2053 - Der neue Tato
ellipsoiden Blase aus, Langsam hob er die Hände, tastete mit den Fingerspitzen die unteren Augenlider ab und begann dann mit akribischer Vorsicht, die Bioplastpolster von seinen Wangen abzuziehen. Trotz der immer noch gefährlichen Situation begann sich ein amüsierter Zug um seine Mundwinkel abzuzeichnen, Nicht eine Sekunde lang ließ er sein Gegenüber aus den Augen und registrierte deutlich dessen Verwunderung.
Mit der linken Hand raffte er das schulterlange silbrigweiße Haar zusammen, mit der rechten griff an sich an die Stirn und löste die Perücke. Weder seine roten Augen noch den blassen Teint konnte er jedoch rechtzeitig verändern. Andererseits sah er den grobschlächtigen Riesen von Sekunde zu Sekunde verblüffter reagieren, Der Ertruser hatte eindeutig erkannt, dass unter der Maske ein terranisches Gesicht zum Vorschein kam. „Falls noch immer nicht alle Missverständnisse ausgeräumt sind", sagte Arneo Lekam, „mein Name ist Perry Rhodan. Wir sind nach Ertrus gekommen, um einen wichtigen Einsatz zu Ende zu führen. Es ist wichtig, dass wir auf unserem Weg nicht weiter behelligt werden."
Die Reaktion auf seine Eröffnung konnte er auf den Gesichtern der Rebellen ablesen, Sie reichte, von offensichtlichem Unglauben über deutliche Überraschung bis hin zur Euphorie. Einige Angreifer schienen es nachgerade als Schock zu empfinden. dass sie nahe daran gewesen waren, ihre besten Verbündeten zu töten. „Jeder Ertruser hat über Radio Freies Ertrus die Zeremonie gesehen, mit der Kim Tasmaene von dir als neuer Präsident vereidigt wurde", stieß der Anführer stockend hervor. „Uns war also bekannt, dass du entweder auf Ertrus weilen musst öder über einen geheimen Zugang zum Planeten verfügst. Wir hätten aber nie vermutet ..."
„Keine langen Reden!" Rhodan begann schon wieder damit, die Arneo-Lekam-Maske aufzutragen. „Ich konnte über Funk zwar in Fin Calley abwiegeln, falls aber doch Patrouillen unterwegs sind, solltet ihr rechtzeitig verschwunden sein. - Sitzt die Perücke wieder richtig?" Der Hüne nickte grinsend. „Es tut mir leid", sagte er. „Jeder von uns hat die Aufforderung des Präsidenten vernommen, Ruhe zu bewahren, aber angesichts der scheinbaren Arkoniden-Privatexpedition, die noch dazu von Ertrusern unterstützt wurde, fühlten wir uns nicht an die Aufforderung gebunden."
„Es hat nicht viel gefehlt, und ihr hättet euren Präsidenten ins Jenseits befördert." Rhodan konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen. „Was immer eure Absicht ist, wir wünschen euch, dass ihr unbehelligt ans Ziel gelangt." Spontan streckte der Hüne Rhodan die Hand entgegen. Es wurde ein harter, aber herzlicher Händedruck. Der Kampfgleiter schwebte soeben, über Funk zurückbeordert, über die Abbruchkante heran, als der Rebellenführer stutzte. „Unsere Sprengsätze haben die Schlucht an zwei Seiten verschlossen", entsann er sich. „Wie wollt ihr mit den schwerfälligen Antigravschlitten die Hindernisse überwinden?"
„Seht zu, dass ihr euch in Sicherheit bringt", sagte Rhodan. „Wir sind eine Prospektorengruppe mit allen erforderlichen Gerätschaften, und wir können uns ganz gut selbst helfen."
Nicht einmal eine halbe Stunde nachdem Perry Rhodan seine Maske wieder angelegt hatte, verflüchtigte sich ein Teil des Felssturzes unter der Einwirkung einer Desintegratorbombe. Tosend brach sich der schon merklich angestaute Fluss Bahn und riss weiteres Geröll mit sich. Noch immer war keine arkonidische Patrouille erschienen, und sie würde wohl auch weiterhin ausbleiben. Bis zum Ziel waren es nur noch wenige Dutzend Kilometer. Ohne weiteren Zwischenfall erreichte der Troß eine unbesiedelte Gor-Oase in der nördlichen Region des Mattun Gor-Vulkanlandes. Am Fuß des nächsten Berges ragte ein sechzig Meter hohes Bohrgestell auf, einem bis auf das Stahlskelett ausgeschlachteten Bohrturm nicht unähnlich.
Unter dem Turm zeichnete sich ein dreißig Meter durchmessender, kreisrunder See ab - der geflutete Bergwerksschacht. Unmittelbar vor dem Bohrturm kamen die Antigravschlitten zum Stillstand. Das also war Dazgun Mira, die aufgelassene Mine. Noch sechs Tage bis zum Besuch des Imperators und seines Gefolges auf Ertrus.
„Ertrus ist nur eine Welt von vielen. Sie hat nichts, wofür es sich zu sterben lohnt; sie ist eine Hölle. Es gibt Tausende ähnliche Planeten allein in dieser Galaxis. Viele von ihnen könnten ohne Blutvergießen erobert werden ..."
Subeat dom Cyllken, Tato von Ertrus, 14.
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