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2102 - Die Hand der Vorsehung

Titel: 2102 - Die Hand der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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abbremsen ließ. Denn schwierig und bei zu hohem Tempo gefährlich war ja nur das Auf- und Absteigen. Ab sofort würden die Bänder unterwegs viel höhere Geschwindigkeiten erreichen können.
    „Frag mich nicht, wie das genau funktioniert", sagte Roxo, „aber es hat irgendwas mit dem Tencan zu tun. Jedenfalls hat unsere Simulation die Maschiten überzeugt. Kann das mit dem früheren Termin klappen, Vett?"
    „Nur, wenn wir ein zweites Großes Nest mit in das Projekt hereinholen", nuschelte Vett.
    „Hm ... Und welches? Was meinst du, Kiv? Melchya? Isatuus?"
    „Möglich. Von der Logistik her auch Karjul interessant. Natürlich nur, wenn Vett einverstanden."
    Dem blieb ein Korn im Kröpf stecken. Nach einigem Husten und Rückenklopfen krächzte er mit hochrotem Kopf: „Klar, warum nicht?"
    „Obwohl sie dich so ... behandelt haben?", fragte Itchi einfühlsam.
    Vett winkte ab, räusperte sich. „Das ist... lange her."
     
    Flashback: Das Weichei
     
    Du warst nie einer von den Feschen, Schneidigen, Muskulösen, die im Schulhof und bei den Geselligkeitsabenden den großen Schnabel führten. Nein, Vett, du standest bei den anderen Übergewichtigen, Schwitzenden, Pickelschnabligen, mit denen nie eine reden wollte und tanzen schon gar nicht.
    Leicht behindert, hatte der Arzt gesagt, wahrscheinlich ein Geburtsfehler. Sprachstörung, Konzentrationsschwäche, Koordinationsschwierigkeiten. Ein Spezialist könnte vielleicht helfen, aber dafür reichen die Mittel eures Nestes nicht aus.
    Bereits das dritte Schuljahr musst du wiederholen. Unaufmerksam, bockig, faul - steht so im Bericht.
    Im achten Jahr bleibst du gleich zweimal sitzen, wirst mit 15 am Nachhauseweg von deinen zwölfjährigen Mitschülern verdroschen - und hinterher als „Weichei" verspottet, weil du dich nicht wehren kannst, selbst wenn du es versuchst.
    Baust schließlich mit den bescheidenen Mitteln deines gesamten, jahrelang zusammengesparten Taschengelds für deinen schlimmsten Peiniger eine elektromagnetische Falle. Sie funktioniert perfekt; er ist tagelang bewusstlos.
    Obwohl er keine bleibenden Schäden davonträgt, fliegst du von der Schule. Erstaunlicherweise geht es an der neuen etwas besser, weil dort mehr Wert auf schriftliche Arbeiten gelegt wird. Knapp, aber doch schaffst du die Aufnahmeprüfung für den höheren Bildungsweg.
    Du verlierst zwei weitere Jahre. Erst mit 29 kommst du zur Musterung. Ein mitleidiger Assistent der Hochschule hilft dir, indem er deine Diplomarbeiten sprachlich und formal überarbeitet. Einige Vertreter Großer Nester werden aufmerksam. Ja, das Nest Jarrin kauft dir sogar um eine lächerlich geringe Summe das Urheberrecht für einen deiner Aufsätze ab - und verdient mit dem Patent später Milliarden.
    Aber der wichtigste Teil der Musterung ist das persönliche Gespräch, und da versagst du wieder kläglich. Die Fragen der Agenten der Großen Nester beantwortest du wirr oder gar nicht, murmelst nur unablässig Zahlen vor dich hin, und als du dich am Ende verbeugen willst, stößt du dir die Stirn an der Tischkante blutig.
    Dass dich dennoch eine Universität anwirbt, wenn auch nur die der Karjul-Sippe, des kleinsten der Großen Nester, grenzt an ein Wunder.
    An dieser Uni setzt man auf „fachspezifischen Projektunterricht". Mit anderen Worten: Die Studenten arbeiten unbezahlt für das Nest Karjul.
    Da du zu sonst nichts zu gebrauchen bist, steckt man dich in die „Qualitätskontrolle". Fast vierzehn Jahre lang hockst du in einem fensterlosen Keller und untersuchst Mikrobauteile auf Produktionsfehler.
    Es sind insgesamt genau 837 Millionen 655.902 Chips und 56 Millionen 140.338 Fehler.
    Alle bis auf einen meldest du deinen Vorgesetzten. Diesen einen schadhaften Bauteil steckst du ein, weil er dich auf eine Idee gebracht hat.
    Ein Jahr danach sind die jankarischen Positroniken um über 30 Prozent effektiver geworden. Die zum Nest Karjul gehörende Firma hat dich mit dem Nutzungsvertrag brutal über den Tisch gezogen, aber dennoch kannst du dir ein wenig Geld auf die Seite legen.
    Zum Studienabschluss - du bist bereits 47 Jan-Jahre alt - machst du dir selbst ein Geschenk: Du gibst dein ganzes Vermögen für einen Raumflug aus, für einen Besuch der Raumstation PERUZ am „Tag der offenen Schleuse".
    Mit vor Staunen kugelrunden Augen stolperst du stundenlang durch die Station, in der die Elite deines Volkes dusgebildet wird, die zukünftigen Besatzungen der Transitionsraumer. Alles schaust du dir an, nicht die kleinste

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