2052 - Verkünder des Imperators
Augen. Er kämpfte gegen die Bewußtlosigkeit an, versuchte zu berechnen, wie lange er ihr noch trotzen konnte.
Es wurde tatsächlich heller. Das Licht kam nicht vom Palast, sondern vom fernen Horizont. Der schmale Streifen wurde schnell heller und kündigte den neuen Tag an.
Aus klebrigen, brennenden Augen musterte Morkhero Seelenquell die Umgebung. Die Reste der Kadaver waren für seine Verhältnisse in weite Ferne gerückt. Aber die Distanz zu dem Gebäude war noch immer riesig. Er hatte in der gesamten Nacht höchstens ein Viertel der Strecke zurückgelegt. Das war weniger, als er die ganze Zeit gehofft hatte.
Enttäuscht wendete er das Gesicht ab und starrte wieder hinauf in den Himmel, unmittelbar zu dem etwa dreißig Meter langen Flugboot, das sich auf das Landefeld herabsenkte, in konzentrischen Kreisen seine Suche aufnahm und schließlich direkt auf ihn zukam. Es landete fast zum Greifen nahe und stand still.
Sie hatten ihn gesucht und gefunden, daran gab es keinen Zweifel. Der Einstieg öffnete sich, und er entdeckte die riesigen Gestalten von zwei Arkoniden. Sie musterten ihn stumm. Einer bediente ein kleines Gerät in seiner Hand. Es war winzig, aber es hätte ausgereicht, den jungen Seelenquell totzuschlagen.
Morkhero verlor den Kontakt zum Untergrund. Er schwebte empor und auf das Fahrzeug zu. „Freunde", murmelte er. Das Interkosmo Wort kam ihm so leicht über die Lippen, als sei es seine Muttersprache. „Freunde, ich danke euch."
Sie hatten ihn vor dem sicheren Tod gerettet, gerade rechtzeitig und einem exakten Kalkül ihres Auftraggebers folgend. Nur einer konnte das Boot geschickt haben.
Wrehemo ... Der Meister hatte sich an seinen Schüler erinnert. Ob im guten oder schlechten, das wagte Morkhero in diesen Augenblicken nicht zu entscheiden.
Die Arkoniden holten ihn in das Boot. Sie gaben ihm zu essen und zu trinken und behandelten seinen wunden Körper mit einem lindernden Überzug aus der Sprühdose. In der ganzen Zeit sprachen sie kein Wort.
Das Boot raste in der Zwischenzeit in den Himmel über Arkon Ihinauf, erreichte den Orbit und wandte sich in eine ihm nicht bekannte Richtung. Den Gesprächen der Arkoniden entnahm er, daß sie zu der Stelle im All flogen, wo Arkon III seine Bahn zog, der ehemalige Planet Subtor.
Dort also bist du, dachte Morkhero. Sitzt du bereits an den Schalthebeln der Macht?
Egal, was Wrehemo plante, sein Schüler wollte ihn daran erinnern, daß er seinen Teil zu diesem Erfolg beigetragen hatte. Er hatte die Eastside unterworfen und Arkon für die Übernahme vorbereitet. Er, Morkhero aus dem Clan der Seelenquell. Sein Meister hatte sich nur noch ins gemachte Nest zu setzen brauchen.
Dafür erwartete Morkhero ein gewisses Maß an Dankbarkeit.
*
Eineinhalb Stunden Flug brachten das Boot nach Arkon III - zum neuen dritten Arkon-Planeten, wie Morkhero wußte. Die hohe Beschleunigung und bis zu sechzig Prozent Lichtgeschwindigkeit ließen es die Flugstrecke von über einer Milliarde Kilometer in dieser relativ kurzen Zeit zurücklegen. Das Fahrzeug leitete den Landeanflug ein und näherte sich bis fast auf Kollisionsdistanz der Oberfläche.
Aufgrund der Gespräche der Arkoniden, die sich kaum um ihn kümmerten, identifizierte Morkhero die dreihundert Meter durchmessende Kuppel, von der aus der Kristallschirm gesteuert wurde. Das Flugboot zog in Sichtweite daran vorbei und überquerte die Grenze vom Tag zur Nacht.
Zwanzig Kilometer südlich senkte es sich endgültig dem Boden entgegen. Im Licht starker Scheinwerfer entdeckte Morkhero die hohe Mauer, die ein Areal von zweitausend Metern Durchmesser unischloß. Das Fahrzeug hüpfte in einem eleganten Schwung über das Hindernis und sank dem Boden entgegen.
Lautlos öffnete sich der Ausstieg.
Die Arkoniden blieben sitzen. Ihre Blicke streiften erst ihn und dann die Öffnung. Sie wollten ganz eindeutig, daß er das Flugboot verließ.
Der junge Seelenquell erhob sich mühsam auf seine dünnen Beine. Essen und Trinken hatten ihn gekräftigt, die Emulsion seine Haut regeneriert. Die weichen Sitzpolster hatten ein übriges zu seinem Wohlbefinden beigetragen.
Ein Transportfeld griff nach ihm und trug ihn hinaus. Während es ihn auf dem Boden absetzte, stieg das Fahrzeug bereits in den Himmel. Aber es flog nicht davon, sondern verschwand lediglich hinter der Mauer. Vielleicht war es ein gutes Zeichen.
Dunkelheit senkte sich über ihn. Er schloß die Augen und lauschte. Sein neuer Aufenthaltsort unterschied
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