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2076 - Der Sternenlotse

Titel: 2076 - Der Sternenlotse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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intelligente und sympathische Geschöpfe, die in vollkommener Harmonie mit der Natur ihres Planeten lebten - solange sie nicht Höhen ausgesetzt wurden. Doch sogar dafür gab es eine nachvollziehbare Erklärung.
    Bei einer Schwerkraft von 1,93 Gravos konnte bereits ein Sturz aus wenigen Metern Höhe tödlich enden. Hielten sich die Urirgianer jedoch in einem Dortennest mehrere Kilometer über ihrer Stadt auf, grenzte dies nach ihren Begriffen bereits an den ultimaten Schrecken. Das aber hinderte sie nicht daran, mit einem Expreßlift auf die Aussichtsplattform hinaufzufahren, um mit einer gewissen selbstquälerisehen Lust den Effekt von Angst und Schrecken zu genießen.
    Für Arban Rousmitty stellte sich das Vergnügen ganz anders dar. Er liebte die Höhe ebenso wie die Weite, und er empfand es als wohltuend, das Land auf diese Weise überblicken zu können. Mit seinen Wäldern, den azurblauen Seen und den seltsamen rostroten Felsformationen zeigte es sich in seinen Augen als besonders schön. Die hohe Schwerkraft war kein Problem für ihn, da er stets einen Gürtel mit einem winzigen Antigravaggregat trug. Das Aggregat sorgte dafür, daß er nicht höher als auf seinem Heimatplaneten belastet wurde..
    Hin und wieder aber nahm er den Gürtel ab - wenn er sich beispielsweise ins warme Wasser sinken ließ, um zu baden und sich zu säubern. Dann spürte er die Last, bis er sich im Wasser aufhielt, um sich von ihm tragen zu lassen. Er mochte solche Momente, weil sie ihn daran erinnerten, daß er sich auf die Technik verlassen konnte.
    Der Zielsuggestor war verliebt in Technik - allerdings nur an ihrer wirtschaftlichen Seite. Er beteiligte sich mit jedem Betrag an ihr, den er von seinem Einkommen, abzweigen konnte. Auf diese Weise hatte er sich im Rahmen seiner eingeschränkten Existenz eine gewisse Unabhängigkeit und das Gefühl der Freiheit gesichert. Er konnte es sich leisten, sich für einige Zeit aus seinem Aufgabenbereich zurückzuziehen und beispielsweise ein Dortennest aufzusuchen.
    Manchmal träumte er davon, diese Freiheit ausdehnen zu können, wußte aber, daß er diese Möglichkeit niemals haben würde. Damit mußte er sich abfinden.
    Ein eigenartiges Gefühl der Kälte beschlich ihn, schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. Er streckte seinen faltigen Hals weit vor, so daß sein Kopf die Panzerscheibe beinahe berührte.
    Aus den Augenwinkeln heraus nahm er wahr; daß sich neben ihm ein urirgianisches Kind der sichernden Scheibe näherte. Das Kind knurrte und schmatzte, schwankte dabei abwechselnd zwischen Furcht und Vergnügen. Er achtete kaum darauf.
    Etwas anderes beschäftigte den Zielsuggestor viel mehr. Ihm war, als steige ein eisiger Wind aus der Tiefe der Ebene zu ihm herauf und streife ihn. Er meinte, den Luftzug deutlich spüren zu können, obwohl er wußte, daß genau dies unmöglich war. Das Dortennest war ein in sich geschlossener Bau, der mit Hilfe einer Klimaanlage versorgt wurde und bei dem sich absolut nichts öffnen ließ.
    Und, doch war der Luftzug da. Montiga jaulte kläglich.
    Das Kind neben ihm schrie auf, und Arbanwandte sich ihm zu. Im gleichen Moment bemerkte er, daß sich im Boden der Aussichtskuppel Löcher gebildet hatten. Er fühlte, wie er mit beiden Beinen in die verbleibenden Reste des Bodens einsank. Unwillkürlich streckte er seine Arme aus, um irgendwo nach Halt zu suchen.
    Es war zu spät.
    Schlagartig verschwand der Boden. Zusammen mit dem urirgianischen Kind stürzte der Zielsuggestor in die Tiefe hinein in einen grauenhaften Abgrund.
    Wie gelähmt blickte er nach unten. Es dauerte einige Zeit, bis er begriff, daß er relativ langsam fiel. Sein Antigravgürtel trug ihn sicher.
    Das Kind jedoch entfernte sich immer weiter von ihm. Es raste mit steigender Beschleunigung dem tödlichen Grund entgegen.
     
    *
     
    SOL, Medo-Center - 2. März 1304 NGZ
     
    Erschüttert hielt Kerper Latif die Hand des Sterbenden. Er blickte auf seinen Freund Jon Finkish hinab, der mit tief eingefallenen Wangen auf der Behandlungsliege ruhte. Die beiden Männer waren allein. Schon vor einer Stunde hatte sich der Mediker mit einem bedauernden Kopfschütteln zurückgezogen. Er hatte zusammen mit den Medorobotern alles versucht, um das Leben des Nano-Technikers zu retten, hatte schließlich jedoch aufgeben müssen.
    Jon Finkish wollte nicht mehr. Seine Lebenskraft war erloschen, und er hatte nicht mehr die Kraft, weiterzukämpfen.
    Irgendwann waren auch die Grenzen der modernen Medizin erreicht. Und

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