2105 - Zuflucht auf Jankar
„Ich weiß nichts darüber." Er hatte während der Sitzung des Hohen Rates kein einziges Mal in den Gedanken der Jankaron gelesen.
„Du könntest dich zusammen mit Roxo um diesen Melchya kümmern", schlug Perry vor.
„Nichts lieber als das. Wann?"
„Am besten gleich."
*
Roxo Quatron beäugte den Gürtel von allen Seiten. „Keine Schlaufen, keine Laschen, nicht einmal Knopflöcher. Bist du sicher, dass man dir das Richtige gegeben hat?"
„Ich selbst habe ihn für dich ausgesucht. Leg ihn um deine Taille!"
Der Jankaron tat, wie ihm geheißen. Er stieß einen schrillen Schrei aus, als sich das Material wie von selbst zusammenzog und sich die Enden übereinander legten. Er zog und zerrte daran, aber der Gürtel hielt.
„Ein Gefängnis ist leichter zu öffnen." Gucky lachte. „Der Einsatzgürtel sitzt wie angegossen. Genau so soll es sein."
„Meinst du wirklich? Sind damit keine Gesundheitsgefahren verbunden?"
„Wir tragen die Dinger seit Jahrtausenden. Komm endlich! Ich unterweise dich in der Handhabung, sobald wir unterwegs sind."
Draußen vor der LEIF ERIKSSON stand ein Luftkissenboot der Quatron-Sippe. Der Handelsherr stellte es Roxo zur freien Verfügung. Sie bestiegen es und starteten.
Roxo wählte den Umweg über den Olifirnon. Boote auf dem breiten Strom stellten um diese Tageszeit nichts Ungewöhnliches dar. Der Weg durch die Hauptstadt war viel auffälliger. Es sprach sich schnell herum, welchen Kanal ein Fahrzeug zum Ziel hatte.
Nach kurzem erreichten sie den Steilhang auf der Westseite des Tafelbergs. Das Boot glitt in einen Seitenkanal des Flusses hinein. Er führte an der Westseite des Neststrangs entlang. Hoch über den Gebäuden ragte die Stadt bis dicht an die Abbruchkante heran.
„Ich nehme die untere Einfahrt zum Palast des Handelsherrn", sagte Roxo Quatron. Er sah Gucky abwechselnd mit dem linken und dem rechten Auge an. „Das ist unauffälliger. Um diese Tageszeit sind auf dieser Strecke hauptsächlich Lieferanten unterwegs. Und Besucher der Audienz."
„Einverstanden, Großer." Der Ilt grinste. „Ich denke, es ist Zeit für mich zu verschwinden."
„Wie weiß ich, wo du dich befindest?"
„Ganz einfach. Sobald du deinen Deflektor ebenfalls eingeschaltet hast, siehst du mich.
Vorausgesetzt, ich halte mich in deiner Nähe auf."
Der Jankaron stieß ein belustigtes Gackern aus. Gucky fand ihn sympathisch. Es lag an seiner freimütigen Art, mit Dingen umzugehen, die neu für ihn waren.
Wie hatte Roxo Quatron bei seiner ersten Begegnung mit Terranern zu Perry Rhodan gesagt: „Ich habe das Gefühl, dies ist der Anfang einer wunderbaren Freundschaft."
Gucky mochte die Jankaron und er war sicher, dass dieses Gefühl beidseitig war.
„Fantastisch", gurrte der Quatron-Nestling. „Ich sehe dich selbst mit meinem Scharf-Blick nicht mehr.
Der Sessel ist leer."
„Keine verschwommenen Konturen?", fragte Gucky aus dem Nichts.
„Keine. Alles ist so, als gäbe es dich gar nicht."
„Dann sind deine Augen in Ordnung, Großer."
Roxo Quatron verriss vor Gackern das Steuer. Das Luftkissenboot beschrieb einen Schlenker auf der Piste. Zum Glück fuhren sie mit mäßiger Geschwindigkeit. Die Bugwelle knickte ab und klatschte gegen die Seite des Fahrzeugs. Es gab einen hohlen Ton, das war alles.
Die ersten Spiraltürmchen und Zinnen des Palasts tauchten im Blickfeld auf. Roxo erhöhte den Schub auf die Pulsatortrieb werke. Er jagte das Boot in eine steile Kurve auf die erste Gerade der Steigung.
Fünf Spitzkehren und drei Haarnadelkurven brachten sie hinter sich.
Der Kanal verflachte nach und nach. Mehrere Abzweigungen führten in große, mit Skulpturen verzierte Wasserbecken. Am hinteren Ende gab es eine Kaimauer mit Stegen.
Der Jankaron legte an und schaltete die Triebwerke ab. „Wie willst du vorgehen?", fragte er leise.
„Ich nehme dich bei der Hand, mein Freund. Zuvor jedoch solltest du die Tür des Fahrzeugs verriegeln."
„Du willst teleportieren? So nennt man das doch!"
Gucky forderte ihn auf, die grün markierte Stelle arn Gürtel zu drücken. Das Deflektorfeld aktivierte sich. Roxo konnte ihn jetzt sehen. Der Ilt hing unter der Decke und demonstrierte ihm seine telekinetischen Fähigkeiten.
„Nicht erschrecken, ich hole dich herauf zu mir", sagte der Mausbiber.
Roxo Quatron verlor den Boden unter den Füßen. Steif stieg er einen halben Meter hoch, bis er mit dem Kopf gegen die Decke stieß.
„Gib mir deine Hand, Großer! Keine Angst. Du erlebst es
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