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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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sie keine andere Wahl hatten, aber irgendwie ging es ihm gegen den Strich, Leuten, die ihm noch nichts getan hatten, niederzuschlagen und ihnen ihr Eigentum wegzunehmen.
    Nun ja, vermutlich hatten Magnans Leute die Roziere selbst gestohlen. Gab es da nicht so einen alten Spruch, nach dem ein Dieb, der einen Dieb bestahl, ein Ehrenmann war?
    Chira knurrte, als Matt an die stille Kutsche kam. Erkannte sie ihn nicht? Matt machte leise »Kschsch«, doch sie ignorierte ihn, sprang aus dem hohen Gras hervor und lief an den Lichtungsrand.
    Sie war nervös. Auch Matt spürte, dass irgendwas in der Luft lag. Ein Raubtier? Drohte ihnen eine Gefahr?
    Almira huschte ihm entgegen. »Wo ist Chira?«
    Matt deutete auf die Bäume, die den großen Platz umgaben.
    »Sie hat was gewittert.«
    »Gehen wir denn ohne sie?« Almira machte große Augen.
    »Nur wenn’s nicht anders geht. Um Chira mache ich mir die wenigsten Sorgen. Sie kommt wunderbar allein zurecht.« Er nahm Almiras Hand, ging leicht in die Knie und zog sie mit.
    Er wurde das Gefühl nicht los, dass es überall raschelte. Er fühlte sich beobachtet. Als er den Hals reckte, sah er aber niemanden. Am Himmel zog ein Schwarm riesiger schwarzer Vögel vorbei. Lange weiße Schnäbel leuchteten unheimlich im Sternenschein. Wenn Chira tatsächlich eine Gefahr wahrgenommen hatte, hatten die Posten sie vielleicht auch gesehen und waren nun abgelenkt.
    Matt nickte Almira zu. »Auf!«
    Sie liefen geduckt über die Lichtung. Die Gondelluke war nur angelehnt. Matt schob Almira hinein und versuchte sich in der relativen Finsternis zu orientieren.
    Almira verlor das Gleichgewicht und strauchelte mit einem leisen Aufschrei.
    Das durch ein Bullauge fallende Mondlicht, das sie zuvor mit dem Körper verdeckt hatte, erhellte plötzlich das Gesicht und den Oberkörper eines Mannes, der gefesselt und geknebelt mit dem Rücken an einer Wand saß und Matt mit großen Augen anschaute.
    Rulfan! Matt war fassungslos. »Was…«
    Ratsch! Jemand riss ein Zündholz an. Eine Öllaterne flackerte auf. Capitaine Cadiz stand einen Meter vor ihm. Der Säbel in seiner Hand gehörte Rulfan. Er war auf Matts Herz gerichtet.
    Matt wusste nicht genau, was der Pilot dachte, doch sein Blick zeigte Enttäuschung. Cadiz’ Gesicht war drei Nuancen blasser als zuvor – so groß schien sein Zorn auf das tückische Bleichgesicht zu sein, das ihm vorgespielt hatte, es sei ein Kollege – wenn nicht gar Kamerad! Matt schämte sich beinahe.
    Doctorus Noah stand neben Cadiz. Wenn Matt je ein schmieriges Grinsen gesehen hatte, dann heute.
    Noah bedrohte Almira mit einer gespannten Armbrust. »Das Spiel ist aus und eure Flucht zu Ende!« Er wandte sich zur Seite. »Fessle sie, Kwame!«
    Kwame trat hinter einem Kistenstapel hervor und schwenkte ein paar Stricke.
    Matt ging eine Menge durch den Kopf. Ende. Aus.
    Feierabend. Wir sind tot. Muss ich auf irgendwen Rücksicht nehmen?
    Er dachte an seine Waffe. Auf diesem Kontinent war einem Laserblaster vermutlich niemand gewachsen. Er brauchte nur einen miesen kleinen Trick anzuwenden und in die Knie zu sinken, dann konnte er Cadiz und Noah ins Jenseits pusten. Mit Kwame, der Almira fesselte, konnte er mit einem gezielten Tritt fertig werden…
    Er blickte über Noahs Schulter hinweg durch ein anderes Bullauge. Nun sah er, was Chira nervös gemacht hatte: Einige abgekämpfte, blutverschmierte Männer kamen aus dem Busch und wurden von den Posten freudig begrüßt. Sie wurden von einem selbstbewusst ausschreitenden Schwarzen mit kurzem Bürstenhaarschnitt angeführt. Die Miene des Mannes drückte seine Gedanken aus: Hier bestimme ich!
    Wir sind verloren. Matt konnte sich vorstellen, was ihnen nun bevorstand: Noah würde seinem Herrn nicht nur eine Giftmischerin präsentieren, sondern auch zwei kaiserliche Agenten, die das arme Mädchen zu diesem Verbrechen angestiftet hatten. Maitre Magnan würden zwei Typen, so hellhäutig wie der verhasste Kaiser, als Opfer für seinen Vulkangott gerade recht kommen.
    Es konnte natürlich auch sein, dass Matt sich irrte und der Prophet andere Ziele verfolgte als das, Fremdlinge zu entleiben, die vielleicht für seinen Erzfeind arbeiteten.
    Matt beschloss jedoch, dieses Risiko nicht einzugehen. Er ging in die Knie und griff nach seiner Waffe.
    Etwas krachte gegen seinen Schädel. Kwame!
    Sämtliche Sonnen des Einstein-Universums erloschen in der gleichen Sekunde.
    ***
    I stay, I pray, see you in Heaven far away…
    Damals, als Matt klein gewesen

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