2088 - Gen-Tod
Ausgabeschacht in der Wand öffnete sich. Der Ara entnahm ihr ein doppelt handspannenlanges Gerät, dessen Endstück wie ein altmodischer Dusch kopf aussah.
„Nicht bewegen!" murmelte er, obwohl Kraftfelder den jungen Monochro men reglos hielten. Seine Krämpfe wa ren durch die Verabreichung starker Be ruhigungsmittel gewichen.
„Was hast du vor?" fragte Rain Farkim beim Anblick der bedrohlich wirkenden Impfwaffe.
„Wie gesagt, ich werde ein Zwei-Komponenten-Medikament einsetzen." Der Mediker führte das breite Endstück über den Körper des Monochromen. „Monos' Genetiker haben euren Vorfahren damals eine genetische Sicherung eingebaut, die bei Aktivierung eurer Fähigkeiten für eine Begrenzung der Lebensspanne sorgt. Komponente eins soll die zellulare Selbstmordkette im Gewebe unterbrechen. Dazu muß sich der Wirkstoff praktisch an jeden einzelnen Stoffwechselvorgang hängen, um so in kürzester Zeit in alle Zellen des Körpers zu gelangen."
Rain Farkim blickte ihn mißtrauisch .an. „Und Komponente zwei? Was bewirkt die?"
„Sie soll gezielt jene Sektoren eines Mutantengehirns veröden, die für die Produktion des Psi-Potentials zuständig sind." Er blickte Farkim an. „Stell es dir wie eine Mentalstabilisierung vor, bei der einige hochspezialisierte Nerven bahnen im Gehirn operat iv durchtrennt werden. Nur daß wir an der materiellen Schnittstelle für den Einsatz übergeord neter Kräfte ansetzen."
„Ich hoffe, das Präparat wurde hinreichend erprobt", warf Rulf Spizak ein.
„Diese Generation ...?" gab der Ara nur zurück.
Der Substanzen-Cocktail in der Impfpistole wies zumindest im Biotest-Tank ein Dutzend Nebenwirkungen auf. Jede einzelne davon war tödlich. Aber seinen Erkenntnissen nach ließ sich der Gen Tod einzig auf diese Weise aufhalten. Sofern die Körper der Monochromen die Tortur überstanden.
„Zheobitt!" entfuhr es Farkim.
Am Kopfende der Energiewanne waren mehrere Hologramme gleichzeitig aufgeflammt, begleitet von einem durchdringenden Pfeifton. Killmy war ins Koma gefallen.
„Stoffwechselentgleisung", meldete eine Automatenstimme.
Die Applikation des Medikaments bewirkte massive Veränderungen des Metabolismus. Der Medosyntron reagierte automatisch. Der Blutdruck wurde stabilisiert und einer Schwächung der inneren Organe vorgebeugt.
Eine Fülle weiterer dreidimensionaler Proje ktionen baute sich auf, als die ersten neuen Werte vorlagen. Zheobitt sichtete sie in Windeseile, während Rain Farkim nur verwirrt auf die Symbole starrte. Meßdaten, Verlaufskurven, Schemata - für ihn waren sie ein Buch mit sieben-Siegeln.
„Rette ihn!" flüsterte er nur.
Der Ara hatte mit einem Kollaps gerechnet. Der Patient befand sich genau an dem Punkt, an dem die frühere Generation seines Präparats vor einigen Tagen bei einem der Probanden wildes Zellwachstum ausgelöst hatte.
Jetzt begann der eigentliche Kampf. Wenn sein Vorgehen erfolglos blieb, würden die Monochromen sicher nicht so besonnen reagieren wie ein Perry Rhodan. Er arbeitete im Augenblick nicht für Geld, Ruhm und Ehre, sondern unter persönlicher Lebensgefahr!
„Anzeigen minimieren!" verlangte er.
Die Holo-Diagramme mit den Daten schrumpften und ordneten sich über dem Kopf des Patienten an.
„Feldstabilisierung!"
Zheobitt beobachtete, wie Energiestrahlen, die wie gelbe Fäden aussahen, ein netzähnliches Gespinst bildeten, das sich um die Organe schmiegte und sie durchdrang. Während die Durchblutung des Körpers zunahm und die Pulsfrequenz anstieg, vergrößerte er eines der Hologramme wieder. Es zeigte die Verteilung von Komponente eins im gesamten Körpergewebe.
Sie muß bis in den letzten Winkel gelangen, dachte er. Vorher kann die Verödung des Gehirns nicht greifen.
„Achtung!" meldete die Automatenstimme. „Gewebeabbau der Organe bei sechzig Prozent. Versagen von Herz und Lunge!"
Holographische Gitternetze bauten sich auf. Sie zeigten die schweren Schädigungen, die zum Versagen geführt hatten.
Der Gewebeabbau schritt weiter voran, während pulsierende 3-D-Felder die Arbeit der Organe übernahmen.
Das wird knapp! dachte Zheobitt. Wann wirkt Komponente zwei denn endlich?
Um die Erhaltung der lebensnotwendigen Körperfunktionen machte er sich keine Sorgen. Notfalls konnten alle Organe für unbegrenzte Zeit durch dreidimensionale Strukturen ersetzt werden. Aber die Psyche war ein flüchtiges Moment. Je weiter der körperliche Verfall fortschritt, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, daß der Geist
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