2101 - Der Konquestor
tastet die MARZOM selbst nicht an. Das könnte zu unabsehbaren Reaktionen führen..."
Wäre sich Perry Rhodan nicht sicher gewesen, dass der 72-jährige TLD-Chef seit einem Unfall zu keinen Gefühlsregungen mehr fähig war - damals waren Teile seines Gehirns schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, die auch mithilfe der Klon-Medizin nur unzulänglich wiederhergestellt werden konnten -, hätte er Noviel Residor für beleidigt gehalten. So nahm er an, dass die entsprechende Miene lediglich ein Reflex aus früheren Zeiten war oder aber dass sie der pragmatische und „gefühlsneutrale" TLD-Chef ganz bewusst aufgesetzt hatte.
„Ich werde nichts veranlassen, was zu einer Eskalation führen könnte", sagte Residor kühl. „Du erreichst mich im TLD-Tower, aber ich werde dir natürlich sofort Bericht erstatten, sobald wir Genaueres wissen."
Rhodan nickte knapp und fing einen langen, besorgten Blick von Julian Tifflor auf, während der TLD-Chef seinen Antigravsessel zu Boden steuerte und grußlos den Saal verließ. Es war, als würde sich mitten in der Luft ein Schott in eine andere Welt öffnen, eine Welt aus Metall und künstlichem Licht, die genauso schnell wieder verschwand, wie sie bei Noviel Residors Annäherung an die als riesiger Trivid-Monitor füngierende Saalwand aufgetaucht war.
*
„Konquestor von Tradom", sagte Perry Rhodan, obwohl Trah Rogues Zahnpflege noch immer nicht beendet war. Er gedachte jedoch nicht, die theatralische Impertinenz des Besuchers länger zu dulden. „Deine Heimat ist sehr weit von der Milchstraße und von Terra entfernt. Unzählige Galaxien liegen dazwischen. Es ist ein kosmischer Abgrund, der selbst für die zweifellos sehr hoch stehende Technologie deines Reiches nicht ohne weiteres zu überbrücken ist. Wenn wir richtig informiert sind, haben die Vorbereitungen zur Errichtung des Sternenfensters lange gedauert und seine Aktivierung hat gewaltige Energiemengen verschlungen. Weshalb betreibt das Reich Tradom diesen Aufwand? Wie kommst du dazu, gerade die Milchstraße für den richtigen ...
Erweiterungskandidaten zu halten?"
Rhodan wusste, dass sich im Hintergrund inzwischen Heerscharen von Analysten mit denselben Fragen beschäftigten. Jede Silbe von Trah Rogues abstrusen Eröffnungen wurde gerade eingehend geprüft, jedes Zucken seiner Miene, jeder Schnaufer, den er gemacht, und jede Pause, die er eingelegt hatte - und sobald Ergebnisse vorlagen, sobald es Anhaltspunkte gab, die für die Verhandlungsstrategie von Bedeutung sein konnten, würden sie dem Terranischen Residenten über ein Flüsterfeld mitgeteilt oder aber in schriftlicher und grafischer Form direkt vor die Augen projiziert werden.
Nur dass es bis jetzt noch kaum Anhaltspunkte gab. Besser gesagt: Es gab zu viele davon, als dass man sich schon festlegen hätte können. Sogar LAOTSE und NATHAN fragten dringend um mehr Informationen an, bevor sie sich auf eine halbwegs erfolgversprechende Vorgangsweise festlegen wollten.
Perry Rhodan musste weiter improvisieren. Aber wenigstens war der Konquestor jetzt wieder geneigt, ihm zu antworten.
„Wenn ihr richtig informiert seid, Statthalter Rhodan?", grollte Trah Rogue in einem spöttischen Ton, den auch der Translator unmissverständlich wiedergab. „Wie informiert könntet ihr denn sein?" Er strich sich behaglich über den Bauch und streckte die Beine von sich.
„Aber du hast eine gar nicht so unkluge Frage gestellt", fuhr er gönnerhaft fort. „Es gibt in der Tat einen gewichtigen Grund, der unsere Möglichkeiten zur ... Zusammenarbeit mit anderen Galaxien empfindlich einschränkt."
„Dann nenne uns diesen Grund, Konquestor!", sagte Rhodan, der nicht zulassen wollte, dass Rogue abermals ins Monologisieren geriet. „Vielleicht ist es uns möglich, dein Angebot zur Zusammenarbeit besser zu verstehen, wenn wir ihn kennen. Es wäre für diese Verhandlungen sicher hilfreich, wenn wir mehr über die Beweggründe des Reiches Tradom erfahren würden."
So friedfertig - wenn auch auf seine herablassende Art - sich Rogue gerade noch gegeben hatte, so sehr schien er nun explodieren zu wollen. Er fuhr hoch, schlug mit seinem Silberstab nach dem Kettensklaven, der sich quiekend unter den Fettwülsten seines Bauches zu verstecken versuchte, und polterte mit erhobener Stimme: „Dies sind keine Verhandlungen, Statthalter Rhodan! Dies ist die Übernahme der Liga Freier Terraner durch das Reich Tradom. Ich fordere bedingungslosen Respekt und absoluten Gehorsam. Ich
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