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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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die Kwame bestätigte.
    Technisches Französisch! Merde, alors! Matt fluchte innerlich. Das hatte er an der Uni immer gern geschwänzt. Die Takelage knarrte. Es ging weiter abwärts. In einen Schacht hinab? Es sah so aus, als sei die Roziere im Begriff, in ein Erdloch hinab zu fahren.
    Die Tür des kleinen Laderaums ging auf. Kwame begaffte die Gefangenen mit Argusaugen. Hinter ihm hörte Matt den Medikus aus Yizrael etwas sagen. Ein dritter Mann, den er nicht sah, fing meckernd an zu lachen. Maitre Magnan?
    »Was soll der Knebel in Rulfans Mund, du Dämlack«, fauchte Matt Kwame in der Hoffnung an, dass der sich zum Näherkommen provozieren ließ. »Habt ihr etwa Angst, er könnte um Hilfe rufen?«
    Kwame machte ein dummes Gesicht. Noah, der offenbar irgendwo gleich hinter ihm zwischen den Frachtbehältern zugange war, lachte.
    »Shalom, Doktor!«, rief Matt so jovial wie höhnisch.
    »Weißt du schon, was du mit den dreißig Silberlingen anfängst, die der Prophet dir für deinen Verrat zahlt? Gibst du sie mit losen Frauen aus? Mit losen Männern? Oder mit losen Froditen?« Er lachte boshaft. »Vielleicht bezahlt er dich nicht mal. Er ist bestimmt wie die meisten Herrscher: Er liebt den Verrat, doch er hasst den Verräter!«
    »Darüber kann ich nur lachen!« Kwame wurde nach hinten gezogen. Noah zwängte sich durch die Luke und schaute nach Matt aus. Als er ihn sah, blieb er breitbeinig stehen. »Der Prophet schätzt meine Ergebenheit! Hätte er mich sonst etwa aus der Sklaverei entlassen und zum Zeremonienmeister ernannt?« Er bemühte sich, so triumphierend wie ein König aus einem Shakespeare-Stück zu wirken, doch er sah aus wie ein Schmierenkomödiant.
    »Ich wette, dass du eher in der Hölle bist als wir«, gab Matt zurück und deutete mit dem Kopf nach unten. »Ich glaube, dass wir schon dorthin unterwegs sind.«
    Rulfan schnitt Grimassen, verdrehte die Augen und äußerte warnende Laute, die Noah falsch interpretierte: In seiner Hand blitzte plötzlich ein Messer auf. Ehe Matt aufschreien konnte, zerschnitt der neue Zeremonienmeister Rulfans Knebel. »Wenn du was zu sagen hast, nuschle nicht herum, sondern sag es offen, du Ausgeburt nördlicher Dekadenz!«, fauchte er.
    »Ich?« Rulfan hustete. »Ich weiß doch nicht mal, wer du bist! Wo bin ich? Matt, in was hast du uns da reingeritten?«
    Neue Kommandos ertönten. Jemand rief Noahs Namen, und er verschwand in aller Eile. Die Sinkgeschwindigkeit der Roziere ließ nach, dann rumste es und Matt spürte, dass sie aufgesetzt hatten.
    Dunkelrotes Licht schien herein. So ungefähr hatte sich Klein-Matthew im Alter von fünf Jahren die Beleuchtung in der Hölle vorgestellt. Mit sechs war er dann drauf gekommen, dass die Hölle eine Erfindung der Erwachsenen war, um von der Nichtexistenz des Klapperstorchs abzulenken.
    Matt wollte sich rücklings an der Wand hochschieben, um aus dem Bullauge zu schauen. Als er es geschafft hatte, stand Rulfan schon davor.
    Matt reckte den Hals. Über ihnen gähnte tatsächlich ein Schacht, über den sich ein blauer Himmel spannte.
    Wo waren sie? In einem Nebenkrater des Vulkans?
    »Ich glaube, mir ist übel, Matthew«, sagte Rulfan plötzlich.
    »Ich glaube, ich muss…«
    ***
    Rulfans Übelkeit gefiel der Mannschaft der Roziere nicht – und am wenigsten Kwame, der ihre Spuren beseitigen musste.
    Als die Gefangenen die Gondel verlassen hatten, wurde ihnen schnell klar, dass die Chance, den »Palast« des Propheten je wieder zu verlassen, gering war: Das Luftschiff war in der Tat in einer riesigen unterirdischen Grotte gelandet – auf einem runden Felsen, den eine Art Burggraben umgab.
    Der Graben war mindestens fünf Meter breit und reichte in endlose Tiefen. Schaute man hinein, wie Matt und Rulfan beim Überqueren der schmalen Steinbrücke es taten, sah man dunkelrot glühende Lava an seinem Grund. Ein heißer, ätzend riechender Dunst wallte zu ihnen empor.
    Die Hitze und der Dunst waren der Grund, weswegen die Luftschiffer es eilig hatten, schnellstens in andere Gefilde zu wechseln. Maitre Magnan – Matt hielt vergebens nach ihm Ausschau – war, wie er den Gesprächen ihrer Bewacher entnahm, vor ihnen von Bord gegangen und hatte sich in einer Sänfte in seine Räumlichkeiten tragen lassen.
    Nach der Brückenüberquerung führte der Weg durch relativ kühle, von Laternen erhellte Gänge, die den Eindruck vermittelten, natürlichen Ursprungs zu sein.
    Eindeutig von Menschenhand erschaffen waren jedoch die mit metallenen

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