2064 - Krisenfall Karthago
Monochrom-Mutanten nach wie vor höchste Priorität genoss. Kurz hinter der Uranusbahn hielten die Space-Jets auf einen Kugelraumer der ODIN-Klasse zu. Zheobitt ahnte, was ihnen bevorstand. „Ich protestiere!" rief er. „Wir verlassen das Solsystem nur, wenn ihr uns zu einem Ort bringt, wo mindestens tausend Jungmutanten auf uns warten." Zwei der TLD-Leute erhoben sich. Sie wirkten kräftig genug, und sie trugen Paralysatoren. Die Geste war unmissverständlich und machte dem Ara klar, dass er erneut am kürzeren Hebel saß. „Wir haben den Auftrag, euch notfalls mit Gewalt wegzuschaffen", sagte ihr Wortführer. „Falls du es noch immer nicht kapierst, Zheobitt, erkläre ich es dir nochmals. Der Befehl stammt von allerhöchster Stelle. Dir muss klar sein, was das bedeutet." Er legte zusätzlichen Nachdruck in seine Stimme. „Es geht um Dinge, die wichtiger sind als das Schicksal der Monochrom-Mutanten."
Es war also vorbei mit der Priorität. Dumpfe Gedanken und Fragen nach den Hintergründen drängten in sein Bewusstsein. „Wir weichen der Gewalt", zischte der Galaktische Mediziner böse. „Wir sind friedliche Bewohner dieser Galaxis. Aber ich werde euch für jeden Monochrom-Mutanten verantwortlich machen, der in dieser Zeit hier stirbt."
„Das sagt der Richtige!" piepste es aus dem Antigravschacht. Zheobitt fuhr herum und starrte auf die einen Meter große Gestalt im Kampfanzug, die hereinschwebte, Boden unter die Stiefel bekam und auf ihn zuwatschelte. „Ich wollte schon immer mal einem dieser Kesselflicker begegnen. Okay, Rando." Der pelzbewachsene Kopf mit der spitzen Schnauze und dem blinkenden Nagezahn nickte dem Piloten zu. „Sie führen nichts im Schilde, was euch schadet. Ihr könnt einschleusen. Guten Flug allerseits. Wir halten hier die Stellung."
Es gab ein leises Geräusch, als die Luft in das entstandene Vakuum stürzte. Eine Weile stand Zheobitt reglos auf der Stelle. Dann wandte er sich steif um und setzte sich in den nächstbesten Sessel. Ihr werdet euch noch wundern, schimpfte er lautlos. Nicht mehr lange, dann diktiere ich euch meine Bedingungen!
Zweites Zwischenspiel Ortungs-Alarm!
Ychette Deroy fuhr von ihrem Bett auf. Ein Blick auf das Chrono zeigte ihr, dass sie keine zwei Stunden geschlafen hatte. Der Steuersyntron meldete sich mit einem leisen Glockenton. „Ich bin schon unterwegs", sagte sie, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen. Draußen stieß sie fast mit Travam Penquist zusammen. Schulter an Schulter rannten sie zum Antigrav und ließen sich hinauf in die Steuerkanzel tragen. Dennie Hayes und Paloma Uettersen empfingen sie mit vielsagenden Gesichtern. „Tut mir leid", sagte Dennie. Ihr Schlafpuppen-Augenaufschlag ließ Ychette jedes Mal fast an die Decke gehen. „Aber die Vorschriften ..."
„Schon gut."
Die Kommandantin ließ sich in ihren Sessel sinken. „Schutzanzüge und Helme schließen! Schiff für den Notstart vorbereiten!"
Innerhalb einer Stunde verdreifachten die Arkoniden ihre Patrouillenflüge in der Nähe des Orion-Delta-Systems. Kurz darauf teilte sich die 38.000 Einheiten umfassende 17. Flotte in acht Kontingente auf und begann, im Umkreis von vier Lichtjahren Synchronflüge durchzuführen. Erneut kündete der schrille Ortungsalarm ein außergewöhnliches Ereignis an. Eine derartige Massierung an Impulsschauern hatten die Geräte der Space-Jet seit ihrem Jungfernflug und dem sich anschließenden Kampftraining noch nicht erlebt. Da kamen nicht ein paar Dutzend Schiffe aus dem Hyperraum, sondern Hunderte. Die Echos wiesen auf eine Position unmittelbar außerhalb des Sonnensystems hin.
Ychette Deroy spürte fiebrige Unruhe in sich aufsteigen. Ein Kribbeln lief von der Kopfhaut bis zwischen die Schulterblätter und machte sie nervös. Sie ignorierte die fragenden Blicke der drei Frauen in ihren Sesseln und starrte verbissen auf die Ortungsanzeige. Zweihundert ... dreihundert ... vierhundert ... Abbruch. Die Emissionsschauer verblassten, aber die Echos blieben. Der Pulk bezog am Rand des Sonnensystems Position. Nach drei Minuten ging es wieder los. Diesmal tauchte ein Verband aus sechshundert Einheiten in den Normalraum ein. Ihm folgten weitere Hundertschaften. Innerhalb von fünf Minuten wuchs die Zahl der eingetroffenen Schiffe auf zweitausend an.
Vergeblich lauerten die Geräte der Space-Jet auf Hyperfunkimpulse. Die Arkoniden passten auf. Sie verwendeten ausschließlich Kurzdistanz-Funkwellen, unerreichbar für den „Horchposten" in zehn Lichtstunden
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