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2102 - Die Hand der Vorsehung

Titel: 2102 - Die Hand der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu spiegelndem Weiß und - tja - Durchsichtig reichten. Unter, über und neben dem Saal, in den sie gelangt waren, konnte Itchi undeutlich weitere Empfangshallen erkennen.
    „Was bitte ist das?", flüsterte Itchi. „Glas? Onyx? Bernstein? Und wie geht das ohne sichtbare Stahlträger?"
    „Na, hab ich dir zu viel versprochen?" Roxo boxte sie spielerisch in die Seite. „Und das ist erst der Anfang."
    Ganz Masch'kan, erläuterte Vett bereitwillig in seiner etwas umständlichen Sprechweise, war aus duktilem Tencan erbaut, weshalb es auch Die Transparente Stadt genannt wurde.
    Die Maschiten hatten schon vor langer Zeit einen Weg gefunden, diese nur auf Mascha vorkommende, sehr träge Flüssigkeit zu stabilisieren und mittels eines organischen Katalysators - eigentlich einer Art sich unter Hochdruck in rasender Geschwindigkeit vermehrenden Schimmelpilzes - duktil zu machen, sprich: dehn- und belastbar wie sonst nur Stahl. Oder anders gesagt: das Gegenteil von spröde - wie Glas, Tonziegel, Holz oder praktisch alle anderen bekannten natürlichen und künstlichen Baustoffe.
    Die Maschiten konnten das Tencan, das nach seinem Entdecker, dem berühmten maschitischen Bauingenieur Huter Bizzkül, auch Hutersches Wunder genannt wurde, bei Bedarf nach einer ähnlichen Methode sogar wieder verflüssigen. Wodurch es sich erneut verformen ließ! In dieser Phase wurde der Werkstoff, falls nötig, von sehr genau justierbaren Antigrav- und Prallfeldern stabilisiert.
    Sämtliche Gebäude der Stadt waren auf diese Weise veränderbar. Vor allein die Ausstellungsräume, die in jeder erdenklichen Größe gebucht werden konnten, von kleinsten Kojen bis zu vielstöckigen Mega-Pavillons, wurden oft binnen weniger Stunden exakt nach den Plänen des nächsten Pächters adaptiert - unumgänglich für einen Marktplatz, an dem die Aussteller manchmal von einem Tag auf den anderen wechselten.
    „Ich bin beeindruckt", gab Itchi zu.
    „Was federgenau der Sinn der Sache ist", meinte Roxo lakonisch. „Die Maschiten behaupten gern, die Transparenz ihrer Stadt stehe außerdem als Symbol dafür, dass sie ehrliche Makler sind und nichts zu verbergen haben. Ich aber sage euch: Auch durchsichtige Eier können faul sein."
    „Ich hätte ganz gern ein Nest aus diesem, ähm, Dings, Tencan. Ich stelle meine Möbel ohnehin alle acht Tage um."
    „Vergiss es! Der Schimmelpilz lässt sich anderswo als auf Mascha nicht züchten. Hat vielleicht mit dem Jahreszeitenwechsel zu tun oder so. Ach, du meine Güte, nicht schon wieder dieser Wixelhirnz!
    Das ist der schlimmste Körnchenzähler von allen."
    Roxo meinte offenbar den mit einer prunkvollen Livree bekleideten Maschiten, welcher hinter der Rezeptionstheke thronte.
    Über ihm hing ein gut zehn Yabaal breiter, sternförmiger Lüster, dessen unzählige Leuchtbirnen - Aaah ja, 545, ehrlich gesagt, so genau wollten wir's gar nicht wissen, lieber Vett - sowohl grünliches Licht als auch deutlich merkbare Wärmestrahlung abgaben. Trotzdem lief es Itchi plötzlich kalt über den Rücken.
    Der Boden wölbte sich hier, am anderen Ende des Saales, stark nach oben, so dass sie zu dem über und über mit warzenförmigen Orden behangenen Empfangsbeamten aufblicken mussten, obwohl dieser saß und eigentlich viel kleiner war als sie.
    „Oh, was für eine unermessliche Freude!", trillerte Roxo, nun in akzentfreiem Anguela. „Ist dies nicht der sehr hochwohlgeborene Herr Wixelhirnz, die unbestechliche Sprachgewalt in Person, dessen Wort in den Ohren der Freihandelskommissäre mehr wiegt als unser ganzer vergessenswerter Heimatplanet?"
    Der Maschite wand sich geschmeichelt, verzog den breiten Mund, schmatzte mehrfach mit den Wulstlippen und stieß eine Serie von kehligen Lauten aus, die für Itchi zuerst wie Rülpser klangen - bis sie sich so weit in den fremdartigen Dialekt eingehört hatte, dass sie anguelische Vokabeln identifizieren konnte.
    „... auch nicht weiterhelfen!", verstand sie. „Es widersprichet den Regeln der Marktkommission gänzelich, dass ihr euch weigeret, den Herkunftsplaneten euerer Handelswaren genauerlich zu definitieren!"
    „Mit Verlaub, großmächtiger Herr Wixelhirnz", sagte Roxo langsam und geduldig, als hätten sie alle Zeit aller Welten, „das diskutieren wir nichtswürdigen Jankaron mit der unendlich weisen, effektiven und superfluenten, um nicht zu sagen überüberüberflüssigen Beamtenschaft von Masch'kan seit drei Jahrzehnten."
    „Was nicht das Geringeste daran änderet, dass im

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