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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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was ich wiederhole: In der Mehkeme sehen wir uns wieder!“
    Man hatte uns, als wir ergriffen wurden, nichts von unserm Eigentum genommen; darum konnte ich in den Gürtel greifen und den Revolver ziehen. Ich richtete ihn auf die beiden und drohte:
    „Die Sache steht jetzt anders, als sie vorhin stand. Vorhin waren wir gefangen, jetzt aber werdet ihr es sein. Ihr wollt euch entfernen und habt allen Grund dazu; uns aber liegt daran, daß ihr bei uns bleibt, und so werden wir dafür sorgen, daß ihr nicht gegen unsern Willen fortgehen könnt.“
    Und zu dem Kol Agasi gewendet, fuhr ich fort:
    „Im Namen der Tughra, welche ich bei mir trage und der jeder Beamte und Untertan des Padischah zu gehorchen hat, fordere ich dich auf, diese beiden Männer, damit es ihnen unmöglich ist, zu entlaufen, so zu binden, wie wir vorhin gebunden gewesen sind! Ich erwarte, daß du diesem Wunsch sofort nachkommst!“
    Der alte Offizier besann sich keinen Augenblick; er gab auf der Stelle den entsprechenden Befehl, und so wurden sie, die unsere Gefangennahme veranlaßt hatten, ganz in derselben Weise gefesselt, wie wir vorher es gewesen waren. Die Tughra tat eben Wunder. Es ist das der arabeskenartig verschlungene Namenszug des Sultans, in einer besonderen Schrift geschrieben, welche Diwahni genannt wird. Viele leiten den Ursprung der Tughra auf Murad I. zurück, welcher einst eine Urkunde durch den Abdruck seiner Hand beglaubigte. Andere wieder erzählen dasselbe von dem Sultan Orchan. Hervorragende Kenner aber behaupten, daß die Tughra oder Thogra von dem Sultan Mohammed II., dem Eroberer Konstantinopels, stamme. Als dieser im Jahre 1453 durch Einnahme dieser Stadt das oströmische Reich vernichtete und beim Einzug in Konstantinopel an die Sophienkirche kam, tauchte er, der Schreibunkundige, seine Hand in Tinte und drückte sie zum Zeichen der Besitzergreifung an die Kirchentür. Das war die erste Tughra, welches Wort von dem alttürkischen turgai abgeleitet wird. Es heißt soviel wie ‚es stehe‘, ‚es habe Bestand‘. Die Tughra hat allerdings eine entfernte Ähnlichkeit mit einer offenen Hand. Sie wird auf türkische Münzen geprägt, wo sie das Brustbild des Herrschers vertritt und über dem Eingang der von ihm errichteten Paläste und öffentlichen Gebäuden wie Moscheen, Stiftungen, Kasernen, Schulen etc. angebracht. Auf Urkunden wird sie von besonderen Beamten, welche Nischandji's heißen, in Gold, auch in Rot oder Schwarz ausgeführt. Außerordentlich selten ist es, daß der Sultan sich herabläßt, seinen Namenszug auf einem ihm vorliegenden Dokument mit eigener Hand zu zeichnen. Der Betreffende muß bei ihm in höchster Gunst stehen, oder es müssen dabei Umstände obwalten, welche nur der Kenner der jeweiligen dortigen Verhältnisse zu benützen weiß. Es kann da vorkommen, daß ein sehr niedriger Beamter auf einem nur ihm persönlich offenstehenden Wege mehr erreicht, als selbst der Scheik ul Islam oder der Großwesir.
    So kann ich jetzt, da der Betreffende kürzlich gestorben ist, sagen, daß ich meine türkischen Legitimationen immer durch einen Unterbeamten bezogen habe, dessen Stellung bei uns im Abendland eine der niedrigsten sein würde. Das war mein Freund Mustapha Moharrem Aga, welcher fünfzig Jahre lang Kapudschi (Türsteher) der hohen Pforte gewesen ist. Türsteher! Das ist doch ein höchst minderwertiger Rang, wird man meinen; aber der Einfluß dieses ebenso braven wie originellen Kapudschi reichte bis in die geheimsten Gemächer hinauf. Er genoß dort ein großes Vertrauen, ein fast beispielloses Wohlwollen, und es galt da fast als ein heiliger Brauch, seinen allerdings bescheidenen und immer in sonderbarer Weise vorgebrachten Wünschen entgegenzukommen. Es sind während seiner langen, in dieser Beziehung einzig dastehenden Amtierung eine Menge großer, berühmter oder einflußreicher Männer an der hohen Pforte erschienen und wieder verschwunden, Mustapha Moharrem Aga aber blieb in seiner Stellung, bis der Tod ihn aus derselben rief. Ob eine erbetene Audienz gewährt wurde oder nicht, das hing gewöhnlich von ihm ab; es genügte ein kleiner, kurzer Wink von ihm, so wurde der Betreffende angenommen, oder er mußte, selbst wenn er eine hervorragende Persönlichkeit war, auf die Erfüllung seines Wunsches verzichten. Ich hatte Gelegenheit, mir das Wohlwollen dieses Kapudschi durch meinen vorzüglichen Dschebeli-Tabak zu gewinnen, und er hat es mir bis an sein Ende treu bewahrt. Ich habe es nie mißbraucht,

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