2064 - Krisenfall Karthago
Rhodan hatte auch auf Ertrus geweilt, wo er vor Monaten die Vereidigung des neuen Präsidenten Kim Tasmaene vorgenommen hatte. Sogar von dort war dem Terraner die Flucht gelungen. Die arkonidischen Geheimdienste wussten über beide Ereignisse Bescheid. Wenn die Informationen stimmten, die Zheobitt bei seinen Gesprächen mit hochrangigen Terranern aufgeschnappt hatte, waren deswegen mindestens zwei Cel'Mascants über die Klinge gesprungen. Die Vorstellung, Perry Rhodan könne im Kristallimperium ungehindert ein und aus gehen, machte so manchen hochgestellten Minister in Bostichs Umgebung rasend. „Möchtest du, dass ich die Projektion abbreche?" erkundigte sich der Pikosyn des kostbaren Platin-Howalgonium-Ringes, den Zheobitt aus seiner Kabine an Bord der ZENTRIFUGE gerettet hatte und am rechten Mittelfinger trug. „Oder soll ich Archetz kontaktieren und mitteilen, dass das Schiff nach Terra geliefert werden soll?"
„Nein. Sie werden es nicht hierher schicken. Diese gierigen Rotzöpfe kennen keine Verwandtschaft, wenn es ums Geld geht. Wir haben vereinbart, dass wir vor Ort bezahlen, ehe wir das Schiff entgegennehmen. Also müssen wir warten." Nicht umsonst hatte er sich mit seinem wichtigsten Wunsch an Moharion Mawrey gewandt. Die Residenz-Ministerin für Mutantenfragen war für das Überleben der Monochromen zuständig; also kümmerte sie sich auch um dieses Thema, wie sie ihm versichert hatte.
Die vier Gleiter gewannen an Höhe, bis sie mehrere Dutzende Kilometer erreicht hatten. In westlicher Richtung überflogen sie die Anden und rasten über den Pazifik nach Nordwesten, wo Asien und die Wüste Gobi mit der Hauptstadt Terrania lagen. „Moharion Mawrey auf der abgeschirmten Regierungsfrequenz", meldete der Syntron des Fahrzeugs nach einer Weile. Aus der Frontscheibe blickte ihm übergangslos das Gesicht der Ministerin entgegen. Wie immer vermittelte es einen verschlossenen, leicht wehmütigen Eindruck. „Ich grüße dich, Zheobitt. Wenn es dir passt, treffen wir uns in der Solaren Residenz. Sagen wir, in vier Stunden."
„Einverstanden", antwortete er nach kurzem, simuliertem Zögern. „Ich komme."
Das Hologramm verschwand, die Verbindung brach ab. „Es funktioniert!" Mühsam unterdrückte Zheobitt den aufkeimenden Triumph. „Sie bewilligen das Geld!" Er hatte damit gerechnet. Die Heilung der Monochrom-Mutanten war für Perry Rhodan und die Erdregierung noch immer von großer Bedeutung.
Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass die 34.000 Mutanten aus Para-City in der Superintelligenz SEELENQUELL aufgegangen waren. Noch immer lebten in der Milchstraße zwischen 35.000 und 45.000 Monochrom-Mutanten; alle waren von dem Gen-Defekt bedroht, der ihnen einen viel zu frühen Tod einbringen würde. Sie waren über aller Herren Planeten verstreut. Man musste die Welten einzeln abklappern und buchstäblich jeden Mutanten vom Boden auflesen. Eine Sisyphusarbeit, wie jeder auf Terra wusste. Auch wenn er von allen möglichen Geheimdienstlern und Regierungsorganisationen unterstützt wurde, brauchte der Ara ein leistungsfähiges Schiff. „Hast du das gehört, Kreyfiss?" Zheobitt hielt nach dem siebzig Zentimeter großen Knäuel Ausschau. Das Haustier von der Intelligenz eines terranischen Hundes antwortete nicht. Sosehr er sich im Pilotensessel verrenkte, entdeckte der Ara nirgends das beigebraune Fell. „Kreyfiss?"
„Er steckt im Laderaum und schläft", sagte Themin-Thak leise. Der Strahlentherapeut zählte zu den ewigen Schülern Zheobitts. „Soll ich ihn holen?"
„Nein, lass ihn!" Wenn Kreyfiss sich zu einem Schläfchen zurückzog, war er mit sich und der Welt zufrieden. Dann witterten seine hochsensiblen Sinne keine Gefahr für sich und seinen Herrn. Mehr konnte Zheobitt in diesen schweren Zeiten wirklich nicht erwarten.
2.
„Transmitterkontakt! Empfangssignal ausgelöst. Stiller Alarm für die gesamte LEIF ERIKSSON aktiviert. Alle Systeme bereit für den Notstart!" .Die Stimme hallte durch das Schiff. Sie erreichte jeden Winkel des 1800 Meter durchmessenden Riesen mit seinem Volumen von über drei Milliarden Kubikmetern. Ein Hologrammsystem übertrug die Ankunft. TOMCAT traf ein, gefolgt von SHECAT mit seiner unbekannten Fracht. Dann traten die Männer und Frauen des Einsatzteams aus den beiden Transmitterfeldern. Dann kam Monkey, zum Schluss tauchte Perry Rhodan auf.
Rhodan empfand den einen Sekundenbruchteil dauernden Vorgang so, als sei er lediglich durch eine dünne Energiewand
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