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2113 - Gefangen in der Zitadelle

Titel: 2113 - Gefangen in der Zitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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natürlich vollständig, aber er stellte meine einzige Chance dar, Aeusen XIV in absehbarer Zeit zu verlassen, auf andere Welten des Reichs zu gelangen, auf denen ich vielleicht eine Passage nach Pombar bekommen würde.
    „Es tut mir Leid. Ich habe keine Verwendung für dich." Er wandte sich ab. Das Gespräch war für ihn beendet.
    Es war gar nicht leicht gewesen, überhaupt zu ihm vorgelassen zu werden. Aeusen XIV war so etwas wie ein verbotener Planet. Ich vermutete mittlerweile, dass das Reich jeden Handel mit dieser Welt bewusst unterband. Demzufolge mochte Pirguso auch nicht das sein, was man unter einem zuverlässigen Kapitän verstand.
    Er hatte keine Verwendung für mich, aber ich war nicht bereit, einfach so aufzugeben. Ich klammerte mich an den letzten Strohhalm, griff verzweifelt nach Hoffnungen, die eigentlich gar nicht vorhanden waren.
    „Ich kann kochen", sagte ich, „und ich kann die Böden schrubben, und ich verlange keinen Lohn, ich will nur hier weg, auf einen anderen Planeten."
    Pirguso ging weiter zur Tür und gab den beiden Besatzungsmitgliedern, die mich in den Konferenzraum geführt hatten, ein Zeichen.
    Ich wusste selbst, dass ich nur noch Unsinn redete. „Ich bin archäologisch ausgebildet und kann Karten lesen, kostbare Artefakte von Fälschungen unterscheiden, Hinweise über verlorene Kulturen geben ..."
    Der Kommandant drehte sich ganz langsam um. „Du interessierst dich für Archäologie?"
    „Ja, sehr."
    „Und verfügst auf diesem Gebiet über einige Kenntnisse?"
    „So kann man es sagen."
    Er stellte mir mehrere Fragen. Einige konnte ich beantworten, bei anderen wusste ich gar nicht, worauf er hinauswollte.
    „Nun gut", sagte er zu einem mir völlig willkürlich erscheinenden Zeitpunkt. Er hätte mir noch eine oder noch hundert Fragen stellen können, die Systematik hinter seiner Einschätzung wäre mir trotzdem verborgen geblieben. „Kost und freie Logis, bis wir dich auf einem Planeten deiner Wahl absetzen?"
    „Aber meine Freundin Tratto fliegt mit."
    Pirguso seufzte. „Einverstanden. Holt eure Sachen und kommt an Bord."
    Plötzlich roch er so süß wie der beste Evrafosch, den ich je getrunken hatte.
     
    *
     
    „Warum?", sagte ich zu Tratto. „Warum hat sich Pirgusos Haltung aus nicht nachvollziehbaren Gründen ebenso plötzlich wie vollständig geändert? Warum hat er uns zwei Gestrandete an Bord seines Frachters geholt? Welchen Vorteil bringt ein Archäologe an Bord?"
    Tratto schüttelte hilflos den Kopf. „Ich verstehe es nicht", sagte sie mit schriller Stimme, „doch ich bin dankbar für die Chance, die Pirguso uns gibt. Vielleicht gelingt es uns ja jetzt, irgendwie und irgendwann nach Hause zurückzukehren."
    Ich fragte mich - nicht zum ersten Mal -, wo Tratto zu Hause war.
    Die ZIGZAG war in erster Linie ein Frachter. So häufig wie möglich nahmen Pirguso und seine Leute Frachtaufträge an, um CE-Tradicos zu erwirtschaften. Dabei flogen sie oft Welten an, die nicht zu den bevorzugten des Reichs Tradom gehörten. Welten, auf denen es gärte, auf denen sich vielleicht - wie auf Aeusen XIV - Revolutionäre zusammenscharten, um einen hoffnungslosen Aufstand gegen das Reich zu proben.
    Die Arbeit an Bord war hart und laugte aus. Aber schon bald bekam ich heraus, dass Pirguso etwas anderes umtrieb als bloße Gewinnmaximierung. Denn kurz nach dem Start von Aeusen XIV führte Pirguso mich in jenen Raum an Bord der ZIGZAG, der für mich zum wichtigsten überhaupt werden sollte. In die Bibliothek.
     
    *
     
    Pirgusos Blick blieb zwar weiterhin finster - solange ich ihn kannte, hatte ich ihn kein einziges Mal lächeln sehen -, doch der Stolz, mit dem er mir sein Heiligtum zeigte, war unverkennbar.
    Die Bibliothek war riesig, ein Sammelsurium aus Datenspeichern, Holofolianten und antiquierten gebundenen Büchern, aus Fakten und Legenden, aus Wirklichkeit und Fiktion.
    Schlagartig wurde mir klar, warum er mich an Bord der ZIGZAG geholt hatte. Pirguso hatte einen Gleichgesinnten gesucht, mit dem er seine Erkenntnisse und Entdeckungen besprechen und auswerten konnte.
    Doch es sollte noch lange, sehr lange dauern, bis er mir so weit vertraute, dass er mir seine wahren Geheimnisse und Schlüsse verriet. Dann jedoch tat sich mir eine ganz neue Weltsicht auf. Denn Pirguso - und einige Angehörige seiner Besatzung - hatten aus den Legenden der Völker und uralten Dokumenten noch weit mehr rekonstruiert als die Geschichte Tradoms, wie ich sie kannte.
    „Hast du schon einmal von

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