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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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ein feuriges Loch, in dem ein Ozeanriese hätte verloren gehen können. Matts Kinn ruhte gleich neben der sprungbrettartigen Planke, die zwei Meter ins Nichts ragte. Er konnte sich vorstellen, wozu sie diente, denn er hatte in seiner Jugend eine Menge Piratenfilme gesehen.
    In dem Krater, der sich unter ihm ausdehnte, brodelte es dunkelrot. Rauch und ätzende Dämpfe attackierten seine Mund- und Nasenschleimhäute. Es stank nach Schwefel und Ammoniak, und Matt wurde bewusst, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte.
    Es war vergebens, jetzt noch auf Rettung oder ein Wunder zu hoffen: Die Kavallerie würde in diesem Fall zu spät kommen. Er lag hilflos auf dem Bauch und ein Vasall auf ihm.
    Widrige Winde hatten die Gondel etwa zwanzig Meter vom Kraterrand entfernt gepackt und zogen sie auf eine Weise, die keinen Piloten freuen konnte, auf den Schlund zu. Wenn Cadiz Herr seiner Sinne war, und davon ging Matt aus, hatte er vor, den Rand leicht zu kreuzen, um seine Fracht abzuladen.
    Ein Schatten verdunkelte den Himmel. Ein riesiger Vogel mit dunklen Schwingen flog krähend über Matt hinweg und stürzte sich in die Tiefe.
    Matt erwachte aus seiner Benommenheit.
    Das war kein Vogel gewesen, sondern ein Mensch!
    Rulfan?
    Der Schock ließ ihn brüllen und sich aufbäumen. Der auf ihm liegende Wächter schrie und rutschte nach vorn.
    Dann erst erkannte Matt, dass der mit wehenden Gewändern in den Krater stürzende Mann derjenige war, der Rulfan aus dem Käfig geholt hatte. Nicht Rulfan selbst! Gott sei Dank!
    In der nächsten Sekunde folgte der zweite Vasall dem ersten. Jemand packe Matts gefesselte Hände. Er spürte das Ratschen eines Messers, dann war er frei und drehte sich auf den Rücken.
    Almira beugte sich mit bebenden Lippen über ihn und reichte ihm eine Hand. Matt ergriff sie, um sich beim Aufstehen helfen zu lassen. In der Hauptkabine wurde gekämpft; es krachte, klirrte und splitterte. Gegenstände fielen von den Wänden. Jemand taumelte rücklings gegen Matt. Als er sich wehren wollte, merkte er, dass seine Unterarme eingeschlafen waren. Sie hingen schlaff an ihm herab.
    Wieder ging er zu Boden. Nun sah er, dass Rulfan sich mit Kwame schlug. Eine junge Frau, die er noch nie gesehen hatte, traktierte Cadiz’ Gehilfen mit einer Eisenstange.
    Klong! Kwame ging zu Boden. Jemand schrie: »Wer als Nächster die Hand hebt, stirbt!«
    Matthew rappelte sich auf. Er hätte mit vielem gerechnet, doch nicht damit, dass Doctorus Noah neben dem blass hinter Cadiz aufragenden Maitre Magnan stand und ihm seinen Laserblaster ans Kinn drückte. Allem Anschein nach war dies nicht Magnans erste Begegnung mit einer Schusswaffe, denn er rührte sich nicht.
    Noah deutete auf die Frau, die Kwame niedergeschlagen hatte: »Darf ich vorstellen? Sanbaa. Ist sie nicht großartig?«
    Die Wangenmuskeln des Propheten zuckten. Er wirkte fassungslos. Kannte er Sanbaa näher? War sie vielleicht gar ein Bestandteil seines Harems?
    »Ich konnte nicht ohne sie fliehen«, sagte Noah, ohne Magnan aus den Augen zu lassen. »Deswegen musste ich so tun, als würde ich euch verraten. Nur so konnte ich mir als Belohnung diesen Posten sichern – und damit die Chance zu entkommen.« Er lächelte müde und wirkte, als sei eine große Anspannung von ihm abgefallen. »Als Zeremonienmeister war es mir ein leichtes, Sanbaa an Bord zu schmuggeln. Wenn es besser gelaufen wäre, hätte sie auch euch und nicht nur Almira befreit.«
    »Verräter!«, zischte der Prophet, bleich unter seiner Bräune.
    »An einem Sklavenhalter und Scharlatan!«, fauchte Noah zurück. »Die Geschichte wird mir verzeihen, da bin ich sicher.«
    Magnans Blick fiel auf Sanbaa. Sie stand neben dem am Boden liegenden Kwame und sorgte mit einer Klinge in der Hand dafür, dass er nicht aufstand.
    »Dass du trotz deiner hohen Geburt nie an mich geglaubt hast, war schon schlimm genug«, fauchte Maitre Magnan in ihre Richtung. »Aber dass du mit diesem Überläufer gemeinsame Sache machst, verzeihe ich dir nie!«
    »Du Heuchler!«, gab Sanbaa zurück, ohne ihn anzuschauen.
    »Hohe Geburt – dass ich nicht lache! Du kämpfst doch gar nicht für die Freiheit! Das lügst du den Menschen doch nur vor! Du bist ein gewöhnlicher Betrüger!«
    Matts Arme waren inzwischen aufgewacht. Für den Fall, dass noch jemand an Bord war, der ihnen nicht wohl gesonnen war, hob er die Eisenstange auf, die Sanbaa gegen das Messer getauscht hatte. Rulfan hatte Cadiz’ Gehilfen inzwischen die Klinge aus der

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