208 - Nach der Eiszeit
dir nun mitteile. Ich kenne Kiegal, die Stadt der Huutsi, sehr gut, obwohl ich noch niemals dort war, denn ich bin ein Gott. Diese Anlage wurde noch vor der Ankunft von Kristofluu (der Einschlag des Kometen »Christopher-Floyd«) unter Biizi’mung gebaut, dem König von Raan’da. Er wollte, dass eine mächtige Gilde namens Uni Bee’lin eine Anlage in diesen Berg hinein treibt, um die Lava zur Verhüttung von Eisen in einem damals völlig neuartigen Verfahren zu nutzen.)
»Ich habe Mühe, dich zu verstehen, Gott Papalegba«, hatte Yao gesagt. »Ist das dieselbe Art, wie wir heutzutage das Eisen herstellen?«
(Richtig, Yao. Das Verfahren, das die Huutsi noch heute nutzen, wurde damals erfunden und von euch all die vielen Jahrhunderte weitergeführt. Was aber nur wenige wissen: Es gibt einen viele Kilometer langen unterirdischen Verbindungsgang von dieser Anlage zu einer Station am Osthang des Sabinyo, die ebenfalls von Biizi’mung errichtet wurde und zur Beobachtung von Sekundär… von Tieren diente, die ihr heute als Zilverbaks (Berggorillas (Silberrücken)) kennt. Der Gang diente zudem als Fluchtmöglichkeit, falls Lava die Zugänge zu den unterirdischen Anlagen im Karisimbi-Hang verschließen sollte.) Yao sprang auf. Aufs Äußerste erregt, schritt er hin und her. »Ein Verbindungsgang? Was, wenn er heute noch existiert?«
(Deswegen habe ich dir davon erzählt, Yao. Wenn wir diesen Gang finden, können wir durch ihn bis zur Aula vordringen. Dann kannst du dir die Uni-Regeln holen, ohne dass König Twaa und seine Leute es mitbekommen.) Yaos Augen glänzten vor Erregung. »Wir müssen noch heute aufbrechen, Gott Papalegba! Ich weiß, wo der Sabinyo ist. Es ist aber gefährliches Gebiet, das normalerweise kein Huutsi betritt.«
(Die Wawaas bewegen sich ständig auf gefährlichem Terrain. Das sollte kein Problem sein.) Und nun waren sie tatsächlich hier. Bereits seit Tagen durchstreiften Suchtrupps die dichten Nebelwälder am Osthang des Sabinyo, ohne bisher die alte Zilverbak-Station entdeckt zu haben. Stattdessen hatte es bereits zwei Tote gegeben. Ein Trupp war nämlich einer Horde Sozoloten-Eber in die Quere gekommen und von diesen massakriert worden. Bantu hatte nur ein wenig mehr Glück gehabt. Sie befand sich auf dem Weg der Besserung.
(Erzähle, was dein Trupp in den Wäldern erlebt hat), wiederholte Mul’hal’waak, der Daa’mure.
Fünfhundertzehn Umläufe um das Zentralgestirn dauerte seine Odyssee durch Afra nun schon an. Die letzten sechzig davon mit dem Clan der Wawaas, die den grünen Kristall nach dem Ende der Eiszeit gefunden und ihn sofort als ihren Heilsbringer und neuen Gott akzeptiert hatten.
Yao berichtete von ihrem Kampf mit der monsterhaften Snaak und schloss: »So finden wir die Station nie, Gott Papalegba. Das Gebiet ist viel zu groß und unübersichtlich. Wir müssen unsere Taktik ändern.«
(Was schlägst du also vor, Yao?)
»Ich habe in der Flugmaschiin Überreste von Menschen gesehen. Falls es Überlebende hier in den Wäldern gibt, müssen wir einige fangen und befragen. Wenn jemand von der Station weiß, dann sie.«
***
(Die Biotische Einheit Yao ist so schlau wie ein Seeswan), sagte der Namenlose anerkennend. Seit der Wandler über dem Zielplaneten abgestürzt war, bewohnten Mul’hal’waak und er dieses Gefäß gemeinsam. Sie vermuteten, dass es geschehen war, als ihre beiden Kristalle sich unter der Reibungshitze der Atmosphäre vom Wandler abgesprengt und kollidiert waren. Dank der Verschmelzung ihrer ontologisch-mentalen Substanzen besaßen sie nun Fähigkeiten, die einem Daa’muren ansonsten nicht gegeben waren.
(Ja, für einen Primärrassenvertreter ist Yao ungewöhnlich flexibel), erwiderte Mul’hal’waak. (Er findet immer einen Weg, zudem ist er stark und kompromisslos. Wir unterstützen den Richtigen. Mit ihm zusammen werden wir die fliegenden Städte finden.) Dass Yao die sagenhaften fliegenden Städte am Victoora-See finden und erobern wollte, wusste Mul’hal’waak von der Kriegerin Elloa. Es hatte ihn sofort elektrisiert, weil genau dies seit einigen Jahren auch sein Ziel war – wenn auch aus anderen Gründen.
Sein Wissen über die Zeit vor der Ankunft – wie den Bau der unterirdischen Versuchsanlage durch den ruandischen Präsidenten Paul Bizimungu in den Jahren 2008 bis 2011 – stammte vor allem aus den Erinnerungen des Franzosen Maurice Poulain, seines Zeichens dreimaliger Sieger der Rallye Paris-Dakar und Überlebender der Katastrophe. Dass
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