2052 - Verkünder des Imperators
sich in nichts vom vorherigen. Es herrschte Stille, und in der Ferne glomm ein gleißendes Licht.
Doch, einen Unterschied gab es, aber den entdeckte er erst nach einer Weile. Das Licht wuchs zu einem kleinen Ball an. Er bewegte sich auf und ab, danach hin und her. Morkhero verstand es als Hinweis, daß das Licht ihn auf sich aufmerksam machen wollte.
Vorsichtig setzte sich der junge Seelenquell in Bewegung. Auf wackeligen Beinen schritt er über den rauhen Untergrund auf die Erscheinung zu. Ein paarmal bildete er sich ein, daß sie ihm zuwinkte.
Komm zu mir, schien sie ihn zu locken. Er lauschte in sich hinein, aber die erwartete mentale Stimme war nicht da. Dennoch, je näher er der Kugel kam und je schneller sie auf ihn zuschwebte, desto deutlicher spürte er den Druck auf sein Bewußtsein.
Nach zwanzig Metern blieb der junge Seelenquell stehen. Er wollte seine zurückgewonnenen Kräfte nicht auf einmal vergeuden. Ganz bestimmt brauchte er sie noch.
Ein Lachen erklang in seinen Gedanken und schob sie beiseite. Eine neue Konfrontation? Wozu, Jungling?
Er war es. Was sich bisher mit jedem Schritt in Morkheros Gedanken als Vermutung gehalten hatte, wurde jetzt zur Gewißheit. „Meister..."
Wieder klang das Lachen in ihm auf. Die Kugel schwoll zu beachtlicher Größe an und überragte den jungen Seelenquell alsbald. Sie schwebte heran und hielt im Abstand von wenigen Körperlängen an. Von ihr ging eine mentale Gewalt aus, der sich Morkhero nicht widersetzen konnte. Er sank zu Boden und stützte sich mit den Armen ab.
Die Kugel vor ihm war fast doppelt so groß wie er selbst, ein funkensprühendes, immaterielles Etwas in Regenbogenfarben.
Das also war aus ihm geworden, nachdem er den Anzug der Phantome benutzt hatte. Selbst ein Phantom, ein Wesen ohne die einengenden Schranken eines festen Körpers. „Wrehemo - Meister!"
Nenne mich nicht Wrehemo! donnerte die mentale Stimme in seinem Kopf und raubte ihm fast den Verstand. Denk nicht einmal mehr daran! Was vergangen ist, ist vergangen. Es gibt keinen Wrehemo mehr. Selbst der Morkhero von damals existiert nicht mehr. „Wie soll ich dich dann nennen? Und was unterscheidet mich von früher?"
Die Kugel vor ihm schien ins Unendlich zu wachsen, aber er wußte, daß das lediglich sein subjektiver Eindruck war. Angesichts der Macht und Herrlichkeit Wrehemos schrumpfte Morkhero zu einem winzigen Insekt, das aufgeregt summend und flügelschlagend vor dem unbegreiflichen Wesen verharrte. Erkenntnisse schlichen sich in sein Bewußtsein. Er begriff, daß die Kugel lediglich die dreidimensionale Komponente des neuen Wesens darstellte, eine dreidimensionale Materialisation psionischer Energie.
Diese Wesenheit hatte mit seinem Meister Wrehemo wahrlich nicht mehr viel zu tun.
Nenn mich künftig SEELENQUELL! fuhr die Stimme in seinem Kopf fort. Das ist mein Name für die Ewigkeit. Ich werde ihn tragen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich die nächste Stufe meiner Entwicklung erreiche. Eines fernen Tages ... „Du bist eine Superintelligenz!" entfuhr es Morkhero. „Du wirst über diese Galaxis herrschen, und ich habe dir den Weg bereitet."
Wie klein und ängstlich du doch bist, Morkhero! Früher warst du frecher und spontaner. Du hast mir manchen Kummer bereitet. Aber das ist nicht der Tag der Abrechnung. Im Gegenteil. Ohne dich wäre ich nie in diese Galaxis gelangt. Noch heute säße ich im Technologischen Speicher und würde mir verzweifelte Gedanken um meine Nachfolge und um mein Ende machen. Du hast ... Nein, junger Freund, mit Dankbarkeit hat das nichts zu tun, daß ich dich am Leben lasse. Eher damit, daß du ein Seelenquell bist. Du bist ein lebendiges Abbild unseres Volkes. Deshalb sollst du leben.
Morkhero spürte große Erleichterung in sich. Sie strömte durch seinen Körper und gab ihm neue Kraft.
Ich werde dich nicht töten, sondern dich zu meinem Verkünder machen.
DM wirst diese Galaxis bereisen und in meinem Auftrag alle wichtigen Angelegenheiten regeln. Ich werde dich zu meiner „Hand" machen!
Morkhero wollte einen Einwand wagen, aber SEELENQUELL ließ es nicht zu. Etwas Unbegreifliches drang in seinen Geist ein. Es hüllte ihn in ein schwarzes Tuch, verankerte sich in den tiefsten Regionen seines Bewußtseins und fing an, sein Denken und Urteilen zu bestimmen.
Nie wieder wirst du eigenmächtig handeln und mir in den Rücken fallen. Als Hüter eines Museums ließ ich es mir gefallen. Als Superintelligenz bin ich nicht bereit, auch nur ein Jota von
Weitere Kostenlose Bücher