mit in die Betrachtung ein, dass Konsum auch auf externer Kreditaufnahme beruhen könnte. Aus der Perspektive von 40 Jahren gesehen ist dies nur eine vorübergehende Lösung. Ein Land kann ein auf Kredite gegründetes Konsumniveau nicht auf ewig aufrechterhalten, auch wenn die Vereinigten Staaten dies nach dem Jahr 2000 auf spektakuläre Weise versuchten.
Seit 1970 bewegte sich der Investitionsanteil der Weltwirtschaft um die 25 Prozent. Ein Viertel der Jahresproduktion erfolgte in Form von Investitionsgütern und investitionsnahen Dienstleistungen,
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