2114 - Mogtans Gedicht
der unbezwingbare Arm, mit dessen Hilfe die Inquisition ihren Willen durchsetzte.
Die höchste spirituelle Instanz der Galaxis Tradom war das Auge Anguelas. Die Angehörigen der meisten Völker glaubten, dass nach ihrem Tode ihre Seele in das Unendliche Nichts hinter Anguelas Auge einging. Astronomisch gesehen handelte es sich beim Auge Anguelas um eine Glutzone von etwa 5000 Lichtjahren Durchmesser in der Sternenbrücke zwischen den Galaxien Tradom und Terelanya. Als Symbol dieser Glutzone stand bei jedem Tributkastell der Galaxis Tradom eine hoch in den Himmel aufragende Säule aus Gold - das Auge Anguelas als stilisiertes Zeichen der gütigen Macht, die über Tradom und seine Völker wachte. Nun war klar, das der goldene Turm der Stadt Barlofft das Auge Anguelas war.
Im Namen der Eltanen!
Der Gedanke traf Gucky wie ein Blitz. Er wühlte sich gerade durch eine Gruppe von Pombaren hindurch, als er ihn vernahm. Wie paralysiert blieb der Ilt stehen - und überraschte einen Quintanen, der ihm dichtauf gefolgt war. Mit einer Folge ultrahoher Zischlaute stürzte das leuchtend rote, insektoide Wesen über den kleinen Ilt hinweg und rollte unter einen der Tische, wo es sich in einem Gewirr pflanzlicher Fasern verfing.
Der Mausbiber hielt sich nicht mit ihm auf, sondern eilte weiter, bis er zwischen zwei meterhohen, kurbisähnlichen Früchten einen ruhigen Platz fand. Fieberhaft suchte er nach dem Wesen, dessen Gedanken ihn gestreift hatten.
Im Namen der Eltanen! Dieser Gedanke konnte der Anfang einer Spur nach dem seit Jahrtausenden verschollenen Volk sein.
Doch nicht nur der Gedanke traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sondern auch das Gefühl des Unwohlseins. Plötzlich war ihm, als würde sein Innerstes nach außen gekehrt.
Eine unvorstellbar energiereiche Macht schien ihre Hand aus den glühenden Tiefen des Planeten nach dem Mausbiber auszustrecken. Ihm war, als wollte sie ihn packen, um ihn in seinen gesamten Lebensfunktionen zu verändern und dem Planeten anzupassen.
*
„Holt ihn zurück!", forderte Grent Skryra. Der Kymatiker stellte sich dem Expeditionsleiter in den Weg, als dieser die Hauptleitzentrale der PHÖNIX verließ.
Rudo K'Renzer fing sich im letzten Moment ab, um nicht mit ihm zusammenzuprallen. Verstimmt blickte er den Wissenschaftler an. Er mochte es nicht, wenn er in dieser Weise aufgehalten wurde. „Was soll das?", zürnte er.
„Du musst die Aktion abbrechen!", rief Skryra. „Gucky darf nicht länger auf Pombar bleiben. Meine Messungen zeigen mir sehr deutlich, dass es eine Unverträglichkeit zwischen ihm und seiner Umwelt dort gibt. Sie bringt ihn um, wenn er dort bleibt."
„Nun mal langsam mit den jungen Pferden", murrte K'Renzer. „Soll ich Gucky und den anderen sagen: Hallo, Freunde, der Planet Pombar ist sauer, weil ihr dort seid. Kommt lieber wieder an Bord?"
Der Kymatiker blickte ihn geradezu verzweifelt an.
„Ich liebe Gucky", beteuerte er. „Ich verehre ihn. Er hat Unglaubliches für uns Menschen geleistet. Es wäre ein ungeheuerlicher Verlust für uns alle, wenn er stirbt. Bitte, es ist mir gleich, wie du es anstellst, nur hole ihn zurück. Noch hast du eine Chance, sein Leben zu retten."
Der Expeditionsleiter blickte ihn durchdringend an.
„Ich schätze deine Arbeit durchaus, Grent", entgegnete er. „Auf einen bloßen Verdacht hin aber werde ich nichts unternehmen. Ich will einen wissenschaftlich haltbaren Beweis. Aus der Ortungszentrale oder etwas Nachvollziehbares von deiner Kymatik. Gib ihn mir, und ich tue, was du verlangst. Ich will es klar, eindeutig und unwiderlegbar. Haben wir uns verstanden? Und jetzt geh mir aus dem Weg!"
*
Im Namen der Eltanen!
Gucky folgte dem Gedanken. Seine Blicke glitten hin bis zu einem Lastengleiter am Ende der Marktstraße. Die Maschine war an ihrem Heck mit einem Gitterkäfig versehen.
Darin kauerte ein entfernt humanoides Wesen mit langen, zerzausten Haaren und einem menschenähnlichen Gesicht, das über und über mit Falten und Wülsten bedeckt war. Eine Art Raubvogelschnabel ragte weit daraus hervor. Er war an seiner Spitze scharf nach unten gebogen. Von Augen, Mund oder Öhren war nichts zu erkennen. Sie mochten irgendwo zwischen den Wülsten verborgen sein. Als der Sklave seinen Kopf zur Seite drehte, sah der Ilt, dass sein Hinterkopf mit vier handlangen Stacheln versehen war.
Verzweifelt rüttelte das mit einigen Tuchfetzen bekleidete Wesen an den Stäben des Käfigs, ohne diesen öffnen zu
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