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2113 - Gefangen in der Zitadelle

Titel: 2113 - Gefangen in der Zitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Staub getreten worden.
    Zitternd betrachtete ich meine Freundin.
    Bei der Strafexpedition - denn darum musste es sich wohl gehandelt haben - hatten Tausende von Aeusenern ihr Leben gelassen. Ich konnte keinen einzigen aktiven Revolutionär mehr sehen. Sie waren alle getötet oder verschleppt worden.
    Das alles schien Tratto verkraftet zu haben. Aber als sie die herabgerissene Fahne bemerkte, war sie nervlich beinahe zusammengebrochen.
    Ich sah sie an. „Du musst in einer Beziehung zu dem Trümmerimperium stehen", sagte ich ihr auf den Kopf zu.
    Aber Tratto gab darauf keine Antwort. Sie war völlig handlungsunfähig und psychisch abwesend.
    Ich musste meine Freundin mitziehen und vor den überall ausgebrochenen oder ausbrechenden Bränden in Sicherheit bringen.
    Vergangenheit: Mikromaschinen „Wie lange dauert das noch?", raunzte Kirg.
    Er war ein typischer Aeusener. Klein, gedrungen, mit stämmigen Armen und Beinen, einem tonnenförmigen Brustkorb und dichter, dunkler Behaarung. Die Aeusener waren dem Leben auf ihrer kargen Heimatwelt perfekt angepasst.
    Kirg mochte mich nicht. Nach fast einem Jahr misstraute er mir noch zutiefst. Er lehnte mich ab, und ich stand sicher für vieles, was er sogar hasste.
    Aber er brauchte mich, und er war durchaus fair zu mir. Freundschaft gab es zwischen uns keine, aber durchaus einen gewissen Respekt.
    Er brauchte mich, um seine Ziele zu verfolgen, und ich brauchte ihn, um zu überleben, doch die Lage war trotzdem nicht nur angespannt, sondern schier hoffnungslos.
    Seit fast einem Jahr war Kirg mein Arbeitgeber. Und ich hatte mit ihm wirklich nicht den schlechtesten erwischt, den es auf Aeusen XIV gab.
    Zu tun gab es hier genug. Die Strafexpedition der E'Valenter hatte die Welt bis in die Grundfesten erschüttert und gewaltige Verheerungen angerichtet. Industrielle Anlagen waren zwar größtenteils verschont geblieben, doch etwa ein Drittel der Bevölkerung hatte das Dach über dem Kopf verloren.
    Und auf diesem Planeten waren Tratto und ich gestrandet, zwar frei und praktisch unverletzt, aber ohne einen CE-Tradico!
    Mit meinem technischen Wissen, das ich als Sohn des Landesherrn von Pombar schon in der Jugend erhalten hatte, war es kein Problem gewesen, in der Stadt eine hochwertige Arbeitsstelle als Reaktorbauingenieur zu finden. Ich hatte es zudem geschafft, auch Tratto in Kirgs Firma unterzubringen. In kürzester Zeit war ich zu einem seiner wertvollsten Mitarbeiter geworden, und jeder meiner zahlreichen Verbesserungsvorschläge bedeutete bares Geld für ihn. Das alles trug dazu bei, die Versorgung der Planetenbevölkerung so schnell wie möglich wieder sicherzustellen, denn auch daran war ihm gelegen.
    Der Job ermöglichte Tratto und mir ein gesichertes Leben in verhältnismäßigem Wohlstand, doch ich wollte nicht den Rest meiner Tage auf Aeusen XIV verbringen. Ich wollte zurück nach Pombar, meinen Elter, meinen Seelenspiegel und meine Geschwister wiedersehen und dann endlich mein Studium auf Zaujanji, der Welt der Gelehrten, aufnehmen.
    Aber seit uns die Valenter hier ausgesetzt hatten, war kein einziges Raumschiff auf Aeusen XIV gelandet, zumindest nicht in der Hauptstadt, und wenn doch, dann hatte ich nichts davon erfahren.
    Noch immer stand irgendetwas zwischen Kirg und mir, und ich vermutete, dass dies etwas mit der Frage zu tun hatte, die seit vielen Monaten, seit einem Jahr in mir brannte. Die Frage, wie es zu einer Strafexpedition dieser Art hatte kommen können - und vor allem, was Tratto damit zu tun hatte.
    Aber beide Fragen waren ohne Antwort geblieben. Tratto schwieg eisern, und die Aeusener wichen diesem Thema aus, sprachen nicht über das Trümmerimperium und ihre Beziehung zum Reich.
    Wahrscheinlich, weil sie in mir einen Angehörigen dieses Reiches sahen, einen Außenstehenden, der sie jederzeit verraten würde, nur um diesen Hinterwäldlerplaneten wieder verlassen zu können.
    Womit sie nicht einmal Unrecht hatten.
    Denn ich hatte tatsächlich kein Verständnis für die widerspenstige, revoltierende Haltung der Einwohner gegen das Reich.
    Bis zu jenem Abend, an dem ich Kirg zu einem Gespräch zwang.
     
    *
     
    „Ich bin fertig", sagte ich und hielt den Datenträger hoch. „Ich habe hier Schritt für Schritt aufgezeichnet, wie du die Serienproduktion der Fusionsmeiler nicht nur um die gewünschten zehn, sondern gleich um fünfundzwanzig Prozent beschleunigen kannst."
    Ein begehrliches Funkeln trat in Kirgs Augen. Der Aeusener war Patriot; ich hatte

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