2056 - Invasion der Legion
eliminieren.
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Waider blutete aus mehreren Wunden, und die Schmerzen waren so groß, daß er sich zunächst kaum bewegen konnte. Allein die Hoffnung, noch etwas von der Mettsa da Lemma retten zu können, trieb ihn voran. Glücklicherweise war er mit dem Fern voran gegen den Baum geprallt, so daß er außer einem dröhnenden Schädel keine Beschwerden und auch keine weiteren Verletzungen erlitten hatte.
Je näher er der Explosionsstelle kam, desto geringer wurde seine Hoffnung, noch etwas von den Heiligtümern vorzufinden. Meterdicke Bäume waren umgeknickt wie die dünnen Hölzer, mit denen die ehrwürdigen Senka seit Jahrtausenden die Fackeln der Vahra anzündeten. Unter diesen Umständen war nicht damit zu rechnen, daß es irgend etwas zu retten gab. Dennoch drehte Waider nicht um, sondern kämpfte sich trotz aller Widrigkeiten voran, bis er in den Trichter sehen konnte, den die Explosion in den Boden gerissen hatte. Ächzend ließ er sich auf den Stamm eines umgestürzten Baumes sinken. Er achtete nicht auf das Blut, das aus den Wunden an seinen Schultern lief und sich über die Arme verteilte.
Innerlich vor Zorn und Entsetzen bebend, suchte er die Umgebung mit seinen Blicken ab, entdeckte jedoch nicht die geringste Spur der Mettsa.
Am Rande des Trichters brannten einige Büsche, und aus der Tiefe stieg stinkender Qualm empor. Er zeigte ihm an, daß die Stabbombe nicht nur mit außerordentlicher Wucht explodiert war, sondern auch große Hitze verbreitet hatte. Es konnte keinen Zweifel geben: Was von der Mettsa da Lemma nicht zerrissen worden war, das war verbrannt.
Waider erhob sich mit einem Fluch auf den Lippen. Mit ihm verdammte er die beiden fremden Wesen, die er in dem kleinen Haus im Thral angetroffen hatte. „Die Hölle soll euch verschlingen!" schrie er in den Trichter hinein. „Ich hoffe, es hat euch auf die andere Seite des Spiegels geworfen, auf der nichts anderes als ewige Qualen auf euch wartet."
Er schleppte sich durch das Gewirr der zerfetzten und zersplitterten Bäume und Büsche bis zu seinem offenen Flugschlitten, den er in einer kleinen Senke geparkt hatte. Über den Schlitten war die Druckwelle wirkungslos hinweggegangen. Bis zu ihm hatte er es bei seiner Flucht nicht mehr geschafft. Die Bombe war explodiert, bevor er ihn erreicht hatte.
Stöhnend ließ sich Waider auf den Sitz sinken, wobei er dem integrierten Medo den Befehl erteilte, ihn zu behandeln. Während er startete, öffnete sich in der Rücklehne des Sitzes ein Fach. Verschiedene Sonden schoben sich daraus hervor. Kurz darauf öffneten Messer seine Kleidung. Spezielle Instrumente säuberten und versorgten die Wunden, wobei sie eingedrungene Splitter entfernten, die Wunden desinfizierten und heilende Magnetimpulswellen einsetzten. Er brauchte sich um nichts zu kümmern.
Waider lenkte den Schlitten zu einer kleinen, versteckt in einer Schlucht liegenden Siedlung.
Von transparenten Trägern, die quer über dem Einbruch der Felsen lagen, hingen an langen, seidigen Fäden filigrane Schirme, die sanft im Wind pendelten. Sie waren teils in unterschiedlicher, teils in gleicher Höhe angebracht, und wenn sie einander berührten, ertönte ein helles, zartes Klingen, das an die Stimmen von Kindern erinnerte.
Waider landete unter einem der Dächer, und aus einem der Gebäude, die gesponnenen Kokons glichen, traten drei Senka hervor. Sie waren leicht daran zu erkennen, daß sie das Horn mit goldener Farbe überzogen hatten. Waider gehörte dem Clan der Tschonnk an, bei denen das Horn rot war.
Während des kurzen Fluges hatte er kaum Zeit gehabt, seine Gedanken zu ordnen. Immerhin hatte er versucht, ein paar beruhigende Worte zu finden, mit denen er seine Botschaft eröffnen wollte. Doch die waren nun vergessen, und die Erregung übermannte ihn. „Fremde haben die Mettsa da Lemma geschändet und vernichtet", sprudelte es aus ihm heraus. „Sie haben sich selbst mit einer Bombe getötet und dabei die Mettsa mit in den Tod genommen. Geschehen am Hünne dfo Thrar im Thral."
Senka Okraider griff wortlos unter sein Hemd, und als er die Hand danach emporschleuderte, stieg eine silbern schimmernde Wolke aus Hunderten von Slougen auf.
Waider beobachtete es, konnte es jedoch nicht verstehen. Verwirrt fragte er sich, warum der Senka dies tat, da dies doch viel zu spät kam.
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Trim erhob sich. Er fühlte sich bereits etwas besser, wenngleich die Schwere in den Beinen blieb. Er ging einige Schritte, bis er weit über das
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