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2106 - Der weiße Tod

Titel: 2106 - Der weiße Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gänge des Palasts. Bar Tidous begegnete ihm zu seinem Glück nicht mehr, aber er fragte sich zum Aufenthaltsort der Prinzessin durch. Die Warnung das Ultimatum der E'Valenter, ging ihm nicht aus dem Sinn.
    Er hatte ihre schrecklichen Waffen und ihre Wirkung gesehen. Er konnte sich vorstellen, wie die Stadt nach einem Angriff aussehen würde.
    Nach stundenlanger Suche fand er die Prinzessin. Sie war mittlerweile wieder in ihrem Schlaf gemach, und ihre Töchter ließen ihn ein. Liktus Boi hatte sich zwischenzeitlich einen neuen, sauberen Umhang besorgt, wie ihn alle Würdenträger des Palastes trugen.
    „Scharanay", zirpte Boi leise, als er sich vor ihr großes Bett kniete und zärtlich und voller tiefer, ehrlicher Bewunderung ihre Klauenhand nahm. „Prinzessin. Was kann ich tun, um dich zu trösten? Bitte sage es mir, und ich werde es tun."
    Sie drehte den dreieckigen Kopf und sah ihn aus ihren großen, ovalen Facettenaugen an. Sie war in einem fürchterlichen Zustand. Jeglicher Glanz war aus diesen einst so eindrucksvollen Augen verschwunden.
    Boi roch ihre Verzweiflung mehr denn je. Winzige Kristalle hatten sich auf ihrem Panzer gebildet und funkelten im trüben Licht. Die kleinen Ziervögel gaben jämmerliche Laute von sich. Auch hier entdeckte Liktus tote Exemplare auf dem Käfigboden.
    „Oh, Liktus, mein alter Freund", zirpte sie. „Du kannst Imm Zuliffer nicht wieder lebendig machen. Niemand kann das."
    „Ich weiß", antwortete der Alte.
    Die Prinzessin hob den Kopf an. Liktus griff dahinter und stützte sie.
    „Aber das haben die Fremden nicht umsonst getan", zischte die Prinzessin. Plötzlich war doch wieder Feuer in ihren Augen, aber kein gutes Feuer, sondern das des Zorns, der Vergeltung. „Das Volk Derer von Zineda wird sich nicht länger das Leiden gefallen lassen.
    Wir werden eine Armee ausrüsten, zu der jeder einzelne Bewohner der Stadt gehört, der kämpfen kann, und wir werden die E'Valenter austilgen wie Unkraut - oder selbst verlöschen!"
    Nach dieser Kraftanstrengung legte sie sich zurück. Liktus zog seine Hand hervor und starrte sekundenlang hilflos und bestürzt auf die wieder Besinnungslose nieder.
    „Prinzessin", flüsterte er. „Das darf nicht dein Ernst sein. Ich habe die Waffen der Fremden gesehen, du nicht. Du sprichst das Todesurteil über dein Volk!"
    Aber sie antwortete nicht mehr. Liktus Boi erhob sich und ging zur Tür des Schlafgemachs.
    Die Prinzessinnentöchter kamen ihm entgegen und eilten zur Liegestatt ihrer Mutter, gefolgt von einem wütenden Bar Tidous.
    „Hast du jetzt genug, alter Mann?", fuhr der Sekretär Boi an. „Oder muss noch mehr passieren?"
    Liktus' Weg aus dem Palast glich einer Flucht; einer Flucht vor allem, was ihm einmal vertraut gewesen war. Die Nähe der Prinzessin; die Ratschläge, die sie immer von ihm angenommen hatte; ihre Fragen nach den Prophezeiungen der Monde.
    Plötzlich war das alles anders geworden. Und das wegen des Todes eines Mannes, der diesen sogar in Kauf genommen hatte. Für diesen einen sollte das ganze Volk Derer von Zineda nun büßen.
    Das konnte, das durfte nicht sein!
     
    *
     
    Liktus Boi war in den Turm der Weisen zurückgekehrt, als es schon zu dämmern begonnen hatte. Er war voller Verzweiflung. So viele Generationen von Gelehrten hatten hier gelebt; ihre Besitztümer und ihre Habe stapelten sich wie Reliquien in den leeren Kammern. Und doch reichte all die angehäufte Weisheit offenbar nicht aus, um die Verbitterung der kranken Prinzessin zu besiegen und den Untergang Zinedas zu verhindern.
    Am nächsten Tag sollten die fünfzig neuen Minensklaven bereitstehen und nach Eyschant abtransportiert werden. Die E'Valenter erwarteten sie dort. Und wenn das nicht geschah...
    Es würde nicht geschehen, wenn die Prinzessin ihren Sinn nicht änderte!
    „Der Schmerz über den Verlust hat ihr den Verstand geraubt", sagte Liktus zu sich selbst.
    „Vielleicht kann ich sie umstimmen, wenn sie wieder bei sich ist. Ich muss es versuchen, zusammen mit ihren Töchtern und den Heilern... Ich muss noch einmal zurück in den Palast..."
    Der Blick des Gelehrten fiel auf jene seltsame Kutte, die einst der Besucher aus dem Trümmerimperium bei den Zineda zurückgelassen hatte. Das Kleidungsstück war beigefarben, mit zwei Ärmeln und einer weiten unteren Öffnung. Auf die Körperform des längst gestorbenen Wesens ließ das wenig Schlüsse zu.
    Am interessantesten war das Symbol, das sich auf dem linken Schulterstück der Kutte befand. Es

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