Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
Vom Netzwerk:
Höllenschlund hatte ihn gelehrt, in Fällen wie diesen keine Zeit mit Fragen zu vergeuden.
    »In der Bibliothek, in einer Stunde«, erwiderte er und legte auf.

5
    Es mochte zwar Samstag sein, doch die von der Schule angestellten Reinigungskräfte waren längst an den Anblick und die Geräusche von Menschen, die auch an Wochenenden in der Bibliothek herumwuselten, gewöhnt. Sie erledigten die Arbeiten, die sie in diesem Teil des High-School-Gebäudes zu verrichten hatten, rasch und zu den unmöglichsten Zeiten und hielten sich ansonsten von dort fern.
    Nach dem Telefongespräch mit Giles hatte Buffy Willow angerufen, die ihrerseits Oz und Xander kontaktiert hatte, um sie von der außerplanmäßig angesetzten Krisensitzung in Kenntnis zu setzen.
    Wieder einer von diesen Tagen, dachte Buffy, an denen wir alle Beeper bei uns tragen sollten. Oder Walkie-Talkies. Was macht das denn für einen Eindruck: ›Ja, Mrs. Rosenberg, wir haben da ein paar Leichen und Willow muss mir unbedingt dabei helfen, den Weltuntergang zu vereiteln.‹ Das kann man doch nicht bringen.
    Als alle eingetroffen waren, brachte Buffy ihnen die Neuigkeiten schonend bei: »Okay. Die Krise des Tages. Wir haben vier Strandleichen, ebenso viele aufgeschlitzte Kehlen, ein paar... äh... vermisste Körperteile – und Angel sagt, dass die hier ansässige Vampirgemeinde überhaupt nicht darüber lachen kann.«
    »Oh, großartig«, sagte Xander und rutschte, die langen Beine weit ausgestreckt, auf seinem Stuhl noch ein Stückchen tiefer. »Etwas, das Menschen anknabbert und Vampire nervös macht. Wie komme ich bloß darauf, dass wir es nicht mit einem netten Monster zu tun haben?«
    »Oh, ich bitte vielmals um Verzeihung«, erwiderte Buffy und kämpfte den Impuls nieder, nervös auf- und abzurennen. »Es tut mir Leid, wenn ich irgendjemandem mit meinen Nachrichten Ungelegenheiten bereite.« Okay, war sie eben gereizt. Ziemlich gereizt sogar. Aber sie hasste unbekannte Bedrohungen. Besonders wenn sie von ihnen aus wunderschönen Träumen gerissen wurde.
    Giles saß auf der Treppe und runzelte die Stirn. »Aber wir wissen nicht mit Bestimmtheit, dass es keine Vampire waren.«
    Er wirkte beinahe schon wieder wie ein richtiger Wächter. Da er Ariel nicht unbeaufsichtigt in seiner Wohnung zurücklassen wollte, hatte er sie in eine hellgraue Jogginghose gesteckt, ihr ein nicht anders als reizend zu nennendes pinkfarbenes Top übergestreift, das im Übrigen äußerst verdächtig nach Willows Kleiderschrank aussah, und kurzerhand mitgeschleift. Angesichts der grimmigen Gesichter um sie herum hatte sie sich prompt wie eine Napfschnecke zusammengerollt, fest an den Bibliothekar geklammert und damit begonnen, in seine Tweedjacke zu brabbeln. Irgendwann hatte er es dann aufgegeben, ihre Finger von seinem Jackett wieder lösen zu wollen, und nun saß er da und hielt sie in seinen tröstenden Armen.
    »Wie niedlich«, hatte Willow Buffy zugeflüstert, als sie dieses friedvollen Bildes ansichtig wurden. Buffy hatte nur genickt, mit den Gedanken bei den schlechten Nachrichten, die sie zu überbringen hatte.
    Nun betrachtete sie das Selkie jedoch mit größerer Aufmerksamkeit. Eigentlich hätte der Anblick ihres Wächters, den fünfundsiebzig Pfund braunäugiger Kindercharme dahinschmelzen ließen wie Butter in der Sonne, sie erheitern und mit einem Gefühl warmer, inniger Zuneigung erfüllen sollen, doch jedes Mal, wenn sie zu den beiden hinübersah, spürte sie, wie sie eine merkwürdige Kälte überkam. Selkie. Meereskreaturen. Leichen am Strand.
    Okay, es war reichlich abwegig, ein kleines Kind mit jener brutalen Attacke am Strand in Verbindung zu bringen. Aber konnte es nicht sein, dass ältere, ausgewachsene Selkies nach ihr suchten? Vielleicht hatten die Jugendlichen am Strand ihnen einen Schrecken eingejagt oder waren ihnen in die Quere gekommen, und...
    Nein, wenn sie ehrlich war, hatte dieses flaue Gefühl, das sich immer, wenn sie Ariel ansah, in ihrer Magengegend bemerkbar machte, nichts mit ihren Jägerinnen-Instinkten zu tun – zumindest nahm sie es nicht an. Es fühlte sich... irgendwie zu sehr... nach etwas anderem an. Vielleicht Eifersucht. Kein schöner Gedanke. Sie wandte den Blick ab und widmete sich wieder vorrangigeren Problemen.
    »Angel sagt, er sei sicher. Definitiv keine Vampire.«
    »Na ja, er muss es ja wissen«, meinte Willow.
    Oz brachte die Dinge in seiner typischen Art auf den Punkt: »Und Ariel? Immerhin hat Will sie genau an diesem Teil

Weitere Kostenlose Bücher