2078 - Die Pforten von Zentapher
sagte Seam Envaroy.
Jetzt gab der Schmächtige ein paar Laute in der fremden Sprache von sich, sah uns dabei an.
Auch seine Stimme klang irgendwie versöhnlich und konnte mir keine Furcht einjagen.
Daraufhin sagte erneut der Silberne etwas zu uns. Er deutete dabei immer wieder auf seinen Mund und dann auf uns und fuchtelte mit beiden Armen durch die Luft. „Er scheint uns dazu aufzufordern, daß wir ihm nachsprechen", sagte ich und lauschte aufmerksam seinen Worten. Und als er eine kurze Pause machte, bemühte ich mich, seine letzten Worte wiederzugeben, wie ich sie verstanden hatte. Ich sagte. „Ea moust fllinn oira schracke ..."
Ich verstummte erschrocken, als der Silberne verzweifelt abwinkte. Er sagte wieder etwas, das ich mich nicht mehr nachzusprechen getraute. „Ich glaube, das war anders gemeint<, >Es sieht mir mehr danach aus, als wolle uns der Silberne dazu anhalten, in unserer Sprache zu reden. Vielleicht verfügt er über eine ähnliche Begabung wie ich und kann sich durch Zuhören, einen Sprachschatz in Phrantisch aneignen, und auch dessen Bedeutung erkennen."
Seam Envaroy verfiel daraufhin in einen Monolog, sprach über den Alltag im Kabinett Saraogh, über den normalen Tagesablauf, welche Arbeiten wir verrichteten, über unsere Sorgen und Nöte, die dadurch entstanden, daß wir von Kintradims Höhe nicht die erforderliche Unterstützung erhielten. Und er wollte dergleichen mehr Banalitäten von sich geben.
Als Scam diesen Begriff ,nannte, zuckte der Fremde wie elektrisiert zusammen und wiederholte in verständlichem Phrantisch: „Ah, Kintradims Höhe ... wir kennen." Aber seine Lippen bewegten sich nicht synchron zu den gesprochenen Worten, was Scam zu der Äußerung veranlaßte: „Jetzt ist alles klar. Die Fremden verfügen über ein Übersetzungsgerät, das jede Sprache in jede beliebige andere übersetzen kann ..."
„Translator", warf der Silberne ein. „... aber um dies dem ... Translator zu ermöglichen, muß dieser möglichst viele Begriffe speichern", sprach Scam zu Ende.
Es stellte sich heraus, daß er mit dieser Erkenntnis absolut richtiglag. Ich fragte mich, was ich ohne ihn und seinen Scharfsinn gemacht hätte. Von diesem Augenblick schritt die Verständigung rasch voran.
Scam überraschte mich neuerlich, als er auf mich deutete. „Das ist Grim Oyschkavary, der Oberste Bibliothekar vom Kabinett Saraogh. Und mein Name Scam Envaroy, ich bin sein Gehilfe."
„Dein Name ist Seam Envaroy", wiederholte der Silberne und deutete auf ihn. Er sah mich an und sagte: „Und du heißt Grim Oyschkavary"
„Ganz richtig", bestätigte ich verblüfft.
Der Silberne stellte sich daraufhin als „Atlan vom Volk der Arkoniden< vor. Den Schmächtigen nannte er „Startac Schroeder, ein Terraner" und das vierarmige Monstrum bezeichnete er als einen „Haluter" namens „Icho Tolot".
Das Monstrum fühlte sich angesprochen. Es rief zu uns herüber: „Ich sehe nur bedrohlich aus.
Aber in Wahrheit bin ich überaus friedlich."
Das konnte ich absolut nicht glauben. Aber immerhin hatte Atlan vom Volk der Arkoniden den Haluter Icho Tolot für den Moment gezähmt. Das war sehr erfreulich. „Was bedeutet es, Oberster Bibliothekar zu sein?" fragte mich Atlan vom Volk der Arkoniden. „Bist du der Kommandant dieser Insel? Habt ihr mit Büchern zu tun?"
„Saraogh ist keine Insel", antwortete ich ungehemmt und ohne Rücksicht darauf, ob der „Translator" alles übersetzen konnte. „Unter einem Kabinett ist eher so etwas wie eine Parzelle zu verstehen. Aber das Kabinett Saraogh ist keine Insel. Ja, wir haben mit Büchern zu tun, das Kabinett Saraogh ist eine einzige Bibliothek." '„Das ist viel Interesse", sagte Atlan vom Volk der Arkoniden. „Bücher welcher Spezies?"
Das erheiterte mich, denn sein Translator hatte manch phrantischen Begriff offenbar falsch übersetzt, Aber ich verstand. Und ich war sicher, daß der Translator noch lernfähig war. „Bücher der verschiedensten Art", antwortete ich. „Bücher aus allen erdenklichen wissenschaftlichen Bereichen wie Biologie, Physik, Astronomie, Kosmologie ..."
„Astronomie?" wunderte sich Atlan vom Volk der Arkoniden. „Gibt es denn Sterne innerhalb von ZENTAPHER?"
„Ach, wo", sagte ich in gutmütigem Spott. „Sterne gibt es nur im Universum außerhalb unseres Hauses ZENTAPHER. Auch wenn dieses außerhalb liegende Universum für uns Bibliothekare unerreichbar ist, wissen wir alles darüber... Oder sagen wir so, wir haben auf alles Wissen,
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