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210 - Unter dem Vulkan

210 - Unter dem Vulkan

Titel: 210 - Unter dem Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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intelligent – und leicht spöttisch.
    Almira schüttelt den Kopf. »Nein, ich wollte nur einen Fisch holen, den ich heute Morgen geangelt habe…« Sie deutete vage in die Richtung, in der ihre Beute lagerte. »Wenn du mir nicht glaubst, kannst du mich ja begleiten und es überprüfen.«
    Gütiger Ghu, dachte sie, was rede ich da für einen Dung zusammen?
    »Gern.« Doctorus Noah schloss sich ihr an.
    Almira überlegte auf dem ganzen Weg, wie sie ihn ausschalten konnte, um dann zu entwischen. Einmal, als sie einen dicken Stein passierten, kam ihr der Gedanke, ihn aufzuheben und dem Gesandten auf den Schädel zu schlagen, doch sie wollte nicht, dass er ernstlich zu Schaden kam.
    Als sie den Fisch aus dem hohlen Baumstamm nahm, sah sie Doctorus Noahs Augen an, dass ihre »Ehrlichkeit« ihn wirklich aus der Fassung brachte.
    »Du hast wohl geglaubt, ich lüge, was?« Almira stopfte den Fisch schnippisch in ihren Tornister.
    Noah zuckte die Achseln. »Es steht mir nicht zu, einer künftigen Gattin des Propheten mit Argwohn zu begegnen.«
    Ein ironisches Lächeln umspielte seine Lippen, und er deutete auf den Tornister. »Was sind das für Kleidungsstücke? Wolltest du sie etwa dem Fisch anziehen?«
    »Du hast vielleicht komische Ideen«, erwiderte Almira und wurde rot. »Aber bevor du denkst, dass ich sie bei mir habe, weil ich stiften gehen wollte, sage ich dir: Ich habe diese Kleider mitgenommen, weil ich sie wegwerfen wollte. Sie sind mir nämlich inzwischen zu klein!«
    »So, so.« Noahs Blick sprach Bände: Er hatte noch nie im Leben eine so dämliche Ausrede gehört. »Nun, was hindert dich daran?«, fragte er. »Wir sind doch hier im Busch. Wirf sie also einfach weg. Vielleicht hat irgendeine hier lebende Bestie Verwendung dafür.«
    »Ich hab’s mir anders überlegt«, erwiderte Almira patzig.
    »Vielleicht treffen wir auf dem Weg zum Marmorpalast des Propheten eine arme Frau, die Verwendung für meine alten Kleider hat.«
    »Marmorpalast?« Doctorus Noah machte große Augen. Er musterte Almira so eingehend, dass auch sie genügend Zeit hatte, ihn genau anzusehen.
    Was er von ihr hielt, wusste sie nicht. Almira jedoch war sich in einem ganz sicher: Ihr war noch nie ein solcher Mann begegnet. Unter seinen Blicken spürte sie in verschiedenen Körperregionen ein Prickeln, das ihr Blut in Wallung brachte.
    Schon fragte sie sich, wie der Prophet wohl reagierte, wenn ihr auf dem Weg zu ihm die Unschuld abhanden kam…
    Genau: Wenn sie keine Jungfer war, wollte der Prophet sie bestimmt nicht mehr haben! Almira schnalzte heimlich mit der Zunge. Was für eine geniale Idee! Sie würden bis zu seinem am Kilmaaro liegenden Reich lange unterwegs sein. Mit List, Tücke und einem lässigen Hüftschwung würde es ihr vielleicht gelingen, den Doctorus Noah für sich zu entflammen…
    »Warum,grinst du so?«, fragte ihr Begleiter.
    »Iiich?« Almira kehrte in die reale Welt zurück. »Ach, nur so…« Sie schwang den Tornister auf ihren Rücken und wandte sich dem Pfad zu, der zur Handelsstation führte.
    »Moment….«
    »Ja?« Almira drehte sich um und sah, wie der Gesandte einen Beutel an seiner Hüfte öffnete. Er reichte ihr einen Gegenstand aus dünnem himmelblauem Stoff. »Was ist das?«
    Doctorus Noah seufzte leise. »Ein Kleidungsstück. Man nennt es Burka.«
    »Schön«, sagte Almira. »Ich meine hässlich.« Sie drehte die Burka unschlüssig in den Händen. Sie konnte in ihr kein Kleidungsstück erkennen.
    »Man zieht es über den Kopf«, sagte Noah. »Um sein Gesicht zu verbergen.«
    »Wenn man einen ekligen Ausschlag hat?«
    »Nein, wenn man ehelich gebunden ist. Damit die Junggesellen nicht lüstern werden, wenn sie einen sehen.«
    Almira warf Doctorus Noah die Burka zu. Er fing sie geschickt auf. »Trag du sie doch. Oder zieh sie deinem Kamshaa über den Kopf. Ich trage sie jedenfalls nicht.« Sie ging los.
    »Warte… Almira, warte doch…« Noah folgte ihr. »Du bist noch jung«, sagte er aufgeregt. »Du bist im Busch aufgewachsen und hast keine Bildung. Du kennst die Kultur nicht, in der du bald leben wirst. Du weißt nicht, was dich erwartet…«
    Ich kann es nur vermuten, dachte Almira. Ich vermute, sie wird schrecklich sein. Ich vermute, ich werde sie nicht ertragen… Eins war ihr klar: Sie konnte sich ihrem Onkel nicht widersetzen. Nicht um den Preis, der ihn erwartete.
    Ihr Entschluss stand fest: Sie würde jede Gelegenheit zur Flucht nutzen. Und für den Fall, dass es nicht klappte: Sie würde jede

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