2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
zumindest. Meiner Meinung nach ist die Antwort ja und nein. Es werden Nahrungsmittel in ausreichender Menge produziert werden, aber die Preise dafür werden so hoch sein, dass sich die Armen der Welt keine ausgewogene Ernährung leisten können. Dies wird sich noch verstärken, je mehr Biokraftstoffe gebraucht werden. Für diese Kraftstoffe zahlen wohlhabende Fahrer einen Preis, der sich nach dem für fossile Brennstoffe richtet. Umgerechnet auf Getreideeinheiten liegen diese Preise über dem, was arme Menschen werden bezahlen können. Das könnte dazu führen, dass die Armen der Welt hungern, weil der landwirtschaftliche Sektor global lieber Autos mit Kraftstoffen versorgt, als Menschen zu ernähren.
Markt für Nahrungsmittel ohne Biokraftstoffe
Selbst ohne eine erhöhte Produktion von Biokraftstoffen ist es derzeit nicht möglich, die Weltbevölkerung zu ernähren. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation können sich fast eine Milliarde Menschen nicht alle Nahrungsmittel leisten, die sie benötigen: Sie sind chronisch unterernährt. Das Hauptproblem dabei ist die Verteilung. Es gibt genug Nahrungsmittel, um alle angemessen zu ernähren, aber die Armen können sich ihren Anteil nicht leisten.
Eine wachsende Weltbevölkerung erhöht den Bedarf an Nahrungsmitteln. Gleichzeitig erlaubt das Wirtschaftswachstum mehr Menschen, ihren Pro-Kopf-Verbrauch an Nahrungsmitteln zu erhöhen und Grundnahrungsmittel wie Getreide, Hackfrüchte, Hülsenfrüchte und Samen durch Fleisch zu ersetzen. Die steigende Nachfrage sorgt für eine gesteigerte Produktion. Unter diesen Bedingungen rechnet die Welternährungsorganisation mit einem verbesserten Nahrungsangebot für das Jahr 2052. Wie viel Nahrungsmittel dann im Vergleich zu heute kosten werden, ist schwer zu sagen.
Es könnte bis zu 30 Prozent mehr Fläche landwirtschaftlich genutzt werden als heute. Durch die vermehrte Nutzung von weniger fruchtbarem Land und die abnehmende biologische Vielfalt steigen die Grenzkosten. Diese steigenden Grenzkosten implizieren, dass die sinkenden Nahrungsmittelpreise der Vergangenheit nicht fortgeschrieben werden können. Bisher sorgte eine steigende Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft für sinkende Produktionskosten. Dadurch sanken die Nahrungsmittelpreise im Verhältnis zu den Einkommen über einen langen Zeitraum hinweg. Durch neue Agrartechnologien, neue Pflanzensorten, Aquakulturen und Bildungsarbeit wird sich diese grüne Revolution fortsetzen. Auf der anderen Seite werden höhere Energiepreise die Kosten für Dünger, Pestizide, für Pflügen, Bewässern und Transport in die Höhe treiben.
Welcher dieser Faktoren in Zukunft überwiegen wird, ist nur schwer vorherzusagen. Die möglichen Folgen des Klimawandels erschweren eine solche Prognose zusätzlich, weil das Wetter die Ernteerträge beeinflusst. Außerdem könnten als Maßnahmen gegen den Klimawandel die Energiepreise erhöht und Emissionsgrenzen für Methan und Stickoxid aus landwirtschaftlicher Produktion eingeführt werden.
Markt für Kraftstoff und Biokraftstoff
Jeder von uns kann nur eine begrenzte Menge an Kalorien zu sich nehmen, aber die Nachfrage nach Kraftstoff – Erdgas, Alkohol, Biodiesel und andere Formen transportfähiger Energie – steigt mit dem Einkommen endlos weiter. In der Vergangenheit sanken die Preise für Kraftstoff im Verhältnis zum Einkommen über eine lange Phase hinweg, in der riesige Ölfelder entdeckt, der Produktionsumfang erhöht und technische Fortschritte erzielt wurden. Auch hier lässt sich der historische Preisrückgang nicht auf künftige Preise hochrechnen, weil unsere billigsten Ölquellen bald erschöpft sein werden.
Die konventionelle Ölförderung hat wahrscheinlich ihren Höhepunkt bereits überschritten. Fossile Brennstoffe werden wohl noch längere Zeit in größerer Menge verfügbar sein, weil neue Lagerstätten entdeckt werden und Kohle zu flüssigem Brennstoff verarbeitet werden kann. Aber diese Umwandlung kostet Geld und letztendlich werden die Preise für Kohle und Erdgas steigen, weil diese Energiequellen an immer unzugänglicheren Orten gefördert werden müssen. Wahrscheinlich wird die Welt zum großen Teil von Öl auf Methanol umsteigen, das aus Schiefergas und Erdgas in abgelegenen Förderstätten gewonnen wird.
Daher werden die Ölpreise in den kommenden Jahrzehnten über lange Phasen hinweg hoch sein. Man wird diese hohen Preise brauchen, um kostspielige Kapazitätserweiterungen und einen
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