2104 - Durch das Sternenfenster
Ich fragte mich, wieso der Anti wirklich eingewilligt hatte, an der lebensgefährlichen Expedition teilzunehmen, und ob er es freiwillig tat.
„Falls es dir recht ist, Resident, werden ich und neunundzwanzig meiner Leute an Bord der LEIF ERIKSSON bleiben, und die restlichen dreißig wechseln unter der Führung meines Stellvertreters Gy-Dúrug in die KARRIBO über."
„Natürlich", sagte Rhodan.
Falls er darüber nachdachte, ob der Anti nicht nur die Aufgabe hatte, die Schutzschirme der LEIF ERIKSSON zu verstärken, sondern auch die, das Flaggschiff des Terranischen Residenten auszuspionieren, verstand er es hervorragend, seine Überlegungen zu verbergen.
Rhodan schnalzte leise mit der Zunge, eine Eigentümlichkeit, die ich noch nie zuvor bei ihm bemerkt hatte.
Als die Gruppe der Báalols, die an Bord der LEIF ERIKSSON bleiben würden, sich mit ihren wenigen Habseligkeiten am Rand des Landefelds versammelte, wandte Ascari da Vivo sich ab.
Die Admiralin hatte ihren Auftritt gehabt. Sie hatte Rhodan eine handfeste Überraschung präsentiert, ihn in die Defensive gedrängt und gleichzeitig den Ruhm, die Großzügigkeit und den Einfallsreichtum des Imperiums unter Beweis gestellt.
Aus irgendeinem Grund schien der Terranische Resident jedoch nicht gewillt zu sein, sie schon ziehen zu lassen.
„Wie ich gehört habe", sagte er, „zählt deine Flotte inzwischen wieder insgesamt fünfzigtausend Einheiten. Du hast deine Verluste ... ausgeglichen?"
Ascari da Vivo blieb stehen. Ungehalten ob der Verzögerung, wie ihre Körpersprache eindeutig verriet.
„Das Sternenfenster stellt eine unglaubliche Bedrohung für die gesamte Galaxis dar", versetzte sie. „Das Göttliche Imperium unternimmt alles, um die Milchstraße und all ihre Bewohner zu schützen. Und sie braucht jeden Schutz, den sie bekommen kann."
Rhodan deutete zum Hangarschott. Der Terraner ließ der Admiralin den Vortritt. „Das freut mich zu hören", sagte er. „Da sind wir endlich einmal einer Meinung."
Ascari da Vivo sah ihn fragend an, runzelte leicht die Stirn, schüttelte den Kopf, ging weiter ... und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen.
„Fehlt dir etwas?", fragte der Resident.
Die Admiralin musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen, sagte aber nichts.
„Geht es dir gut?", sagte Rhodan.
Die Admiralin schwieg. In ihrem Blick lag auf einmal eine Kälte, die sogar ich noch spüren konnte.
Rhodan lächelte. Nicht spöttisch, nicht abfällig, höchstens voller Mitleid. Ich konnte nicht behaupten, dass ich ihn kannte, aber ich konnte ihn mittlerweile ein wenig einschätzen, und ich stellte mir vor, dass er nach Worten suchte.
Nach Worten, die verlorenes Terrain zurückholten, ohne übermäßig verletzend zu sein. Nach zurückhaltenden Worten, die aber unmissverständlich klarstellten, dass er sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen würde. Die der blutjungen Admiralin, die gerade einmal knapp zehn Jahre älter war als ich, ohne den geringsten Zweifel, aber auch ohne übermäßige Härte klar machten, dass er das Spiel, das sie mit ihm trieb, schon vor Jahrtausenden zu beherrschen gelernt hatte.
Und vielleicht auch, um einen widerwärtigen historischen Begriff zu benutzen, nach politisch korrekten Worten.
„Falls du soeben auf irgendeine Art und Weise erfahren hatten solltest", sagte er, „dass es im Hayok-Sektor zu schweren Strukturrschütterungen gekommen ist, die noch immer anhalten, so kann ich dies bestätigen."
Die Arkonidin sah ihn aus Augen an, die etwas größer als vorher zu sein schienen.
„Diese Strukturerschütterungen werden auch noch einige wenige Minuten lang andauern. Soeben fallen hier einhunderttausend Räumer der Posbis aus dem Hyperraum."
Die Admiralin schwieg, ohne eine Miene zu verziehen.
„Um deinem Nachrichtendienst die Arbeit abzunehmen und die Sache zu beschleunigen ... Siebzigtausend davon sind Würfel mit zweitausend Metern Kantenlänge, der Rest solche mit dreitausend, du bist ja über die Modellreihen der Posbis informiert. Die Fragmentraumer sind je mit fünfzig Transformkanonen bis zum Kaliber von sechstausend Gigatonnen Vergleichs-TNT sowie Relativschirmen ausgestattet. Fünfzigtausend sind rein positronisch, verfügen also unter Berücksichtigung des Ethikproblems der Posbis über keinen Plasmakommandanten, bei den übrigen handelt es sich um Bio-Posyn-Hybrid-Ausstattungen."
„Wie kannst du es wagen ...", zischte Ascari da Vivo.
„Die Milchstraße kann jeden Schutz brauchen, den sie
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