21 - Die achte Flotte
Zwitschern der Bootsmannspfeifen aus der Personenröhre seiner Pinasse in den Beiboothangar von HMS Black Rose. Er ließ die Haltestange los, landete genau vor der Deckslinie und salutierte vor dem Hangaroffizier vom Dienst, während der Hangarlautsprecher verkündete: » Hexapuma trifft ein!«
»Bitte um Erlaubnis, an Bord zu kommen, Ma’am«, sagte er zu dem Hangaroffizier vom Dienst.
»Erlaubnis erteilt, Sir«, antwortete der weibliche Lieutenant. Captain Vincenzo Terwilliger, der Kommandant der Black Rose, wartete schon und begrüßte Terekhov mit Handschlag.
»Willkommen an Bord, Aivars.«
»Danke, Sir«, sagte Terekhov zu seinem alten Freund, dann drückte er die Hand eines kleinen, schlanken Mannes in der Uniform eines manticoranischen Vizeadmirals.
»Captain Terekhov«, sagte Vizeadmiral O’Malley gelassen.
»Admiral.«
Terekhov ließ O’Malleys Hand los und warf einen Blick in den Beiboothangar des Schlachtkreuzers. Er hatte »Schwarze Rose« immer für einen ungewöhnlich poetischen Namen für ein manticoranisches Kampfschiff gehalten, aber dennoch gefiel er ihm gut. Und der Grund, weshalb O’Malleys Flaggschiff ihn trug, war der, dass Black Rose − wie der Name von Terekhovs Schwerem Kreuzer − auf der Ehrenliste der RMN stand, der Liste der Schiffsnamen, die ständig in Gebrauch zu halten waren. Vielleicht war das ein Grund, weshalb er beschlossen hatte, an Bord zu kommen und sich von O’Malley und Terwilliger persönlich zu verabschieden, statt ihnen − und dem Monica-System − per Com auf Wiedersehen zu sagen.
Seine Gedanken wanderten zu den drei Monaten, in denen zuerst Khumalos Werkstattschiffe und dann, nachdem O’Malley eingetroffen war und Khumalo nach Spindle zurückkehren konnte, die Werkstattschiffe aus O’Malleys Unterstützungsgeschwader die Hexapuma und die Warlock so weit repariert hatten, dass sie die Rückreise nach Manticore aus eigener Kraft antreten konnten. Insgesamt war er vier T-Monate lang im Monica-System gewesen, und es erschien ihm wie ein ganzes Lebensalter.
Tatsächlich ist es für allzu viele andere Menschen ein Lebensalter gewesen, oder zumindest der Abschluss des Lebensalters, dachte er grimmig. Erneut erinnerte er sich an die entsetzlichen Verluste, die sein improvisiertes »Geschwader« erlitten hatte. Wir haben unsere Aufgabe erfüllt, aber bei Gott, es hat mehr gekostet, als ich mir je hätte träumen lassen. Selbst nach Hyacinth.
»Also sind Sie endlich klar, Captain«, stellte O’Malley fest und holte damit Terekhov in die Gegenwart zurück. Terekhov nickte.
»Jawohl, Sir.«
»Ich kann mir vorstellen, dass Sie froh sind, nach Hause zu kommen.«
»Jawohl, Sir. Sehr froh. Die Ericsson und die anderen Werkstattschiffe haben bemerkenswerte Arbeit geleistet, aber trotzdem könnten wir eine richtige Werft gebrauchen.«
Gelinde ausgedrückt, dachte er. Im Gegensatz zur älteren und noch schwerer beschädigten Warlock würde die Hexapuma die Dienste der Werft auch in Anspruch nehmen. Terekhov wagte gar nicht daran zu denken, wie lange es dennoch dauern würde, bis sie wieder voll einsatzklar war, aber wenigstens käme sie zurück. Der Warlock stand ein anderes Schicksal bevor. Noch war es nicht offiziell − es würde nicht offiziell sein, ehe sie zu Hause an einer Raumstation begutachtet worden war −, und sie verdiente für das, was sie im Monica-System geleistet und gegeben hatte, etwas Besseres. Aber sie war einfach zu alt, zu klein und zu überholt, um die Kosten einer Reparatur zu rechtfertigen.
»Nun, Captain«, sagte der Vizeadmiral und reichte ihm wieder die Hand, »ich bin sicher, die Werft macht sie rasch wieder heil. Wir brauchen die Hexapuma − und Sie − wieder im Dienst. Ich wünsche Ihnen eine glückliche Fahrt, Captain.«
»Danke, Sir.«
Terekhov schüttelte ihm die Hand, trat zurück und salutierte. Die Pfeifen jaulten erneut auf, die Seite nahm wieder Haltung an, und er schwang sich zurück in die Personenröhre.
Rasch durchschwamm er den Schlauch, nickte dem Bordmechaniker zu und nahm in seinem Sessel Platz, als die Nabelschnüre sich schon lösten. Während die Pinasse mithilfe ihrer Bugdüsen aus den Andockarmen zurücksetzte, ging Terekhov gedanklich seinen kurzen Besuch an Bord des Flaggschiffs durch und fragte sich erneut, warum er ihn persönlich unternommen hatte. Er bezweifelte, dass er diese Frage jemals wirklich beantworten könnte, doch seine innerliche Befriedigung − sein Gefühl des Abschlusses − sagte ihm,
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