21 - Die achte Flotte
manticoranische Bedrohungspotenzial einschätzte. Genau darum hatte er sich nach Kräften bemüht, und je mehr er hinsah, desto … besorgter war Maitland Askew geworden.
Die abgesicherten Daten, die ihm zur Verfügung standen, waren schmerzlich begrenzt. Am Anfang gab es kaum Quellen, und er hatte entschieden, dass er, wenn er offen an die Sache heranging, wie Captain Mizawa es wünschte, die ONI-Berichte aussortieren musste, in denen die Möglichkeit bedrohlicher manticoranischer Durchbrüche von vornherein ausgeschlossen wurde. Folglich hatte er eigene Daten zusammengetragen, und da sie sich bereits im Hyperraum befanden, unterwegs zur neuen Einsatzstation, gab es davon herzlich wenig, bis sie das Meyers-System erreichten, das Verwaltungszentrum des Madras-Sektors. Dort konnte er in aller Ruhe mit einigen Grenzflottenoffizieren sprechen, die dauerhaft Kommissar Verrochio zugeteilt waren.
Commodore Thurgood, vor Admiral Byngs Ankunft ranghöchster Offizier im Meyers-System, war nur zu gern bereit, Askew alle ihm zur Verfügung stehenden Informationen, Analysen und Spekulationen mitzuteilen. Zuerst hatte Askew stark der Meinung zugeneigt, Thurgood könnte ein Schwarzmaler sein, doch er hatte sich dennoch mit den Dokumenten des Commodores befasst. Und je tiefer er sich darin vergrub, desto schwärzer sah er selbst.
Über den eigentlichen Angriff auf Monica gab es so gut wie keine soliden Daten. Sämtliche Sensorprotokolle waren entweder mit den militärischen Teilen von Eroica Station und den Schiffen, die die Manticoraner angriffen, vernichtet worden, oder die manticoranischen »Untersuchungskommandos« hatten sie entfernt, als sie die monicanischen Wracks durchsuchten. Doch obwohl es fast unmöglich war, harte Fakten zu erhalten, hatte Thurgood viele überlebende Monicaner vernommen und aus ihren Schilderungen einige sehr verstörende Schlussfolgerungen gezogen.
Zuerst hatte Thurgood wie die Mehrheit der solarischen Raumoffiziere das Geschehene der Unfähigkeit der Monicaner zuschreiben wollen. Die beteiligten monicanischen Flaggoffiziere hatte er persönlich gekannt − vor allem Isidor Hegedusic und Janko Horster, die beiden Admiräle, die tatsächlich die Manticoraner angegriffen hatten und dabei gefallen waren. Während die höchsten Ebenen des monicanischen Militärs genauso von Vetternwirtschaft und politischer Postenvergabe bestimmt waren wie bei anderen »Sternnationen« im Rand, hatte Thurgood die Fähigkeiten von Hegedusic und Horster durchaus zu schätzen gewusst, und er teilte Askew mit, dass die monicanische Navy einen überraschend hohen Ausbildungsstand besessen habe.
Zweitens hatte man Thurgood, obwohl es gar nicht vorgesehen gewesen war, über die Raketengondeln ins Bild gesetzt, die Technodyne Monica zur Verfügung gestellt hatte. Infolgedessen wusste er, dass die Lenkwaffen in diesen Gondeln einen beträchtlich höheren Beschleunigungsfaktor und eine erheblich längere Antriebsausdauer hatten − und damit eine wesentlich höhere Reichweite − als die Standardraketen der SLN.
Drittens hatten zehn manticoranische Kriegsschiffe, davon vier Zerstörer und nur drei so kampfstark wie ein Schwerer Kreuzer, das konzentrische Feuer aller dieser vorher ausgesetzten Raketengondeln nicht nur überlebt − wenn auch offensichtlich überrascht von Anzahl und Reichweite dieser Raketen −, sondern im Anschluss den gesamten militärischen Teil von Eroica Station vernichtet und dazu neun der vierzehn modernen Schlachtkreuzer, die Technodyne den Monicanern verschafft hatte. Als wäre das nicht genug, hatten die sechs beschädigten manticoranischen Schiffe, die das Gefecht gegen Eroica Station überstanden hatten, im offenen Kampf drei weitere moderne, voll funktionstüchtige Schlachtkreuzer zerstört. Und das war ihnen aus dem Stand gelungen, lediglich mithilfe ihrer Bordraketenwerfer und ohne von Gondeln unterstützt zu werden.
Viertens gab es zwar keine soliden Sensordaten, die erklärten, wie genau die Manticoraner es zuwege gebracht hatten, doch es war völlig klar − sowohl während des Gefechts gegen Horsters drei Schlachtkreuzer als auch danach −, dass die Manticoraner es geschafft hatten, ein systemweites Überwachungssystem einzurichten, ohne dabei bemerkt zu werden. Und während Thurgood gern zugab, dass die bekräftigenden Beweise und die Überlegungen erheblich mehr Spekulation waren, legte die Geschwindigkeit der manticoranischen Reaktion auf sowohl Horsters Angriff als auch Admiral
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