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2104 - Durch das Sternenfenster

Titel: 2104 - Durch das Sternenfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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über die SERTgesteuerte Apparatur.
    Und fühlte.
    Wusste, wie die Katamare reagieren würden.
    Ich begriff, was ich zuvor, auf allen Probeflügen, nicht verstanden hatte. Nicht nur meine Gedanken, auch meine Gefühle waren ausschlaggebend.
    Aber 22.000 Schiffe waren 22.000 Schiffe.
    Ich sah den Weg, doch ich bezweifelte, ob es reichen würde. Ich sah die Lücke in der Formation der Katamare, die erst entstehen würde - und zwar genau dann, wenn die LEIF ERIKSSON in Position sein würde und sie ausnutzen könnte.
    Zeit hatte mit einem Mal keine Bedeutung mehr. Spätestens jetzt mussten die Truppen des Reiches Tradom erkannt haben, dass all der Aufwand, all das Blendwerk des Raumschrotts, nur das Ziel hatte, zwei Einheiten durchzubringen.
    Und dann, in ebendiesem Augenblick, gab es keinen Raumschrott mehr, gab es nur noch die LEIF ERIKSSON und die KARRIBO.
    Und den Weg, der sich in einer Sekunde öffnen würde oder in einer Minute, und wir hatten keine Minute mehr, nicht einmal mehr zehn Sekunden.
    Zehn Sekunden ... Als ich neben Rock Mozun gesessen hatte, hatte ich die Sekunden gezählt. Doch nun hatte ich keine Zeit mehr dafür.
    Nun riss ich das Schiff mit der bloßen Kraft meiner Gedanken herum, täuschte einen Ausfall vor, nur um von dem Weg abzulenken, und noch einen, und die KARRIBO klebte auf meiner Spur wie eine Klette, die sich an meine Montur geheftet hatte, schlug meinen Weg ein wie eine Kröte, die wanderte und lebenslang bei ihren Wanderungen stets ein und denselben Weg nahm.
    Als ich das Schiff übernommen hatte, hatten wir noch 75 Sekunden zu überstehen.
    Wie lang konnten 75 Sekunden währen?
    Zu lang.
    Treffer Nummer zehn und elf landen kurz hintereinander mit voller Wucht in den Schutzschirmen des ENTDECKERS. Das Schiff entglitt für eine Ewigkeit sogar meiner gedanklichen Gewalt, und die Belastung kostete die dreißig Antis unter ihrem Führer A-Lókym das Bewusstsein.
    Treffer Nummer zwölf ließ den Schutzschirm der LEIF ERIKSSON zusammenbrechen.
    Du schaffst es!, sagte Julie.
    Und ich sah ihn. Ich sah ihn ... Es gibt immer einen Weg ... mit meinen virtuellen, irrealen Augen, sah ihn inmitten der irrwitzigen Energieentfaltung. Ich sah ihn und ich fand ihn.
    Eine Millisekunde und eine Ewigkeit später steuerte ich den riesenhaften Kugelraumer in den Hyperraum.
    Und meine virtuellen Sinne nahmen wahr, dass im Schlepptau die KARRIBO folgte.
    Eine beachtliche Leistung, dachte ich noch. Immerhin haben die Arkoniden keine SERT-Steuerung.
    Dann wurde alles schwarz um mich.
     
    6.
     
    Erkenntnisse 8. November 1311 NGZ Als ich die Augen öffnete, sah ich Pearl TenWafers Gesicht dicht über mir. Einen Moment lang war mir nicht ganz klar, wo ich mich befand, dann machte ich aus dem Augenwinkel einen Medorobpt aus, der mir offensichtlich gerade eine Injektion verpasst hatte, und mir fiel alles wieder ein.
    „Wir haben es geschafft", murmelte ich.
    Die Kommandantin nickte.
    Ihr Gesicht wirkte weicher als üblich, so weich wie während jenes Augenblicks unseres Gesprächs, in dem ich zu ihr vorgedrungen war.
    Aber Pearl TenWafer wäre nicht Pearl TenWafer gewesen, hätte sie etwas gesagt. Sie wandte sich um, kehrte auf ihr Podest zurück, baute sich vor ihrem Sessel auf und stand wieder starr wie eine Statue da.
    Ich sah mich um.
    Klyna Valerys, die nachweislich letzte Marsianerin und Zweite Pilotin, und Tertor Mesor, der Ertruser und Dritte Pilot, bemannten nach wie vor die Piloten-Station.
    Sie hatten das Schiff übernommen, nachdem ich ohnmächtig geworden war.
    Die Holos verrieten mir, dass die LEIF ERIKSSON und die KARRIBO rund 3000 Lichtjahre vom Sternenfenster entfernt gemeinsam in den Normalraum zurückgefallen waren, genau, wie es zuvor vereinbart worden war. Bei einem Überlicht-Faktor von 65 Millionen bedingte diese Entfernung eine Flugzeit von etwa 103 Minuten. Ich war also fast zwei Stunden bewusstlos gewesen.
    Ich war Pearl TenWafer - oder Prak-Noy, dem Chefmediker und Leiter der Bordklinik, oder wer auch immer wieder Entscheidung getroffen hatte - unendlich dankbar für die Ruhepause, die mir gewährt worden war.
    Aber meine Dienste waren im Augenblick auch nicht erforderlich. Es gab keine Verfolger, keine Bedrohung durch fremde Einheiten. Es trafen keine aktiven Tasterimpulse auf, also konnten wir mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass wir an diesem Ort im interstellaren Leerraum der Galaxis Tradom zumindest vorläufig in Sicherheit waren.
    In der Zentrale war es lauter denn je.

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