21 - Die achte Flotte
einem launigen Lächeln. Sie wünschte nur, dass Valery Ottweiler, der mesanische Attaché, der während der Monica-Operation ihr offizieller Adjutant im Meyers-System gewesen war, ihr hier ebenfalls zur Verfügung gestanden hätte. Sie fand seine Kompetenz sowohl beeindruckend als auch beruhigend. Ottweiler war jedoch noch immer im Meyers-System, wo er eine eigene Rolle zu spielen hatte, und Jansen Metcalf, der mesanische Handelsattaché, der zum Botschafter aufgestiegen war, als New Tuscany beim Verfassungskonvent von Spindle ausstieg, sollte ebenfalls tüchtig sein. Allerdings begleitete er sie heute selbstverständlich nicht. Dass der offizielle Vertreter Mesas abwesend war − und ihren »inoffiziellen« Status im Vorfeld betont hatte −, stellte in der Tat zwei weitere kleine Hinweise dar, dass sie nicht nur für die wahren Herren Mesas sprach, sondern auch etwas sehr Wichtiges zu sagen hatte.
»Bitte gestatten Sie mir, Ihnen meine Minister bekannt zu machen«, sagte Boutin, und Anisimovna nickte beiden nacheinander freundlich zu, als der Präsident ihre Namen murmelte. Nicht dass in diesem Raum irgendjemand vorgestellt werden brauchte, da war sie sich sicher.
Als sie miteinander bekannt waren, setzte sich Anisimovna in einen bequemen Sessel, schlug die langen Beine übereinander und lehnte sich zurück. Während ihres Antrittsbesuchs bei Roberto Tyler hatte Anisimovna mit Vorbedacht ein Kleid gewählt, das ihre perfekte, üppige Figur betonte. Bei Boutin und − noch wichtiger − Vezien war es erheblich unwahrscheinlicher, dass sie sich von körperlichen Reizen beeinflussen ließen, und daher hatte sie sich für streng geschnittene, mitternachtsblaue Kleidung entschieden. Und obwohl sie keinerlei Bedenken hatte, jegliche Taktik − oder Attribute − einzusetzen, die ihrem Zweck dienten, musste sie zugeben, dass sie es sehr vorzog, nicht aufgedonnert zu sein wie eine Lustsklavin.
»Dürfen wir nun erfahren, was Sie nach New Tuscany führt, Ms. Anisimovna?«
»Um ganz offen zu sein, Mr. President, ich bin nicht zuletzt wegen der katastrophalen Vorkommnisse im Monica-System hier«, begann sie und verbarg ein Lächeln über das Entsetzen, das auf die Gesichter der New Tuscanier trat.
Damit habt ihr nicht gerechnet − dass ich freiheraus zugebe, dass wir in dieses nette kleine Desaster verwickelt waren, was?, dachte sie sarkastisch. Na, ich habe noch ein paar Überraschungen für euch in petto.
»Mit Sicherheit sind sie alle gut darüber informiert, was mit der Republik Monica passiert«, fuhr sie gelassen fort. »Diese bedauernswerte Entwicklung war die Folge einer Reihe von Zufällen, mit denen niemand rechnen konnte, verschärft durch ein gewisses Maß an schlampiger Ausführung auf monicanischer Seite.«
»Wir haben Berichte über diese … Ereignisse erhalten«, bestätigte Boutin langsam. Seine Augen zuckten zur Seite auf Dusserre. »Darf ich fragen, was genau daran Sie veranlasst, mit uns zu sprechen?«
»Offen gesagt, Mr. President, haben wir kein Interesse zuzusehen, wie die Mantys ihre Kontrolle und ihren Einfluss in diesem Raumgebiet erweitern«, antwortete Anisimovna mit einer Miene, die völlige Offenheit vorgab. »Ich bin sicher, dass Sie über die lange zurückreichenden Feindseligkeiten zwischen der Geschäftswelt Mesas und dem Sternenkönigreich von Manticore informiert sind. Und wie Manticore in der Vergangenheit häufig gezeigt hat − und jüngst im Monica-System −, ist das ›Sternenkönigreich‹ nie vor der Anwendung nackter Gewalt zurückgeschreckt, um seine Ziele durchzusetzen. Für uns im Mesa-System erscheint es offensichtlich, dass ein manticoranischer Brückenkopf im Talbott-Sternhaufen fast unausweichlich zu weiterer Schikanierung Mesas und in nicht allzu ferner Zukunft möglicherweise sogar zu manticoranischen Militäraktionen gegen Mesa führen wird. Das, um ganz ehrlich zu sein, war der Grund, weshalb wir President Tyler ursprünglich angesprochen haben.
Leider hat, wie Sie ebenfalls genau wissen, der Konvent von Spindle diese neue Verfassung ratifiziert und fast den gesamten Sternhaufen somit zu einer Provinz des Sternenkönigreichs gemacht. Das bedeutet natürlich, dass das, was wir durch unsere Unterstützung für President Tyler als Maßnahme der Selbstverteidigung zu verhindern suchten, zur unumstößlichen Tatsache geworden ist.«
Mehrere Gesichter hatten sich angespannt, als sie den Verfassungskonvent erwähnte, und Anisimovna verbarg ein Lächeln katzenhafter
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