21 - Die achte Flotte
Lieutenant Commander Tobias Wright, den Astrogator der Hexapuma.
»Darf ich annehmen, Toby, dass Sie mit Ihrer gewohnten Tüchtigkeit bereits unseren Kurs berechnet haben?«
»Leider, Sir, habe ich das diesmal nicht«, erwiderte Wright mit bekümmertem Gesicht. Der Astrogator war der jüngste unter Terekhovs Ressortoffizieren und normalerweise am reserviertesten. Wie sich herausgestellt hatte, lauerte direkt hinter der distanzierten Fassade ein lebhafter Sinn für Humor, und nach der Schlacht von Monica war er durch die Oberfläche gebrochen. Das sagte wahrscheinlich einiges über seine Persönlichkeit, dachte Terekhov.
»Ich fürchte«, fuhr Wright fort, »dass wir uns diesmal auf Ensign Zilwickis Astrogation verlassen müssen.«
»Ach du je«, sagte Terekhov. Er blickte die kräftig gebaute junge Frau an, die neben Wright saß, und schüttelte voller Zweifel den Kopf. »Darf ich denn hoffen, Ms. Zilwicki, dass Sie diesmal korrekt addiert haben?«
»Ich habe es wenigstens versucht, Sir«, erwiderte Ensign Helen Zilwicki ernst.
»Dann werden wir uns damit wohl begnügen müssen.«
Mehrere Personen lachten. Astrogation war nicht gerade Helens Lieblingsgebiet, und das wusste jeder. Mittlerweile, überlegte Terekhov, gab es bei keinem Besatzungsmitglied der Hexapuma noch viel, was nicht »jeder« wusste. Trotz seiner beeindruckenden Tonnage und Feuerkraft war die Gesamtbesatzung des Schweren Kreuzers kaum größer als die eines Vorkriegszerstörers, und die Besatzung der Hexapuma hatte zusammen einiges durchgemacht. Sie waren zudem alle Kielplatteneigner, und Terekhov wusste, dass sie, wie er, mittlerweile alle genau verstanden hatten, dass es kein zweites Schiff wie die Hexapuma geben würde. Nicht für sie, niemals.
Sein Bewusstsein dieser Tatsache schien aus ihm hinauszuströmen und sich der gesamten Brückencrew mitzuteilen. Nicht repressiv, sondern fast … tröstlich. Das Lächeln seiner Untergebenen verschwand nicht, es verblasste allmählich zu ernsteren Mienen, als überdächten ihre Besitzer nüchtern alles, was sie und ihr Schiff durchgemacht und geleistet hatten. Aivars Terekhov durchfuhr etwas, das der Liebe sehr ähnlich war, und seine Nasenflügel bebten, als er tief Luft holte.
»Also gut, Astro«, sagte er. »Gehen wir nach Hause.«
»Was haltet ihr also vom neusten kleinen Trick der Mantys?«, fragte Albrecht Detweiler mürrisch.
Er, Benjamin und Daniel ruhten unter der brütenden Sonne auf Chaiselounges, während türkisfarbene Wellen und cremeweiße Brandung auf den blendend weißen Strand schlugen, und trotz der Annehmlichkeit der Umgebung war sein Gesicht genauso düster wie seine Stimme.
»Weißt du, Vater«, erwiderte Benjamin ein wenig ausweichend mit leichtem Lächeln, »manchmal ist es schwer, dir alles recht zu machen. Wir haben erreicht, dass die Mantys und die Haveniten wieder aufeinander schießen. War das etwa nicht das, was du gewollt hast?«
»Manchmal bin ich schwer zufriedenzustellen«, versetzte Albrecht, »aber dafür bist du manchmal ein respektloser kleiner Balg, nicht wahr?«
»Ist das nicht eine meiner Funktionen?« Benjamins Lächeln wurde ein wenig breiter. »Du weißt schon, der niedere Sklave, der mit Cäsar auf dem Streitwagen fährt und ihn daran erinnert, dass er nur ein Mensch ist, während die Menge ihn bejubelt.«
»Ich möchte wissen, wie viele dieser Sklaven den Tag überlebt haben«, sann Albrecht laut.
»Wie merkwürdig, dass die Geschichtschips in dieser Hinsicht kaum Informationen liefern«, stimmte Benjamin ihm zu. Dann verblasste sein Lächeln. »Aber im Ernst, Vater, bei dieser Entfernung von Lovat ist es schwer, sich eine sinnvolle Meinung darüber zu bilden, was sie diesmal getan haben.«
Albrecht grunzte in halb zorniger Zustimmung für Benjamins Argument. Selbst für Kurierboote mit Blitzantrieb bestand eine Grenze für die Geschwindigkeit der Informationsübermittlung. Und um ehrlich zu sein, seiner Meinung nach benutzten sie den Weg über Beowulf bereits zu häufig. Er wusste, dass sich durch äußere Beobachtung ein mit Blitzantrieb ausgerüstetes Raumfahrzeug durch nichts von irgendeinem anderen Kurierboot unterscheiden ließ, doch es gefiel ihm nicht, sie zwischen Mesa und Manticore öfter als unbedingt nötig hin und her zu schicken. Beowulf hatte seinen Terminus des Manticoranischen Wurmlochknotens vom Tag seiner Entdeckung an für allen mesanischen Schiffsverkehr geschlossen und genoss dabei Manticores vollständige
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