Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2093 - Requiem für einen Ewigen

Titel: 2093 - Requiem für einen Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Möglichkeit Gebrauch zu machen. Jetzt überlasse ich dich dir selbst."
    „Bist du mein persönlicher Betreuer?" fragte ich, bevor sich der Robot zurückziehen konnte.
    „Jeder Mentor ist für jeden Rou da" antwortete er. „Kein Rou hat das Recht auf einen eigenen Mentor." Damit ging er.
    Ich machte mich sogleich mit den Einrichtungen meines neuen Zuhauses vertraut. Viel gab es da nicht zu erforschen. Das Zimmer wies eine Hygienekabine auf, einen Arbeitsplatz mit Terminal und Bildsprechgerät, über das man die Mentoren erreichen, aber auch jeden beliebigen Rou anrufen konnte. Ich untersuchte die Türsicherung und fand heraus, dass man sie auf zweierlei Weise programmieren konnte: entweder mittels eines Symbolkodes oder durch sein persönliches Individualmuster. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit, weil sie mir sicherer zu sein und zu garantieren schien, dass tatsächlich nur ich passieren durfte. Eine Kombination beider Möglichkeiten stand nicht zur Verfügung.
    Gerade als ich mich dazu entschloss, mich etwas zu erfrischen, ertönte ein Klingelton, und die Eingangstür sprang auf. Ich trat hinaus und stellte fest, dass die anderen Türen ebenfalls offenstanden und alle Rous in den runden Saal getreten waren.
    Zwei von ihnen stachen mir sofort ins Auge. Der eine war ein an die drei Meter großer und am ganzen Körper behaarter Hüne. Sein kantiger Schädel wies eine Haarpracht wie aus geringelten Eisenspänen auf, die ihm wild ins Gesicht fielen. Er hatte nur ein einzelnes Auge mitten im Gesicht, das durch die gekringelten Haarsträhnen rot glühte. Er besaß sechs chitingepanzerte Arme, von denen vier jeweils drei scherenartige Greifwerkzeuge aufwiesen. Das dritte Armpaar, das ihm in Hüfthöhe links und rechts aus dem Körper wuchs, besaß Ringglieder und endete in einem Saugnapf. Seine beiden Beine waren lang, dünn und extrem muskulös. Das ließ große Sprungkraft vermuten.
    Ich erfuhr bald, dass er Xiantopo hieß und dem Volk der Phangenen angehörte und dass er ein durch und durch verdorbenes, hinterhältiges Geschöpf war. Er wurde zu meinen Todfeind.
    Der zweite Rou war genau das Gegenteil von Xiantopo: nur halb so groß wie ich und feingliedrig. Er besaß nur zwei Arme, die kurz und dünn waren, und zwei unproportional lange Beine. Sein Kopf ragte ihm schnabelartig über die Brust und war hinten ausladend. Seine hervorquellenden Facettenaugen bewegten sich ständig wie nervös, und an seinem Körper zuckten andauernd irgendwelche Muskeln. Über ihn erfuhr ich später, dass es sich um einen Felokee mit Namen Royan handelte.
    In dem Gang, durch den wir gekommen waren, leuchtete ein grünes Blinklicht auf und wurde zu einer Wellenlinie, die in den Korridor hineinführte. Die Rous setzten sich in Bewegung und folgten der grünen Wellenlinie. Diese führte in einen riesigen Saal, der in unzählige Waben mit transparenten Energiewänden unterteilt war. Es gab insgesamt 10.000 solcher Lehrabteile, denn so viele Rous waren wir zu diesem Zeitpunkt noch. Und es gab für jeden von uns ein eigenes Abteil mit einem Arbeitstisch und einem Holoprojektor. Dieser sprang an, kaum, dass ich mein Abteil betreten hatte, und zeigte das dreidimensionale Abbild eines Mentors.
    „Es gibt eine Zone in diesem Universum, in der alle euch bekannten Normen, die man landläufig als Naturgesetze bezeichnet, keinerlei Gültigkeit haben. An diesem Ort gibt es keine Ordnung, es herrscht erfrischendes Chaos. Es ist die Wahlheimat der höchsten Entitäten, die dieses Universum und alle anderen Universen hervorgebracht haben, der Chaotarchen ..."
    Dies war meine erste Lektion über die Negasphäre, der noch unzählige weitere Lektionen folgen sollten.
     
    *
     
    Wir waren danach nie mehr wieder alle 10.000 Rous gleichzeitig im Lehrsaal. Es gab keinen fixen Stundenplan; man konnte lernen, wann immer man wollte, rund um die Uhr. Und man konnte sich die Themen aussuchen, über die man sich Wissen aneignen wollte. Man wurde höchstens von den Mentoren darauf aufmerksam gemacht, wenn man das Plansoll nicht erfüllte. Das passierte mir nur ein einziges Mal, danach nie mehr wieder.
    Ich wurde zu einem richtigen Streber.
    Dies entsprang nicht allein dem Wunsch, mit den anderen Rous Schritt zu halten oder sie gar zu übertrumpfen, sondern es lag vor allem daran, dass mich die gebotenen Themen interessierten. Ich wollte alles über Kosmonukleotide, Materiequellen und -senken, über Kosmokraten und Chaotarchen erfahren. Ich konnte nicht

Weitere Kostenlose Bücher