21 - Die achte Flotte
trotzdem nichts ändern, dachte er.
»Im Augenblick«, fuhr Zeiss fort, »möchte er, dass Sie sich so bedeckt halten wie nur möglich. Tun Sie einfach Ihren Dienst, und er und ich − und der Eins-O − halten Sie von der Flaggbrücke und dem Kampfgruppenstab so weit entfernt, wie wir können. Da wir nicht genau wissen, wie Ihr Bericht Captain Aberu in die Hände fiel, wäre es wahrscheinlich eine gute Idee, wenn Sie über seinen Inhalt kein Wort verlieren würden.«
Sie sah ihn an, und er nickte wieder. Wenn Byng − oder Aberu − einen Informanten hatten, könnte er durchaus angeklagt werden, weil er Defätismus verbreitete, wenn er über seine und Thurgoods Theorien sprach.
»Jawohl, Ma’am«, sagte er. Ein wenig wagemutiger fügte er hinzu: »Und darf ich fragen, wie der Captain auf meine Analyse reagiert hat?«
Zeiss ließ sich in ihren Sessel zurücksinken und blickte ihn mehrere Herzschläge lang aus zusammengekniffenen Augen an, dann zuckte sie mit den Schultern.
»Captain Mizawa ist − wie Commander Bourget und ich selbst − geneigt, ihre beunruhigenderen Hypothesen mit erheblichen Vorbehalten zur Kenntnis zu nehmen. Ich glaube, der Captain war von dem Kaliber Ihrer Arbeit genauso beeindruckt wie ich, aber wie Sie selbst ja ausführen, ist die Datenlage wirklich reichlich dünn, Matt. Sie und Commodore Thurgood könnten da etwas auf der Spur sein, aber ich glaube, wir alle möchten im Moment kein Urteil dazu abgeben. Ich würde sagen, Ihre Einschätzung der möglichen Gefahr wird uns alle drei mit der Lage vorsichtiger umgehen lassen, als es sonst der Fall wäre. Nur, bis wir einige dieser fehlenden Daten erlangt haben, können wir es uns nicht erlauben, in unserem Verhalten den Mantys gegenüber allzu zaghaft zu sein.« Sie sah ihn wieder offen und hart an, dann fügte sie hinzu: »Oder jedem anderem gegenüber.«
»Jawohl, Ma’am. Ich habe verstanden.«
Askew versuchte nicht mal, seine Sorge − nicht nur über die möglichen Auswirkungen auf seine Flottenkarriere − zu verbergen, doch er hatte allerdings verstanden.
»Das dachte ich mir schon, Matt«, sagte Zeiss leise. »Das dachte ich mir schon.«
SECHSUNDZWANZIG
»Natürlich machen Sie so etwas nicht beruflich, Captain«, sagte die attraktive Brünette in beinahe besänftigendem Ton. »Und ich weiß, viele Leute sind bei ihrem ersten Interview dieser Art aufgeregt. Aber ich verspreche Ihnen, ich habe das Hunderte Male gemacht, und bis jetzt ist keiner, den ich interviewt habe, gestorben.«
Der Mann in der Uniform eines Handelsflottenoffiziers, der ihr an dem kleinen Schreibtisch gegenübersaß, grinste und blickte ein wenig nervös drein. Dann nickte er.
»Ich, äh, ich versuche dran zu denken, Ms. Brule.«
»Gut. Und vergessen Sie nicht, es braucht nicht beim ersten Mal perfekt sein. Sagen Sie uns einfach mit Ihren Worten, was passiert ist, und dann spielen wir es ab, und wenn Sie merken, dass Sie sich irgendwo versprochen haben, dann korrigieren wir es. Und wenn Sie bemerken sollten, dass Sie etwas vergessen haben, können wir es an der passenden Stelle noch einfügen. Uns geht es darum, dass die Leute erfahren, wie es war, und nicht, nie etwas falsch zu machen. Okay?«
»Jawohl, Ma’am.«
»Gut«, wiederholte die Brünette, dann sah sie unmittelbar in den wartenden Aufzeichner.
»Dies ist die Aufzeichnung eines Interviews mit Captain Tanguy Carmouche, Kapitän des auf New Tuscany registrierten Frachters Antilope, in dem es um Vorfälle im San-Miguel-System geht. Ich bin Anne-Louise Brule und führe dieses Interview im Auftrag des Außenministeriums, des Handelsministeriums und des Schatzamtes. Angefertigt wird diese Aufzeichnung am 7. Juli 1921 Post Diaspora auf dem Planeten New Tuscany.«
Nachdem sie die offiziellen Sätze gesprochen hatte, wandte sie sich dem Handelsoffizier zu.
»Captain Carmouche, könnten Sie uns bitte mit eigenen Worten erklären, was genau vorgefallen ist?«
»Im San-Miguel-System, meinen Sie?«, fragte Carmouche und machte eine verlegene Miene. »Tut mir leid. Ich bin wohl wirklich ein bisschen nervös.«
Brule lächelte ermutigend, und der Kapitän räusperte sich und straffte die Schultern und setzte sich gerade hin.
»Nun, wir sind Anfang Juni im San-Miguel-System angekommen und wollten eine Ladung abholen, die avisiert worden war, ehe der Konvent von Spindle diese Verfassung beschlossen hatte. San Miguel ist ja immer Teil des Handelsbundes von Rembrandt gewesen, und der Bund hat immer
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