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2078 - Die Pforten von Zentapher

Titel: 2078 - Die Pforten von Zentapher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gespeichert waren, nicht mehr aufrufbar war. Das machte das Desaster perfekt.
    Denn wie sollten wir ohne diese Basisdaten die Bibliothek rekonstruieren? Ich forderte zusätzlich einen Technikspezialisten an, der den Kabinettrechner reparieren sollte.
    Es dauerte diesmal sehr lange bis ich eine Antwort bekam. Sie fiel niederschmetternd aus. Mir wurde von höherer Stelle mitgeteilt, daß das Kabinett Saraogh keine so hohe Prioritätsstufe besaß, um allen meinen Ansprüchen nachzukommen.
    Das verstand ich nun überhaupt nicht. Ich war bisher stets davon ausgegangen, daß Saraogh eines der wichtigsten Kabinette von ZENTAPHER sei. Es mußte sehr viele Kabinette geben, über deren tatsächliche Zahl ich mir bisher keine Gedanken gemacht hatte. Aber es konnten -nicht viele darunter sein, denen eine größere Bedeutung zukam als der Bibliothek von ZENTAPHER. Hier war schließlich das gesamte kulturelle und wissenschaftliche Basismaterial gelagert ...
    Eigentlich hätte man annehmen dürfen, daß an höherer Stelle größtes Interesse daran bestand, dieses Wissen zu rekonstruieren. Daß dem offenbar nicht so war, erschütterte mich zutiefst.
    Fiel uns Bibliothekaren so geringe Bedeutung zu, daß man nicht daran dachte, das Kabinett Saraogh wieder funktionstüchtig zu machen? Das wollte ich einfach nicht wahrhaben. Es war nicht zu akzeptieren.
    Ich wurde jedoch nicht müde, meine Forderungen in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, freilich, indem ich die Zahl der dringendst benötigten Novizen jedesmal reduzierte. Doch an höherer Stelle fand man es ab nun nicht einmal mehr der Mühe wert, mir überhaupt zu antworten.
    Davon ließ ich mich nicht entmutigen. Unermüdlich schickte ich meine Eingaben ab, wobei ich die Zahl der angeforderten Novizen mit jedem Mal verkleinerte.
    Inzwischen war ich schon bei 600 Novizen angelangt und wäre froh gewesen, wenigstens 300 zu erhalten. Aber nicht einmal die wurden mir gewährt.
    Ich hatte die zermürbende Wartezeit immerhin genutzt, um ein Notstandsprogramm ins Leben zu rufen. Fast alle Bibliothekare waren selbst wandelnde Bücher, das war schon unter Sayn Voukumaja, seinem Vorgänger und dessen Vorgängern so gewesen. Die beste Tugend eines Bibliothekars war sein photographisches Gedächtnis. Dieses besaß neben einer exakten Datenerinnerung auch ein großes Fassungsvermögen. Bis zu zehn Büchern konnte ein Bibliothekar komplett in seinem Gedächtnis speichern.
    Diese Fähigkeit machte ich mir zunutze, indem ich Bibliothekare, die verlorengegangene Bücher in sich trugen, diese niederschreiben ließ. Es war eine mühevolle und langwierige Arbeit, aber die Rekonstruktion der verlorenen Bücher funktionierte auf diese Weise.
    Sie klappte jedoch nur so lange, wie die Spracherkennungssysteme intakt waren. Als diese ausfielen, konnten die Bibliothekare ihre Arbeit nicht mehr fortsetzen.
    Denn sie waren nicht in der Lage, die Buchinhalte in Schriftzeichen umzusetzen. Mit anderen Worten, sie waren des Schreiben und Lesens nicht mächtig, waren schlichtweg Analphabeten.
    Lesemaschinen hatten die Bücher für sie in gesprochene Worte umgesetzt, und nur solche konnten sie auch wiedergeben.
    Ich war der einzige lebende Bibliothekär, der lesen und schreiben konnte. Während ich also damit fortfuhr, das von mir ausgewählte Werk niederzutippen, konnte ich die anderen Bibliothekare nur für Aufräum- und Sanierungsarbeiten einsetzen. In diesen Bereichen gab es genug zu tun, so daß ihr Einsatz nicht völlig nutzlos war.
    Ich schickte wieder eine meiner Eingaben mit reduzierten Forderungen ab. Diesmal brauchte ich jedoch nicht lange auf eine Antwort zu warten. „Zuweisung erteilt", erklärte die gleiche mechanische Stimme, die mir bisher stets nur „Prioritätsmangel" oder „Dringlichkeitsabstufung" mitgeteilt hatte.
    Ich konnte es nicht fassen. ich war vor Freude und Überschwang wie ausgewechselt, euphorisch. geradezu. Hatte sich meine Geduld und Ausdauer doch noch gelohnt! Und würde ich, wenn schon nicht 570, so hoffentlich wenigstens 250 Novizen zugeteilt bekommen?
    Aber schon die nächsten Worte der Robotstimme ließen meine hochgeschraubten Erwartungen ins Bodenlose fallen. Die Stimme erklärte nämlich: „Du bekommst sofort einen Novizen zugewiesen. Er wird dir am Landeplatz übergeben."
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen, wußte nicht, ob ich lachen oder heulen sollte. Sie - wer immer sie waren schickten mir gnadenhalber einen einzelnen Novizen, obwohl ich Hunderte gebraucht

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