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2066 - Der Thronfolger

Titel: 2066 - Der Thronfolger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Meter hohen Gebäudes zwischen blühenden Bäumen und Büschen. Als Marchany ausstieg, blickte sie sich rasch um und stellte fest, dass Oltra Rimeiyke recht gehabt hatte. Sie waren das erste Team, das den Schauplatz der Tragödie erreichte.
    Die Polizei zog bereits ab. Astimaf saß auf den Stufen, die zum Salon führten. Marchany erschrak. Die Mutter der Toten sah um Jahre gealtert aus.
    Das Leid hatte sich geradezu brutal in ihr Antlitz gegraben und die Augen tief in die Höhlen sinken lassen. Falten, die diese Frau zuvor niemals auf ihrem Gesicht geduldet hatte, bildeten Kerben, die sich von den Augen, der Nase und dem Mund ausgehend ausbreiteten wie Sprünge im Eis.
    Mercarit fuhr die Kameras auf, schwebende, kleine Einheiten, die wie ein Schwarm lautlos fliegender Insekten wirkten, und Oltra Rimeiyke leitete die Geräte mit knappen Gesten zu den optisch markantesten Punkten. Die anderen Mitglieder des Teams arbeiteten rasch und unauffällig. Jeder wusste, was er zu tun hatte, und so baute sich schon nach Sekunden eine Monitorwand aus Holos auf und stellte Marchany und ihrer Regisseurin eine Bildauswahl zur Verfügung. Marchany da Camqoa meinte, die Blicke ihrer Regisseurin in ihrem Rücken spüren zu können. Sie trat näher an Astimaf heran, um langsam vor ihr in die Hocke zu sinken. „Es tut mir so leid", sagte sie leise. „Ich verstehe es nicht", flüsterte die Mutter der Toten. „Noch vor einer Stunde haben wir miteinander geredet.
    Ollynan war so fröhlich. So positiv. Sie hat von einem neuen Auftrag gesprochen, der ihr ins Haus stand. Und dann das!" Ihre Stimme brach ab, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie suchte die Schulter Marchanys, um sich anlehnen zu können. Die Journalistin fühlte, wie ihr Körper bebte, als wollte der Schmerz sich mit Macht aus ihrem Innersten Bahn nach außen brechen. Sie gab Oltra Rimeiyke mit einer befehlenden Geste zu verstehen, dass die, Kameras diese Bilder nicht aufnehmen sollten. „Bist du allein?"
    „Ich habe niemanden bemerkt. Soweit ich weiß, waren nur Ollynan und ich hier. Ich glaube nicht, dass sie mit jemandem gesprochen hat. Sonst war nichts. Kein Besuch. Nichts. Nur der Tod kam zu uns."
    „Woran hat sie gearbeitet?" Die alte Frau hob hilflos die Arme. „Ich weiß es nicht genau. Es hing irgendwie mit dem Imperator zusammen. Sie hat ihn verehrt. Jedes Bild, das sie von ihm bekommen konnte, hat sie archiviert und gesammelt."
    Sie konnte nicht mehr. Mit einem kraftlosen Seufzer brach sie zusammen und verlor das Bewusstsein. „Gut so", kommentierte Mercarit kühl und sachlich. Er hatte kein Gespür für die menschlichen Facetten der Tragödie. „Dann können wir einige Aufnahmen in den Räumen der Toten machen. Wo ist sie überhaupt? Ich meine, Ollynan? Liegt sie noch da drin?"
    „Sie wurde bereits abgeholt",erwiderte die Regisseurin. Marchany da Camqoa war nicht besonders kräftig, doch sie hatte keine Mühe, die zierliche Astimaf auf ihre Arme zu heben und ins Haus zu tragen. Als sie die Frau auf eine Liege sinken ließ und ihr Gesicht sah, fasste sie einen Entschluss. „Wir brechen ab!" befahl sie. „Was?" Mercarit schrie dieses Wort förmlich heraus. „Bist du verrückt?" fragte Oltra Rimeiyke verständnislos. „Ein tödlicher Vorfall, womöglich ein Skandal! Ein Report aus den höchsten Adelskreisen mit einem derartigen Hintergrund? Und du willst nicht berichten?"
    „Ich kann nicht", entgegnete Marchany. Ihre Finger glitten sanft über die Wange der Bewusstlosen. „Es bricht mir das Herz, wenn ich dieses Elend sehe."
    „Du bist verrückt", stellte Mercarit kühl fest.
    „Nein", erwiderte die Journalistin. „Verstehst du denn nicht? Ihr Leid, ihr Schmerz - alles liegt blank vor uns. Dieser verlorene Blick. Sie kann sich nicht wehren. Sie ist hilflos. Sie hat ein Anrecht auf Respekt und Rücksichtnahme und darauf, dass wir ihre Würde achten. Ich bin sicher, dass es sie zutiefst demütigen und verletzen würde, wenn sie sich später so im Trivid sehen müsste und zugleich wüsste, dass Millionen anderer sie ebenfalls in diesem Zustand begaffen können. Nein - irgendwo ist eine Grenze. Hier ist sie erreicht." Das Team protestierte. Die Regisseurin warf ihr vor, sie breche lediglich ab, weil sie so gut mit der Familie der Toten bekannt sei. Doch Marchany da Camqoa ließ sich nicht umstimmen. Kein Argument konnte sie von ihrer Haltung abbringen. „Wir leben in einem Imperium, in dem die Freiheit ein sehr hohes Gut darstellt. Und ich bin

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