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2105 - Zuflucht auf Jankar

Titel: 2105 - Zuflucht auf Jankar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagte Vellki Otis. Sie saß im Sessel an seiner rechten Seite. „Soll ich dir nochmals einschenken?"
    Kattisch Melchya wehrte ab. „Ich möchte nüchtern vor die Nestmutter treten."
    Sie übernahm erneut die Steuerung des Luftkissenboots. Diesmal führte sie es auf halber Höhe um den Tafelberg herum. Überall ragten Geschütze aus ihren Felsbastionen. Er nahm sie als verwaschene Flecken wahr. Ab und zu wies ein greller Orientierungsstrahl auf das Vorhandensein von Hochenergiegeschützen hin.
    Eine halbe Stunde dauerte die gischtende Fahrt auf dem Rundkanal. Die Barklays strahlte ununterbrochen ihren Kode ab, damit nervöse Soldaten an den Waffensystemen sie nicht mit einem Fahrzeug der Fremden verwechselten.
    Der Tafelberg bot einen imposanten Anblick. Kattisch Melchya kannte jeden Felsgrat und jede Steilschlucht.
    Ein plötzlicher Druck im Bauch trieb ihm Schwärze vor die Augen. Er sah gar nichts mehr und kämpfte mit einer Ohnmacht. Etwas klatschte in sein Gesicht, vermutlich eine Hand. Ob es die eigene oder die seiner Assistentin war, konnte er nicht sagen. Er verlor das Gespür für die Vorgänge um sich herum.
    „Muss ich sterben, ihr Helden des Himmels?", murmelte er. „Gebt mir ein Zeichen!"
    Feuchtigkeit breitete sich in seinem Nacken aus. Kälte kroch den Rücken hinab. Sie verscheuchte die Hitze. In heftigen Schüben kehrten seine Sinneswahrnehmungen zurück. Vor seinem Gesicht gähnte ein schwarzer Abgrund, dessen Ränder immer näher zusammenrückten. Irgendwann verschwand er ganz.
    Kattisch bewegte den Kopf hin und her.
    Das nasse Tuch auf seinen Schultern durchweichte sein Gefieder.
    „Was ist es?" Er krächzte und musste sich mehrfach wiederholen, bis Vellki Otis ihn verstand.
    „Eine tödliche Krankheit?"
    „Wenn, dann haben die Fremden sie eingeschleppt. Sie verseuchen unsere Welt mit biologischen Kampfstoffen."
    Er wollte widersprechen. Aber der Grund dafür entglitt seinen Gedanken, versickerte irgendwo.
    Vellki machte ihn darauf aufmerksam, dass sie sich dem Ziel näherten. Er reckte den Kopf und hielt nach den Monolithen Ausschau, einem der Wahrzeichen der Hauptstadt.
    Dort hinten standen sie, wo sich auf halber Höhe zwischen Plateau und Ebene die fast senkrecht abfallenden Felswände zu einem Talkessel öffneten. Goldene Stelen bildeten den Vorhof und stellten eine unüberwindbare Barriere für jeden dar, der nicht den Geruch des Nestes an sich trug.
    Vellki Otis erhob sich, während der Autopilot das Boot verzögerte. Sie ging nach hinten und öffnete die Versorgungsbox. Mit einem reich gefüllten Fruchtkorb sowie einer Karaffe voll Wasser kehrte sie zurück.
    Kattisch Melchya beachtete es kaum. Seine Sinne waren auf den Schrein hinter den Stelen gerichtet.
    „Geliebte Nestmutterl" Alle würden verstehen, warum er ihr ausgerechnet jetzt diesen Besuch abstattete. Er hatte ihr so viel zu verdanken: die dicke Eischale, den dichten Flaum, den starken Schnabel und den Boden für seine Karriere, den sie ihm bereitet hatte.
    Für kurze Zeit verloren alle Sorgen und Probleme des Alltags ihre Bedeutung. Wie im Traum erhob er sich, nahm den Korb und die Karaffe an sich. Mit dem Schnabel lehnte er sich an die Tür. Das Boot glitt in eine der Seitenbuchten und hielt an. Ein wenig schaukelte es.
    „Zu viel Wasser unter dem Kissen", meldete der Automat.
    Lange Zeit war niemand hier gewesen. Die Nestmutter hatte ein solches Maß an Unaufmerksamkeit nicht verdient.
    Mit einem Ruck öffnete Kattisch Melchya die Tür. Ein langer Schritt brachte ihn hinüber auf die Planken. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, stolzierte er davon. Die Stelen summten ein leises Willkommen. Er hörte den Ton deutlich, sein Gehör hatte also nicht gelitten. Auch sein Geruchssinn arbeitete einwandfrei.
    Was war es dann, das seinen Körper derart durcheinander brachte?
    Er wischte den Gedanken weg. Der Schrein tauchte vor ihm auf. Die Geruchssensoren identifizierten den Ankömmling. Lautlos schwang die steinerne Tür zur Seite und ließ ihn durch.
    Drinnen flammte Licht auf. Es beleuchtete einen großen, hohen Raum.
    Da stand sie, die Unvergleichliche. Die berühmteste Nestmutter der Melchya-Sippe und aller Zeiten.
    Sie breitete die künstlichen Schwingen aus und hieß ihn willkommen.
    „Ich freue mich, dich gesund zu sehen", drang die Stimme der Mumie zu ihm herab. „Gleichzeitig spüre ich jedoch, dass dich etwas bedrückt."
    Er zuckte zusammen. Dieser Ausspruch war nicht im Programm vorgesehen. Der Automat arbeitete

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