21 - Die achte Flotte
lieber seine eigenen Pötte benutzt, als fremde Schiffe zu chartern, also gab es immer mal wieder Schwierigkeiten für Skipper, die nicht zum Handelsbund gehörten, aber im Allgemeinen konnte man sich immer einigen, ohne dass es viel Ärger gab.
Aber diesmal kam, kaum dass die Antilope in ihrer Parkbahn lag, ein manticoranisches Zollkommando an Bord, keines von San Miguel oder dem Handelsbund. Das war ungewöhnlich, aber ich nahm zunächst an, das ist Teil des neuen politischen Systems, deshalb dachte ich mir nichts weiter dabei. Jedenfalls nicht, bis die Mantys das Schiff zu zerlegen begannen, angeblich weil sie nach ›verdächtiger Ware‹ suchten.«
Carmouches Gesicht nahm einen harten Ausdruck an, als er sich zornig erinnerte, und er zuckte ruckartig die Schultern.
»Ich war darüber nicht besonders erfreut«, sagte er. »Ich meine, ich kann verstehen, wenn sie die Schmuggelei eindämmen wollen, besonders hier draußen im Rand. Damit habe ich kein Problem. Ich weiß ja, dass unser eigener Zoll genau aufpasst auf Schiffe, die ins New-Tuscany-System kommen, besonders, wenn es keine regelmäßigen Besucher sind. Doch das kann man höflich machen, und man kann es … nicht so höflich machen, so wie diese Drecks…«
Er verstummte, schüttelte sich und verzog das Gesicht.
»Tut mir leid«, sagte er wieder. »Ich meine, so wie diese Leute. Ich erwarte ja nicht, dass man sich vor mir verbeugt. Ich meine, ich weiß, dass ich zur Handelsflotte gehöre, nicht zur Navy. Aber mein Gott, die Antilope ist mein Schiff! Ich bin den Eignern gegenüber verantwortlich, und wenn ich auch nur in der Handelsflotte bin, kann ein Skipper doch von jedem Gast an Bord seines Schiffes ein gewisses Maß an Respekt verlangen. Ist mir völlig egal, wer die sind!
Aber diese Leute haben kein bisschen Respekt an irgendjemanden an Bord der Antilope verschwendet. Sie waren unhöflich und beleidigend, und sie benahmen sich, wie ich finde, ausdrücklich feindselig. Sie baten um nichts, sie verlangten, was immer sie wollten. Sie brachten alle möglichen Scanner und Spürgeräte an Bord, und sie durchkämmten jeden Laderaum aufs Gründlichste. Wegen der Größe unserer Laderäume dauerte das Stunden, aber sie bestanden darauf. Genauso bestanden sie darauf, jeden Frachtbrief mit dem Frachtcontainer zu vergleichen − völlig egal, ob die Zollsiegel des Ursprungshafens noch intakt waren. Sie ließen uns sogar einen ganzen Stapel Container öffnen, damit sie sich den Inhalt ansehen konnten! Und sie haben ganz deutlich gemacht, dass sie uns, wenn wir nicht genau das täten, was sie verlangten, den Zugang zum Planeten sperren und jeden Frachtumschlag in der Umlaufbahn verbieten würden.«
Carmouche beugte sich vor, sein Gesicht und seine Körpersprache lebendig mit einer Mischung aus Zorn und Selbstsicherheit unter Brules ermutigendem, ernst mitfühlendem Ausdruck.
»Nun, ich kam durch ihre ›Zollinspektion‹, ohne dass mir eine Ader platzte oder ich jemanden niederschlug, aber leicht war das nicht. Endlich hatten wir unsere Freigabe bekommen und die Kerle aus dem Schiff, da erfuhren wir, dass wir uns medizinisch untersuchen lassen müssten, ehe wir Ladung löschen oder an Bord bringen durften. Wir wollten sowieso keine Ladung löschen, und das wussten sie. Von mir ist noch nie eine medizinische Untersuchung verlangt worden, damit ich Fracht aufnehmen darf! Am Einfahrtshafen, klar. Keiner will, dass jemand eine Seuche auf eine Welt bringt. Aber wenn es keinen Kontakt zwischen einem von meinen Leuten und dem Planeten geben wird − verdammt, nicht mal zwischen meinen Leuten und einem Lagerhaus im Orbit, denn die Ladung wurde in Shuttles von San Miguel an Bord gebracht! −, dann ist so was doch völlig sinnlos. Außerdem hatten sie unsere medizinischen Akten bereits als Teil ihrer Zollinspektion überprüft!
Ich verstand es damals noch nicht, aber später wurde es klar. Da begriff ich nämlich, dass es überhaupt nicht um medizinische Vorsichtsmaßnahmen ging. Überhaupt nicht. Ganz gleich, was wir taten, sie hatten immer wieder einen neuen Reifen bereit, durch den wir springen sollten, ehe wir unsere Fracht an Bord nehmen durften. Nach der medizinischen Untersuchung bestanden sie darauf, unsere Maschinenlogs durchzugehen, um sich zu vergewissern, dass wir in den Teilen des Systems mit dichterem Verkehr keinen katastrophalen Impellerschaden erleiden würden. Und danach entschieden sie, dass sie die Abfallverwertung und -beseitigung unseres
Weitere Kostenlose Bücher