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2053 - Der neue Tato

Titel: 2053 - Der neue Tato Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mitstreiter. Schon nach wenigen Augenblicken hatte der Nebel die Männer wieder halb verschluckt. Drei Uhr vierzig ...
    Die Stille hielt an. Nur das ferne Tosen des Ozeans, ohnehin allgegenwärtige Kulisse, schien deutlicher geworden zu sein. Starke Scheinwerfer durchbrachen den Dunst. Bis in die Wolken fraßen sich die Lichtbündel vor, fächerten kaskadenartig auf, wanderten in die Weite und entrissen die wartende Menge der Düsternis. Mehr als zweihunderttausend Ertruser hatten sich auf der Ebene vor der Stadt eingefunden - Männer, Frauen und Kinder, so stumm und unbeweglich wie Statuen. Dicht an dicht standen sie, eine Mauer des Schweigens und mühsam verhaltenen Zorns. Ihre halb kahlen Schädel mit den Haarsicheln reihten sich vom Stadtrand bis an den Horizont.
    Im Zentrum des Platzes ein hohes, von unten beleuchtetes Podest, eine Arena kristallimperialer Machtansprüche. Katsugo-Roboter mit angewinkelten Waffenarmen riegelten das Podium weiträumig ab. Niemand bezweifelte, dass die schweren Kampfmaschinen Befehl hatten, kompromisslos zu feuern, falls der Mob in Bewegung geriet... ... doch die zweihunderttausend waren gekommen, einem ihrer Idole das letzte Geleit zu geben und ihm die Ehre zu erweisen, die ihm zustand. Ihre Anwesenheit war zugleich eine Demonstration ertrusischen Zusammenhalts und Behauptungswillens, ein stummer Protest, den die Galaxis in dieser Form leider nie erfahren würde. Für vier Uhr war die Hinrichtung verkündet. Zehn Minuten vorher brach ein Pulk Kampfgleiter aus den Wolken hervor und landete innerhalb der Absperrung. Durch die martialisch bunte Kulisse schwerbewaffneter Naats und arkonidischer Soldaten wurde der Delinquent zum Richtblock geführt. Angesichts der Mauer schweigend im Nebel ausharrender Leiber verblasste jeder militärische Prunk.
    Gleichzeitig mit dem Energieschirm, der die Hinrichtungsstätte abriegelte und die Furcht der Besatzer vor einer möglichen Befreiungsaktion verriet, wurden gewaltige Hologramme über den Köpfen der Menge aktiv. Überdeutlich zeigten sie das wettergegerbte, in scheinbarer Ausdruckslosigkeit erstarrte Gesicht eines alten Mannes: Eden Arukitch, der Händler aus dem Gebiet des Buckligen Reiters, war von den Arkoniden als Betreiber des Radios Freies Ertrus überführt worden. Eden Arukitch die Stimme von Ertrus, der Mann, dessen Rebellenfunk die Besatzer in Atem gehalten und aus dem unwirtlichen Mattun-Gor-Vulkanland die Vereidigung des neuen Präsidenten Kim Tasmaene übertragen hatte.
    Am vorletzten Tag des Jahres nahm das Kristallimperium nun Rache für die vermeintliche Schmach. In erster Linie aber wohl dafür, dass Ertrus noch immer nicht zur Ruhe gekommen war. Es brodelte im Untergrund, die Rebellen boten der Besatzungsmacht ungebrochenen Widerstand, wenngleich sich das Schlachtfeld mehr und mehr in die schroffe Gebirgsregion des Buckligen Reiters und andere raue Gegenden verlagert hatte und nur selten bewohntes Gebiet betroffen war. Der neue Tato, Subeat dom Cyllken, arkonidischer Gouverneur für Ertrus, hatte die Zustände nicht grundsätzlich verändert. Seine Handschrift auf dem Planeten war weniger Grausamkeit als vielmehr berechnetes Kalkül, doch verbarg sich hinter vermeintlich humanen Handlungen eher die Hoffnung, nicht das Schicksal seines Vorgängers teilen zu müssen. Selbstmordattentäter hatten Tato Forman da Ricce getötet.
    Eden Arukitch schien in der Gefangenschaft um Jahrzehnte gealtert zu sein. Tasmaene biss die Zähne zusammen. Das war nicht mehr der Mann, der dem Tod höhnisch ins Auge gelacht hätte; fast schon mühsam schleppte er sich, von zwei Naats gehalten, bis zu dem schwachen Zugfeld, das ihn auf die Plattform hob. Tasmaene drängte weiter nach vorne. Er trug keine Waffe, denn dies war nicht der richtige Zeitpunkt, den Arkoniden die Stirn zu bieten. Keiner in der Menge war bewaffnet. Diejenigen, die gekommen waren, wollten Eden Arukitch zeigen, dass sie an seiner Seite standen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    Glaubte der neue Tato wirklich, irgendeinen Ertruser mit der Hinrichtung beeindrucken zu können? Ein verächtlicher Zug umfloss Tasmaenes Mundwinkel. Die Hologramme veränderten sich. Der Henker betrat die Plattform, ein Naat in blutroter Phantasieuniform, ein riesenhaftes Vibratorschwert mit beiden Händen hochwirbelnd und ... Seine drei Augen funkelten erwartungsvoll, der schmale Mund verzog sich zur Grimasse, als das Schwert unter heftigen Entladungen über den Boden schrammte.
    Hoch über den

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