2093 - Requiem für einen Ewigen
jedoch schnell, meine physischen Schwächen psychisch auszugleichen. Ich ließ mich nie unvorbereitet auf einen Kampf ein, sondern brachte stets meine Gegner durch Provokation dazu, leichtsinnig zu werden. Das brachte mir fast den Ruf von Unbesiegbarkeit ein, so dass mir die anderen aus dem Weg gingen und Schwächere aufs Korn nahmen.
Als ich aber dachte, für immer meine Ruhe zu haben, wurden drei hinterhältige Anschläge auf mich verübt. Dem ersten entging ich nur mit Glück knapp. Dem zweiten Anschlag entkam ich dank meiner Umsichtigkeit. Und das dritte Attentat überlebte ich nur, weil ein Mentor mir zu Hilfe kam und meinen Widersacher tötete. Ich war völlig perplex.
Aber der Mentor sagte bloß: „Manchmal muss der Richter auch regulierend eingreifen. Er kann nicht zulassen, dass aussichtsreiche Kandidaten von Rous, die sich als bessere Halbtiere entpuppt haben, hinterrücks erschlagen werden. Du wirst über diesen Vorfall schweigen, Kintradim Rou!"
Dieser Zwischenfall bestätigte meine Ahnung, dass der Richter manchmal lenkend eingriff. Aber obwohl er mir das Leben gerettet hatte, machte ich mir noch immer keine Hoffnungen, dass ich bei der Entscheidung mitreden könnte.
Mein Vorbild war der Felokee Royan. Ihm galt meine ganze Bewunderung. Für mich stand er als Crux fest. Aber ich kam ihm nicht zu nahe, denn ich achtete seine Privatsphäre. Außerdem war ich auch ein Einzelgänger, der sich nur auf sich selbst verließ.
Eines Tages, es war bereits gegen Ende unserer Ausbildungszeit, enttäuschte mich Royan jedoch zutiefst, als er mich beiseite zog. „Ich spüre es, dass Xiantopo demnächst Ernst machen will", vertraute er mir an. „Ich brauche deinen Schutz, Kintradim Rou. Ich würde mich dafür erkenntlich zeigen."
„Etwas mehr Format hätte ich von dir schon erwartet, Royan Rou", sagte ich ernüchtert und ließ ihn stehen. Ich hätte von ihm erwartet, dass er seinen Verstand gebrauchte, um sich Xiantopo vom Hals zu halten. Und ich hätte ebenso erwartet, dass er mich richtig einschätzte, nämlich, als einen Individualisten, der nur für sich selbst sorgte.
Bald darauf sah ich den kleinen Felokee in ständiger Begleitung des Apuzzen Kadrimor, eines grobschlächtigen Kerls der mich an einen wandelnden Fels erinnerte und der mir immer als zwiespältig erschienen war. Royan musste schon sehr, verzweifelt sein, dass er sich mit einem wie ihm einließ.
Bald darauf rief Royan mich an. „Jetzt nütze ich die Chance, mich von Xiantopo, zu befreien. Es wird heute passieren. Zur Siedda, an der Vaalan-Kreuzung. Ich weiß, dass er dir schon zweimal Meuchelmörder geschickt hat. Darum darfst du ihm den Gnadenstoß geben."
Siedda war die Dämmerstunde, mit der die Planetennacht begann. Bei der Vaalan-Kreuzung handelte es sich um einen Knotenpunkt im Zentralgebäude, der ein beliebter Platz für Duelle und Selbstmorde war.
Ich ahnte eine Falle, aber ich war neugierig. Darum kundschaftete ich das Gelände aus, konnte aber in weitem Umkreis nichts Verdächtiges entdecken. Um dennoch unbemerkt an dem Geschehen teilhaben zu können, organisierte ich eine Spionsonde, was weiter keine Schwierigkeit war, und versteckte sie über der Vaalan-Kreuzung.
Kurz vor Siedda suchte ich ein Versteck auf, aus dem ich die Bilder der Spionsonde abrufen konnte. Zuerst tat sich an der Kreuzung gar nichts. Es trieben sich lediglich einige Rous herum, die ich als harmlos und unbeteiligt einstufte.
Dann tauchte auf einmal Xiantopo mit seiner Bande auf. In seiner Begleitung waren rund 20 Rous, die lärmend und lachend durch einen der Gänge zur Kreuzung zogen. Als sie diese erreichten, schlug die ausgelassene Stimmung plötzlich um. Aus irgendeinem nicht erkennbaren Grund gerieten zwei Bandenmitglieder aneinander, andere mischten sich ein und lösten ein Handgemenge aus, in dem auf einmal jeder gegen jeden zu sein schien.
Xiantopo wollte schlichtend eingreifen, was ihm jedoch gründlich misslang, denn auf einmal hatte er alle seine Leute gegen sich. Sie bildeten einen Kreis um ihren Anführer und bedrohten ihn mit unmissverständlichen Gebärden. Xiantopo drehte sich lauernd im Kreis, um seine Leute im Auge zu behalten, und zeigte ein bösartiges Grinsen.
„Was wird das?" fragte er herausfordernd. „Eine Meuterei? Macht euch nicht lächerlich!"
Da tauchte plötzlich der kleine Royan in Begleitung des ungeschlachten Apuzzen Kadrimor auf. Sie durchstießen den Kreis der Rous um Xiantopo.
Und dann stand Royan vor dem Phangenen
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