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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hämmerte Almira sich ein. Wenn du schon sterben musst, geh aufrecht in den Tod. Sie wusste nicht, woher sie diese Stärke nahm, die sie fast selbst erschreckte.
    Der Karren fuhr nun aufwärts und wurde kurzzeitig von unten heftiger Hitze ausgesetzt. Dann ging es geradeaus und wieder hinab. Ihr fiel die Brücke ein, die auf die runde, vom Lavastrom umgebende Felseninsel führte.
    Dann riss jemand die Decke vom Käfig. Almira sah, dass sie sich wieder am Landeplatz der Roziere befand. Vermummte umringten den Karren. Sie wurde mit zornigen Blicken betrachtet, als hätte sie eine Gottheit gelästert. Überall reckten sich drohend Arme. Ein hasserfülltes Zischen und Murmeln erfüllte die Grotte, in die das Sonnenlicht durch den Schacht herab fiel.
    Almira hielt sich an den Gitterstäben fest und musterte die vielen Menschen, die aus allen Richtungen kamen und sich in die Grotte ergossen. Wo kamen sie her? Von außerhalb? Wie viele Anhänger hatte dieser Magnan eigentlich? Es schienen Hunderte, wenn nicht Tausende zu sein.
    Der Karren beschrieb eine Wende. Hielt an. Rechts von Almira ragte der bunte Ballonkörper der Roziere auf; in der Luke der Gondel stand der salutierende Capitaine Cadiz. Er hatte den Arm jetzt nicht mehr in der Schlinge.
    Links ein zweiter Karren, auf seiner Ladefläche ein Käfig.
    Darin Matt und Rulfan, leicht zerzaust, ziemlich übermüdet und schlecht gelaunt.
    Das böse Zischen und Murmeln erstarb langsam. Die Vermummten wichen ehrerbietig zurück und bildeten einen Kreis um die Roziere und die Karren. Die menschlichen Zugtiere hockten mit stumpfsinniger Miene am Boden, als ginge das ganze Spektakel sie nichts an.
    Das Stampfen von Stiefeln auf steinigem Boden. Dann stolzierte der Prophet ins Bild. Er hatte sich seinen Vasallen diesmal äußerlich angepasst: Sein vorne offener Umhang war jedoch scharlachrot, und seine Kapuze lief spitz zu. Er trug weite Hosen, und sein Lächeln war leicht verkniffen. Almira wusste, warum. Seine großen Zähne blitzten, seine Augen schienen Funken zu sprühen. Überhaupt kam ihr seine ganze Gestalt wie elektrisch aufgeladen vor. Vielleicht hatte er irgendwelche Drogen genommen, um die Schmerzen im Unterleib zu ertragen.
    Der Prophet schritt zwischen den Käfigen auf und ab, würdigte Almira und die anderen Gefangenen jedoch keines Blickes.
    »Lavaner!«, brüllte er so unerwartet, dass ein kollektives Zucken durch die Reihe der Vermummten ging. »Hört zu!«
    »Die Lavaner hören«, murmelten die anonymen Hundertschaften. Die Stimmen klangen wie im Gebet. Almira lief es kalt den Rücken hinab.
    »Erneut hat Kaiser de Rozier mit einem Mordkomplott gegen euren Propheten bewiesen, dass er nicht daran denkt, über unsere berechtigten Ansprüche auch nur nachzudenken!«, fuhr Maitre Magnan mit erhobener Stimme fort.
    »Schande!«, murmelten die Versammelten im Chor.
    »Schande über ihn!«
    Magnan blieb stehen. Sein Zeigefinger deutete auf Almira, doch er schaute sie auch jetzt nicht an. »Er hat eine Zuchtstute präpariert, mich zu vergiften!«
    Almira war fassungslos. Zuchtstute?!
    »Schande!«, brüllten die Vermummten. »Schande über sie!«
    »Geholfen haben ihr«, – Magnan deutete nun auf Matt und Rulfan –, »zwei Agenten, die, wie ihr Äußeres verrät, zur Dynastie der weißen Majestät gehören.« Er drehte sich triumphierend um, und sein Blick traf Matt und Rulfan. »Aber auch die Verschwörung dieser Männer wurde durch Papa Lavas Willen und seine Liebe zu seinem Propheten aufgedeckt und vereitelt. Sie zu opfern wird dem höchsten Gott also gefallen und uns sein Wohlwollen bringen!«
    Die Menge jubelte frenetisch.
    Almira rutschte an den Gitterstäben herab und hockte sich auf den Boden. Das Herz pochte ihr in den Ohren. Wie aus weiter Ferne drangen die weiteren Worte zu ihr vor, die der Prophet an seine Untertanen richtete: Dass es mit der Selbstherrlichkeit des Kaisers bald vorbei sei; dass alle unterdrückten Stämme sich bald gegen de Rozier erheben würden – natürlich mit ihm an der Spitze –, und dass dann das wahre Goldene Zeitalter anbräche.
    Schließlich bat er Doctorus Noah an seine Seite, den neuen Zeremonienmeister. Noah breitete die Arme aus. Das begeisterte Geschrei verstummte; alle Anwesenden lauschten seinen Worten.
    Noah machte es kurz: »Kein Agent des Kaisers und keine Giftmischerin«, schrie er mit erhobener Faust, »darf je wieder in die Nähe des Propheten gelangen! Dafür bürgen wir mit unserem Leben!«
    Erneuter Jubel. Ein

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